Ruhestand Bernd Pastors: 34 Jahre für action medeor

Tönisvorst · Bernd Pastors geht in den Ruhestand. Zuvor blickte er mit der WZ zurück und erinnerte sich an furchtbare wie auch schöne Momente.

So kennt man Bernd Pastors von vielen Fotos in den vergangenen Jahren: im Einsatz für das Medikamentenhilfswerk action medeor.

Foto: Angela Rietdorf

„Mit meiner Frau Karin bin ich 35 Jahre verheiratet, mit action medeor 34“, scherzt Bernd Pastors im WZ-Gespräch. Mit seiner Frau wird er nun deutlich mehr Zeit verbringen, denn der Vorstandssprecher von action medeor geht in den Ruhestand. Wegen des Coronavirus wurde seine offizielle Verabschiedung abgesagt. „Aber es wird einen anderen Termin gebe“, ist Pastors sicher. Denn er möchte sich auf jeden Fall „für die tolle Zeit und bei allen Mitarbeitern für die Zusammenarbeit bedanken“.

Pastors (63), in Mönchengladbach lebend, hat nach der Mittleren Reife eine Banklehre absolviert, seinen Wehrdienst abgeleistet, bei der Deutschen Bank in seiner Geburtsstadt Viersen eine Lehre gemacht, die Fachhochschulreife an der Abendschule nachgeholt und schließlich ein Wirtschaftswissenschaftsstudium absolviert. So die Kurzfassung. „Schon während des Studiums war mir klar, dass ich in die Sozialarbeit wollte“, sagt Pastors. Zum Berufseinstieg bot sich ihm die evangelische Stiftung Hephata an, bei der seine Frau heute noch arbeitet. Sie geht jetzt ebenfalls in den Ruhestand.

Aufstieg bis zum
Vorstandssprecher

Bei Hephata war er für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Und initiierte recht zügig einen Benefizlauf, bei dem es 1000 Kilometer durch Nordrhein-Westfalen ging und Spenden gesammelt wurden. Der damalige Ministerpräsident Johannes Rau war Schirmherr. Drei Jahre lang hat er den Lauf organisiert und viele Sponsoren angelockt. Eine Aufgabe, die er später auch bei action medeor intensiv betrieben hat: Sponsoren und Unterstützer rekrutieren. In den Anfängen dort waren es im Jahr 500 000 Mark, heute beträgt das Spendenaufkommen acht Millionen Euro.

In Vorst hatte er sich 1985 beworben, „weil ihn die große weite Welt und die beruflichen Perspektiven lockten“. Beides hat er in seinen 34 Jahren gut ausgeschöpft, viele Reise und den Aufstieg vom Pressesprecher und PR-Mann über den Geschäftsführer bis zum Vorstandssprecher. Als Zubrot erfolgten diverse Posten bei unterschiedlichen Nichtregierungsorganisationen und politischen Behörden, die sich mit Entwicklungshilfe und -politik beschäftigen.

Fünf Millionen Euro pro Jahr
für gemeinnützige Projekte

Deutsches Medikamentenhilfswerk hieß action medeor noch 1985. Und das Hauptaugenmerk lag auf dem gemeinnützigen Medikamentenhandel. Die Mitarbeiterzahl stieg von damals 20 auf heute 80. Damals wurden etwa 90 Prozent der Medikamente verkauft und zehn gespendet. „Heute ist das 50 Prozent gemeinnütziger Großhandel und 50 Prozent Projekte, für die wir etwa fünf Millionen Euro aufwenden und seit 1997 anbieten“, sagt Pastors. Zu ihnen zählen Wasser- und Nahrungsprojekte, Hebammenschule, aber auch Initiativen um Frauen vor Gewalt zu schützen. Pharmazeutische Fachberatung, Weiterbildung und die Anleitung, selbst Medikamente herstellen zu können, gehören ebenso zum Hilfsprogramm, so Pastors.

Die große weite Welt hat der 63-Jährige gesehen, wenn auch nicht von ihrer glamourösen Seite. „Natürlich war ich viel in Afrika unterwegs“, erinnert er sich. Dort hat das Medikamentenhilfswerk je eine Niederlassung in Tansania und Malawi. 1990, nach der Öffnung der Grenzen im Osten, ging es für Pastors nach Osteuropa, Kaliningrad, Moskau und Minsk. Damals noch mit dem Vorsitzenden Hans Hochbruck. Gemeinsam habe man soziale Projekte mit der orthodoxen Kirche angestoßen. Als besonders einschneidendes Erlebnis nennt Pastors seine Reise nach Haiti, wenige Tage nach dem Erdbeben. 200 000 Tote und eine traumatisierte Bevölkerung, das sei „ganz furchtbar gewesen“.

Corona zeigt, wie wertvoll es ist, das man keinen Mangel erlebt

Für schöne Momente habe die Dankbarkeit der Menschen vor Ort gesorgt, wenn er und das Hilfswerk konkrete Hilfe leisten konnten. Mit Blick auf die aktuelle Corona-Situation sagt Pastors: „Sie macht deutlich, wie wichtig und wertvoll die Gesundheit ist. Und wie gut es ist, wenn Dinge funktionieren und man keinen Mangel erleben muss. Wie viele der Menschen es täglich in den Hilfsgebieten erleben.“

Im Rückblick sei er dankbar für die 34 Jahre, die er in Vorst arbeiten durfte, dass seine Frau und die zwei Söhne immer mitgezogen haben und er gesund geblieben ist. In Zukunft möchte er mehr Zeit mit seiner Frau verbringen, Sport treiben, Tanzen. Wandern, im Garten arbeiten und, wenn es wieder geht, Urlaub machen. Und er bleibt action medeor noch insoweit erhalten, dass er den Posten als ehrenamtlicher Stiftungsvorsitzender behält.