Horst Wackerbarth „Ulmer Höh, ein Scherbenhaufen“
Düsseldorf · Horst Wackerbarth erhält keine Bundesförderung für die Gefängnis-Kapelle. Sein Projekt droht zu scheitern.
Seit 2012 möchte der Fotokünstler Horst Wackerbarth aus der Gefängnis-Kapelle der Ulmer Höh’ ein Vorzeige-Projekt für Kunst, Kultur und Wohnen machen, mit dem Kapellengeschoss als Bürgerhaus und weiträumiges Ausstellungsforum. Die Hoffnung seines Vereins „Kunst und Leben Ulmer Höh“ lag auf eine Bundesförderung von 1,5 Millionen Euro. Die aber wurde soeben abgelehnt. Wie ein Jurymitglied dem Künstler erklärte, habe die Stadt die Bedeutung des Areals für die westdeutsche Geschichte nicht klar herausgestellt. Außerdem hat pro Kommune nur ein Antrag eine Chance auf Förderung.
Die Probleme begannen einst mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW, der den Gesamtkomplex an den Investor Interboden verkaufte, anstatt die Kapelle herauszunehmen. Dadurch muss er für das kleine Grundstück mit der ruinösen Kapelle 1,5 Millionen Euro zahlen, wodurch die Baukosten auf 6,9 Millionen Euro steigen. Vor einigen Monaten kam ein weiterer Rückschlag, als der Kulturverein „Wurzeln und Flügel“ unter Beate Düsterberg ausstieg. Ursprünglich sollte von dort eine Beteiligung von zwei Millionen Euro kommen.
Wackerbarth wollte eigentlich noch in diesem Jahr bauen. Business- und Programmplan standen. Das Ziel war greifbar nahe, denn er hatte in letzter Minute ein Family-Office gefunden, das auf Nachhaltigkeit setzt. Die betuchte Familie wollte den öffentlich geförderten Wohnraum für die Künstlerateliers kaufen und die Kapelle sanieren. Aber ohne Fördergeld lohnt es sich kaum noch. „Jetzt ist es ein Scherbenhaufen“, sagt Wackerbarth.
Nun will Oberbürgermeister Thomas Geisel mit dem Investor Interboden sprechen. Denn falls der Verein Ulmer Höh’ scheitert, fällt die Immobilie sowieso an Interboden zurück. Dieser Investor könnte natürlich auch geförderten und frei finanzierten Wohnraum schaffen. Aber ob die Kapelle dann ein geistiges Zentrum oder nur ein Modelabel wird, müsste geklärt werden. Auch die Stadt könnte einsteigen, mit Wackerbarths Verein als Mieter und Projektschmiede. Nur: In Corona-Zeiten hätte so ein Wunsch, selbst wenn die Stadt dabei ein Bürgerhaus mitgeliefert bekäme, geringe Aussichten auf Erfolg.
Deshalb bleibt als letzte Hoffnung für Wackerbarth ein erneuter Antrag beim Bund, diesmal mit präzisen Fakten. Bis 22. Oktober soll das Papier eingereicht sein.
Ratsherr Philipp Tacer (SPD) macht seinem Freund Wackerbarth Mut und hofft auf eine positive Wende. Das Konzept des Vereins „Kunst und Leben Ulmer Höh“ bedeute eine optimale Nutzung der Kapelle und eine kulturelle Bereicherung für das gesamte Quartier. Er gehe davon aus, dass auch der Investor Interboden an einer qualitativ und kulturell überzeugenden Nutzung der Kapelle interessiert sei und das Konzept schätze. Tacer jedenfalls hält die Umsetzung der Pläne weiterhin für möglich. Verwaltung und Kommunalpolitik unterstützen dies. In diesem Sinne finden Gespräche und weitere Initiativen statt.