Verstärkter Polizeischutz vor Synagogen Jüdische Gemeinde Düsseldorf gibt AfD Mitschuld an tödlichen Schüssen
Düsseldorf/Halle · Nach den tödlichen Schüssen in Halle/Saale verstärkt die Polizei in Nordrhein-Westfalen landesweit ihre Kräfte vor Synagogen. Der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf gibt der AfD eine Mitschuld.
Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, sieht angesichts der Tat von Halle keine Veranlassung, in Panik zu geraten. Die Sicherheitsleute seien ohnehin am Feiertag Jom Kippur in Alarmbereitschaft, sagte er gegenüber dieser Zeitung.
Dass so ein Anschlag passiere, sei für ihn nicht überraschend, „deswegen haben wir den Schutz der Synagogen, die von der Polizei rund um die Uhr bewacht werden“. Bislang seien die Rechtsradikalen noch nicht so gewalttätig gewesen. „Das scheint sich zu ändern“, befürchtet Szentei-Heise. Er habe gerade erst wieder einen Satz aus dem Talmud (eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums) gehört: „Nach den schlechten Gedanken kommen die schlechten Worte, und denen folgen dann die schlechten Taten. Die AfD trage Mitschuld daran, dass Dinge gesagt werden, die früher nicht gesagt wurden“, so Szentei-Heise.
NRW verstärkt Polizeischutz vor Synagogen
In Berlin wurde die Hauptstadt-Polizei gebeten, die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen in der Stadt umgehend und bis auf weiteres zu erhöhen. „Diese Maßnahmen setzen wir im Moment im Einvernehmen mit den jüdischen Gemeinden um“, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD).
Auch in Nordrhein-Westfalen würden die Schutzmaßnahmen vor israelisch-jüdischen Einrichtungen „beträchtlich erhöht“, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Das gelte vor allem für größere, exponierte Synagogen. In NRW gibt es größere jüdische Gemeinden mit Synagogen unter anderem in Düsseldorf, Köln, Duisburg, Münster, Aachen, Essen, Bochum und Wuppertal.
Ähnlich sah es in anderen Bundesländern aus. „Wir haben bis auf weiteres die Schutzmaßnahmen bei allen jüdischen Einrichtungen hochgefahren“, sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Innenministeriums in Stuttgart.
Auch in Hannover verstärkte die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Gemeinden. Außerdem seien Polizisten aus Niedersachsen zur Unterstützung der Einsatzkräfte in Sachsen-Anhalt angefordert worden, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Hannover. In München wurden Streifen sensibilisiert und darauf hingewiesen, dass der Vorfall in Halle in Zusammenhang mit einer jüdischen Einrichtung steht.
In Thüringen überwachte die Polizei Verkehrswege aus Halle in Richtung Thüringen sowie Orte in der Nähe der Landesgrenze. Zudem nahmen Polizeistreifen verstärkt Synagogen und andere Einrichtungen der jüdischen Gemeinde in den Blick, wie die Landespolizeidirektion in Erfurt mitteilte.