Uraufführung am Schauspielhaus Wenn das Raumschiff „hmmm“ macht

Düsseldorf · Die Wohlfühl-Oper „Rückkehr zu den Sternen“ von Bonn Park und Ben Roessler feierte im Schauspielhaus ihre Uraufführung.

Rosa Enskat, Kilian Ponert, Serkan Kaya und Lea Ruckpaul (v.l.) als Besatzung des Raumschiffs und Florian Claudius Steffens als Monster im Reich der Eiskönigin.

Foto: Thomas Rabsch

Die Töne geben den Ton des Abends vor. Eine klassische Besetzung zwischen Harfe und Violine schmeichelt den Ohren des Publikums mit einer Mischung aus Impressionismus und Filmmusik. Rosa Enskat als Wissenschaftsoffizier im „Star Trek“-Kostüm singt dazu. Dann öffnet sich der Vorhang: Willkommen auf der Brücke des Raumschiffs U.S.S. Wassong!

Dort spielt sich auf der großen Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses die „Rückkehr zu den Sternen“ ab, als Uraufführung einer „Weltraumoper“ des Regisseurs Bonn Park und des Komponisten Ben Roessler. Die übrigen vier Besatzungsmitglieder treten hinzu und singen erstaunlich gut, vor allem wenn man bedenkt, dass sie eigentlich keine ausgebildeten Musiker sind. Im Bariton stimmt Captain Serkan Kaya die Mannschaft frohgemut auf den Tag ein: „Wir beginnen sogleich mit den Reparaturen am Schiff.“

Vorhang gibt eine
zerklüftete Eislandschaft frei

Der erste Einsatz von Kilian Ponert als Raumschiff-Doktor lässt nicht lange auf sich warten. Der Mann mit den markanten Ohren muss sich um ein weibliches Besatzungsmitglied kümmern. Er scannt die Dame und befindet, es sei alles in Ordnung mit ihr. Da kann die Mannschaft beruhigt singen: „Das Raumschiff macht hmmmmm“ und „Die Konsole macht bibup, bibup, bibup“. Nach einer Zwischenmusik gibt der Vorhang eine zerklüftete Eislandschaft frei. Eine geheimnisvolle Macht hat die U.S.S. Wassong im 23. Jahrhundert mit ihren wenigen übrig gebliebenen Erdbewohnern an Bord in den Orbit eines anderen Planeten gezwungen. Die Mannschaft besinnt sich auf die humanen Werte, die das Vorbild „Star Trek“ (anders als „Star Wars“) ihr eingibt, und dank Besonnenheit, Zuversicht und Beobachtungsgabe gelingt die Begegnung mit den weiß-grünlichen Außerirdischen samt Eiskönigin, obwohl unterschiedliche Lebensverläufe aufeinanderprallen.

Denn die Angehörigen der Eisfraktion werden nur 40 Jahre alt und entwickeln sich dann zurück an die Mutterbrust – beim riesigen weißen Eismonster Niesel (Florian Claudius Steffens) noch schwerer vorstellbar als bei seinen normalwüchsigen Landsleuten. Allesamt tanzen sie zauberhaft zusammen mit Mitgliedern des Ensembles Tanzraum Benrath über die Bretter. Nur einmal gibt es einen Eklat. Als der Doktor die von Natur aus gefühllose Wissenschaftsoffizierin behandelt, lädt die sich auf einmal mit Temperament auf, beschimpft wüst die Umstehenden, wird dann aber vom Arzt in die beruhigende Sphäre der Gefühlstaubheit zurückversetzt.

Tanzen zwischen Boden
und Bühnenhimmel

Freundliche, sanfte, weise Worte verabschieden die irdischen Zuschauerinnen und Zuschauer von heute aus dem Raumschiff und mit dem Wissen des 23. Jahrhunderts in die Nacht: „Bleiben Sie hoffnungsvoll und freundlich, und es kann Ihnen nichts passieren.“ Denn bislang sei auf der Erde noch immer alles gut gegangen.

In Erinnerung bleiben von diesem Abend vor allem die wandlungsfähige Rosa Enskat als Wissenschaftsoffizier, Lea Ruckpaul als geistesgegenwärtiger Erster Offizier und Kilian Ponert als Doktor in einem Wohlfühlstück, das es jedoch schafft, elegant am Rande des Kitsches entlangzuschippern. Am Ende tanzen Bewohner beider Welten harmonisch zwischen Boden und Bühnenhimmel auf und ab, violett beschirmt, in scheinbar nackter Glückseligkeit und untermalt von den betörenden Klängen des aus Studierenden der Robert-Schumann-Hochschule bestehenden Orchesters. Der Applaus bewies: In Zeiten von Klimawandel, Coronavirus-Pandemie und Krieg in der Ukraine braucht die Menschheit endlich auch mal etwas Zuspruch.