Karneval in Düsseldorf Stunk-Krisensitzung nimmt Friedrich Merz und mehr auseinander

Düsseldorf · (tino) Wenn Ursula von der Leyen und Karl Lauterbach als EU-Kommissionsvositzende und Bundesgesundheitsminister versuchen, mit Verordnungen und Paragraphenreiterei den „Stunk“ in Düsseldorf zu verhindern, stemmt sich das siebenköpfige Ensemble inklusive vierköpfiger Band mit aller Anarchie, zivilem Ungehorsam sowie enormer satirisch-kabarattistischer Finesse dagegen.

Stunk vom Feinsten gab es im Capitol.

Foto: Anne Orthen (orth)

Das war der rote Faden der vier „Polit-aufmüpfigen“ Stunk-Sitzungen und sorgte bei den 500 Jecken am Premierenabend für Jubelstürme.

In teilweise grandiosen Kostümen werben die Stunker unter dem Motto „Back to jeck – Die Krisensitzung“ für eine tolerante und weltoffene Politik und Gesellschaft, sind gegen Reglementierung, Langeweile und Energieverschwendung.

Denn Krisensitzung heißt: Aus der Not einen Tusch machen. Die „von-der-Leyen-Anordnung“, auch den „Stunk“ europaweit ausschreiben zu lassen, interpretierten die freiheitsliebenden Kleinkünstler so: „Wir sind im Rheinland. Da läuft das europäische Ausschreibungsverfahren nur bis Holthausen. Und wenn das mit den Düsseldorfer Jonges nicht abgesprochen ist, läuft sowieso nix Europäisches.“

Besonders dicke kam es für den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz und Bundesfinanzminister Christian Lindner. Jens Spörckmann als Ex-Reichskanzler Otto von Bismarck spottete über Merz: „Ein eitler Sauerländer, mit der Selbstverliebtheit von Markus Lanz und dem diplomatischen Geschick einer Panzerhaubitze, hat sich an die Parteispitze der CDU geputscht. Pah! Ich war schon immer gegen die März-Revolution.“

Bei so mancher scharfen Pointe blieb dem Publikum im ausverkauften Saal das Lachen im Halse stecken. „Und warum muss man sich aufregen? Beispiel: Diese total nutzlose und verkackte WM in Katar. In einem Land, in dem Fußball noch unpopulärer ist als Voltigieren. Da werden Sportstätten hingewemmst und zu den Arbeitsbedingungen da muss man nix mehr sagen, die sind ja wohl bekannt. Nichts davon ist geil, alles Quatsch“, echauffierte sich Dennis Prang auf der Bühne. Die Stunk-Autoren Martin Maier-Bode, Jens Neutag und Sabine Wiegand legten erneut sämtliche humoresken Finger in viele Wunden des aktuelle Zeitgeschehens, wohl wissend, dass sie derzeit noch viel mehr Finger bräuchten.

Bei allem Spaß vergessen sie aber auch nicht diejenigen, die zurzeit ums Überleben kämpfen und unterstützen Fiftyfifty-Sozialarbeiter Johannes Dörrenbächer mit seiner Initiative für die maronitische Kirchengemeinde in Latakia im Erdbebengebiet in Syrien. Die Flüchtlingsinitiative Stay! sammelt die Spendengelder und überweist das Geld umgehend an die Gemeinde.