Interview Kalle Pohl „Auf der Bühne habe ich immer noch Einfälle“

Interview Bevor er sich vom Publikum verabschiedet, haben die Neersener noch die Chance, Kalle Pohl live zu erleben.

Vier Jahrzehnte stand Kalle Pohl im Rampenlicht, bald geht der 68-Jährige in den Ruhestand.

Foto: Ulrike Reinker

Welches Programm
stellen Sie vor?

Kalle Pohl: Bei den Schlossfestspielen in Neersen bin ich in diesem Sommer mit dem Theaterstück „Floh im Ohr“ dabei, mein Soloprogramm spiele ich im November in Willich. Das ist sozusagen ein Best-of, von allem das Beste aus diversen Jahren meines künstlerischen Schaffens auf der Kabarettbühne. Ich habe die Highlights früherer Programme eingebaut, die Leute mögen es sehr. In diesem Jahr ist das übrigens definitiv mein letztes Soloprogramm.

Was ist das Besondere
an Ihrem Programm?

Pohl: Es gibt viel zu lachen, und was mir besonders wichtig ist: Bei mir ist es immer sehr abwechslungsreich. Ich mochte nie von vorne bis hinten eineinhalb Stunden nur Stand-up-Comedy, nur monoton daherreden. Es gibt lustige Akkordeon-Chansons, amüsante Gedichte, ich spiele Sketche und Dialoge mit Vetter Hein Spack und Tante Mimi. Diese Abwechslung war mir immer sehr wichtig, sonst wäre es mir selbst zu langweilig geworden.

Woher nehmen Sie den
Inhalt Ihres Programms? Was inspiriert Sie?

Pohl: Das ist eine Zusammenstellung von verschiedenen Sketchen, Liedern und Gedichten aus vielen Jahren. Ein Lied habe ich mit reingenommen, was immer wunderbar funktioniert, das habe ich schon vor Jahrzehnten geschrieben. Das Programm ist vielfältig, es geht nicht nicht nur um ein Thema.

Bei den vergangenen Schlossfestspielen trat Kalle Pohl als „Charleys Tante“ auf. Am 6. November gibt er ein Soloprogramm.

Foto: Norbert Prümen

Gibt es Personen in
Ihrem Leben, die wie
Vetter Hein Spack
oder Tante Mimi sind?

Pohl: Gute Frage. Ich habe viele verschiedene Menschen kennengelernt, innerhalb der Verwandtschaft, aber auch außerhalb der Familie, aus denen schließlich ein Hein Spack und eine Tante Mimi entstanden sind. Wenn man auf die Bühne geht, hat man natürlich eine dichterische Freiheit und formt die Figuren, damit sie bühnenreif, unterhaltsam und komisch sind.

Haben Sie auf der
Bühne auch manchmal spontane Einfälle?

Pohl: Gott sei Dank immer noch. Das sogar auch bei dem Theaterstück „Floh im Ohr“, wo es etwas schwieriger ist, denn da sind wir neun Leute auf der Bühne. Hier muss man sich an die Texte halten, die man während der Proben einstudiert hat, sonst kommen alle anderen ins Schliddern. Wenn ich alleine spiele, kann ich auch mal ganz aus dem Text rausgehen, das Publikum naiv angucken, auf Bemerkungen oder auch auf Stille reagieren. Sowas macht einen Abend einmalig, was die Leute immer erfreut.

Sind Sie traurig, dass es Ihre Abschiedstournee ist oder freuen Sie sich auf die Ruhe? Was werden Sie vermissen?

Pohl: Es gibt ein lachendes und ein weinendes Auge. Doch die Entscheidung habe ich mir reiflich überlegt. Ich bin es nach Jahrzehnten leid, alleine über die vollen Autobahnen zu fahren oder Nächte in Hotels zu verbringen. Abends um 20 Uhr auf der Bühne zu stehen, finde ich immer noch toll. Wenn ich mich von zuhause direkt auf die Kabarettbühne beamen könnte, hätte ich es mir vielleicht nochmal überlegt. Der andere Grund ist aber auch, dass ich mein Domizil in Spanien häufiger nutzen möchte. Ich bin kein Arbeitstier, es gibt auch andere wichtige Dinge in meinem Leben. Zudem haben wir in Deutschland 300 graue Tage im Jahr, in Spanien sind es 300 Sonnentage. So kam all das zusammen, und nach vier Jahrzehnten habe ich mir gedacht, dass es genug ist.

Was haben Sie nach Ihrer letzten Tour alles vor?

Pohl: Erstmal gar nichts (lacht). Ich werde ganz sicher weiter Theater spielen. Vor allem werde ich häufiger im Süden verweilen, mit den Hunden rausgehen, schreiben, Filme schauen, faul auf der Terrasse sitzen, guten Wein genießen.

Was war ein besonderes Highlight in Ihrer
Vergangenheit als
Kabarettist und Komiker?

Pohl: Da gab es einige. Mein erstes Soloprogramm gehört auf jeden Fall dazu, 1980 habe ich das auf die Bühne gebracht. Einige Jahre vorher lebte ich in einer völlig anderen Welt. Kochlehre angefangen, Kaufmannslehre gemacht, dreieinhalb Jahre Polizist, Gitarrenlehrer. Aus diesem sogenannten sicheren Leben auszusteigen, rechne ich mir heute noch hoch an. Mit diesem enormen Schritt schaffte ich die Grundlage für meinen Traumberuf.