Nutrias in Meerbusch Vom unerwünschten Nagetier zu Delikatesse aus der Pfanne

Meerbusch · Nutrias sind unbeliebt, weil sie Deiche beschädigen. Naturexpertin Birgit Jansen will nun vermitteln, dass die Nagetiere schmackhaftes Wildbret abgeben.

Die Nutria ist auch in Meerbusch verbreitet.

Foto: dpa/Jennifer Heck

(dsch) Nutrias sind nicht gern gesehen: Die Nager sind eine invasive Art aus Südamerika und inzwischen in ganz Deutschland verbreitet, auch in Meerbusch und den benachbarten Städten kommen sie vor. Die wasserliebenden Tiere leben unter anderem im Mühlbach, am Rhein und in dessen Seitenarmen. Das Problem: Die Höhlenbewohner graben ihre Bauten in Uferböschungen und Deiche, die großflächigen Strukturen können dabei ernste Schäden anrichten und langfristig sogar zur Gefahr für die dahinterliegenden Siedlungen werden, wenn die Tunnelsysteme die Deichanlagen stabilisieren.

Obwohl die Nutria nicht auf der Liste der dem Jagdrecht unterstehenden Arten steht, darf sie dennoch von Jägern geschossen werden. Dies tun jedoch nur wenige Jäger, denn die Tiere verkriechen sich gern in ihren Bauten und müssen dort mit einem Hund herausgedrückt werden, was aufwändig, für den Jagdhund theoretisch gefährlich und für den Jäger weniger lohnend ist, als die Jagd auf größeres Wild wie Fuchs oder Reh. Einziger Grund, Nutrias zur Strecke zu bringen, ist die Prämie, die für die Schwänze erlegter Nutrias gezahlt wird. Dies soll Jäger motivieren, den Bestand in Grenzen zu Halten, auch im Rhein-Kreis Neuss.

Doch bei dieser sogenannten Schwanzprämie bleibt der Rest des Tieres häufig ungenutzt, wird entsorgt. Verschwendung, findet Birgit Jansen, Naturführerin aus Meerbusch und aktiv bei der Kreisjägerschaft Neuss. Gemeinsam mit ihrem Mann und dem Jägerverband will sie daher einen ganz besonderen Kochkurs organisieren. Denn: „Nutrias geben wunderbares, mageres Wildbret ab“, so Jansen. Früher mussten die Tiere vor dem Verzehr, wie auch Wildschweinfleisch, auf Trichinen geprüft werden, dies ist jedoch inzwischen nicht mehr nötig. „Die deutschen Bestände stammen aus Pelzfarmen, da wurden sie mit jedem Dreck gefüttert. In der Natur ist die Nutria ein Vegetarier und daher bedenkenlos essbar.“ Tatsächlich sei vor allem in der DDR Nutriafleisch im Kühlregal zu kaufen gewesen, heute ist der Nager, der mit dem Meerschweinchen verwandt ist, als Speisetier nahezu unbekannt.

Um das zu ändern und sowohl Laien als auch Jäger für die Möglichkeiten zu interessieren, gibt es den Kochkurs. Dieser findet am 13. September statt und beginnt um 16 Uhr im Restaurant und Hotel Strümper Hof, Osterather Straße 78. Die Teilnahmegebühren für Mitglieder der Kreisjägerschaft Neuss liegen bei 80 Euro, Landesjagdverbands-Mitglieder zahlen 105 Euro und Nichtmitglieder 120 Euro. Darin sind Material, Getränke, kleiner Imbiss sowie ein Gastgeschenk sind erhalten.

„Wir wollen die verschiedenen Möglichkeiten zeigen, wie man Nutria-Fleisch zubereiten kann, welche Stellen bei kleinen und großen Exemplaren zu verwenden sind“, so Jansen. Dazu gehört auch das Auseinandernehmen der Tiere, das sogenannte Zerwirken. Die erlegten Tiere kommen von einem der wenigen Jäger aus der Region, der aktiv und regelmäßig Jagd auf Nutrias betreibt. „Für einige Teilnehmer ist das sicherlich eine Härteprobe, aber für uns ist es auch ein Teil der Nachhaltigkeit, da so weniger Fleisch von erlegten Tieren entsorgt wird“, so Jansen.