Gastbeitrag Unternehmerschaft Niederrhein – Joachim Heghmans, Rechnungsprüfer Allgemeiner Verband niederrheini-scher Arbeitgeber In soziale Verantwortung hineinwachsen

Mit der ersten Einführungsschulung für unsere Auszubildenden im vergangenen Jahr haben wir beste Erfahrungen gemacht. Die Unternehmerschaft Niederrhein organi-siert diese Schulung. Der Arbeitgeberverband führt die Reihe, die mit den Jugendli-chen und jungen Erwachsenen mit einem neuen Lebensabschnitt verbunden ist, sou-verän durch.

Der Austausch zwischen Pfleger und Mitarbeiter gehört im HPZ zum gelebten Arbeitsalltag – hier in der Tönisvorster Werkstatt Hochbend.

Foto: Ja/Christoph Buckstegen

Als großer sozialer Arbeitgeber in der Region mit neun Werkstätten gestaltet sich un-sere Einführungsschulung naturgemäß anders als bei den anderen Betrieben, die ih-ren Nachwuchs der Unternehmerschaft Niederrhein anvertrauen. Das fängt beim Ort an. Während die „normale“ Schulung im Tagungshaus in Kleve stattfindet, treffen wir uns in der Zentralverwaltung des Heilpädagogischen Zentrum Krefeld – Kreis Viersen gGmbH in Tönisvorst. Beim Auftakt im August 2019 kam ein Dutzend angehender Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger im Tagungsraum zusammen. Da die Gruppe weitaus kleiner ist als bei der Klever Schulung, konnte die Moderatorin das Programm

an zwei statt üblicherweise an drei Tagen in gleicher Gründlichkeit und Intensität durcharbeiten.

Es ist übrigens die gleiche Trainerin wie beim Klever Seminar. Sie verfügt also über einen breiten Erfahrungsschatz, wie man junge Menschen an den Job heranführt. Und für das Berufsleben re-levante Aspekte wie Auftreten, Kon-fliktmanagement oder Arbeitsorgani-sation vermitteln. Diese Qualität ist uns wichtig. Schließlich sind wir verant-wortlich für 2100 behinderte Men-schen, denen wir an drei Standorten in Krefeld und sechs im Kreis Viersen eine Perspektive für ihr Leben geben. Hinzu kommen 600 Angestellte, zu denen auch un-ser Ausbildungsnachwuchs zählt. Über die Schulung wachsen die frischen Azubis von Anfang an in ihre Verantwortung hinein.

Es ist für mich folgerichtig, dass man Heilerziehungspfleger nicht mit Mechatronikern, Chemikanten oder Industriedesignern „in einen Topf werfen“ kann. Zu unterschiedlich sind die Berufsfelder, zu unterschiedlich die Herausforderungen, zu unterschiedlich ist auch die Herkunft, also der bisherige Werdegang bis zum ersten Ausbildungstag. Heilerziehungspfleger haben in aller Regel schon ein Freiwilliges Soziales Jahr absol-viert. Oder bringen mehrjährige einschlägige Berufserfahrung in einem sozialen Be-reich mit. Es gibt zu wenig gemeinsame Klammern, so dass unsere Auszubildenden im Klever Pool mit den anderen Heranwachsenden möglicherweise einen Fremdkör-per bilden könnten.

Im reinen Lernprogramm und in der Beleuchtung der Kernkompetenzen gibt es na-türlich Gemeinsamkeiten. Teambildung, Lernstrategien oder Benimm-Regeln gehören beispielsweise dazu. Aber auch hier macht es am Ende einen Unterschied, ob ich mit behinderten Menschen im täglichen Arbeitsalltag umgehe oder mit nicht-behinder-ten Menschen. Diese Sensibilitäten werden nun von Anfang an herausgearbeitet. Un-sere „Neuen“ entwickelten somit ein Gespür dafür, was die Arbeit als Heilerziehungs-pfleger im HPZ ausmacht.

Nehmen wir das Thema Kommunikation – eine der fünf Säulen der zweitägigen Schu-lung. Ein Heilerziehungspfleger begleitet die zu betreuenden Menschen bei der Be-wältigung ihres Alltags, insbesondere ihres Arbeitsalltags. Für diese Klientel muss die Ansprache eine andere sein als im „normalen“ Umfeld. Das gilt sowohl für Menschen mit einer geistigen als auch mit einer schwerstmehrfachen Behinderung als auch mit psychischen Erkrankungen. Das aktive Zuhören gestaltet sich vielschichtiger.

Kommuniziert wird ferner der Wert dieser besonderen Ausbildung: Es geht um die Teilhabe behinderter Menschen an der Arbeitswelt.

Schon jetzt freuen wir uns auf die nächste Einführungsschulung im HPZ zusammen mit der Unternehmerschaft Niederrhein.