Corona-Gefahr Gastronomen stellen sich auf hohe finanzielle Ausfälle ein

Leverkusen. · Einige versuchen, sich mit Außer-Haus-Essen etwas zu verdienen.

Walter Di Cara hat sein Kultcafé „Hey Walter“ geschlossen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Nicht mit Panik, aber mit sorgenvoller Erwartung blicken Gastwirte auf das, was sie in nächster Zeit erwartet. Das zeigte eine kleine Umfrage unter Betroffenen in der Stadt.

Aktuell habe sie keinerlei Einnahmen, obwohl Kosten wie Strom, Gas, Miete, ja sogar Gema, weiterliefen, berichtete Ingrid Orth, Inhaberin der Wiesdorfer Kult-Kneipe „Topos“. Zum Glück für sie würden Regresszahlungen an die Künstler entfallen. Wie es bei ihr weitergehe, und ob sie die Sondernutzungsgebühren für die Außenbewirtung von Mai bis September tatsächlich zahlen müsse, bleibe abzuwarten.

Ingrid Orth führt die Wiesdorfer Kultkneipe Topos.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Seit Donnerstag, 19. März, hat Hagen Norhausen seinen Veranstaltungssaal und die Schankwirtschaft in Rheindorf auf unbestimmte Zeit geschlossen. Weil er ohnehin keinen Mittagstisch anbot, hätte sich das Offenhalten der Kneipe ohnehin nicht geloht. „Zuletzt hatten wir drei Gäste an der Theke und einen Tagesumsatz von 18 Euro“, berichtete Norhausen: „Dabei wäre im Saal das Hauptgeschäft gerade jetzt angelaufen.“ Nicht nur etliche Kommunion- und Hochzeitsfeiern wurden abgesagt, sondern auch Musik- und Kabarett-Veranstaltungen. Auch bei ihm bleiben die darstellenden Künstler sowie Veranstalter auf ihren Kosten sitzen. Die nächste Zeit will Norhausen unter anderem nutzen, um das Geschäft gemeinsam mit den Angestellten auf Vordermann zu bringen, sprich den Biergarten für die hoffentlich bald beginnende Freiluftsaison vorzubereiten. In seiner Eigenschaft als Zweiter Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes NRW sprach er sich für einheitliche Regelungen aus: „Alle Geschäfte müssen schließen, alles andere endet in der Katastrophe.“

Die Gäste hätten sich nicht
in Listen eintragen wollen

Brigitta Seidel und Cilli Kürten (re.) von „Em Schokker“ liefern frei Haus.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Brigitta Seidel, Inhaberin des Hitdorfer Restaurants „Em Schokker“ stört ebenfalls, dass die Ansagen nur tröpfchenweise kommen. Außerdem habe man viel zu spät reagiert, sagte sie. Anfangs hatte sie ihre Gaststätte wie erlaubt bis 15 Uhr geöffnet. Gäste waren aber nicht bereit, ihre Adressen in die notwendigen Listen einzutragen und sind ausgeblieben. Zwar sei die Situation auch für sie – wie für alle Selbständigen – eine Katastrophe. Trotz aller Not ist sie auch erfinderisch. Weil sie vor Kurzem noch Waren bekommen hat, verkauft sie diese jetzt fertig zubereitet außer Haus. Da gibt es zum Beispiel als besonderen Service einen bunten Salatteller mit gebackenen Putenbruststreifen zum Preis von 9,20 Euro. Wer die Speisen telefonisch zwischen 18 und 20 Uhr bei ihr bestellt, kann sie später abholen kommen.

Ob dieser Service angenommen werde, bleibe abzuwarten. Senioren in der Umgebung würden auf jeden Fall weiterhin mit Mittagessen versorgt. Inzwischen stelle man die Mahlzeiten aber vor die Tür, um jeden Kontakt mit den älteren Menschen zu vermeiden.

In Opladen musste Walter Alejandro di Cara sein Kultcafé „Hey Walter“ in der neuen Bahnstadt ebenfalls am Mittwoch schließen. „Ich habe mich selbst unwohl gefühlt, als mindestens zehn Leute in der Sonne auf der Terrasse saßen und sich so verhalten haben, als sei die Welt in Ordnung“, begründet er: „Ich wollte nicht angesteckt werden, aber Kunden zugleich eine Anlaufstelle weniger bieten, um die Gefahr von ihnen abzuwenden.“