Schädlinge in Meerbusch Immer mehr Ratten in den Siedlungen
Meerbusch · Immer mehr der unliebsamen Nager sind in den Siedlungen unterwegs. Die Stadt geht im öffentlichen Raum gegen sie vor, auf Privatgrundstücken sind die Besitzer verantwortlich. Einige wünschen sich dabei mehr Unterstützung.
Ratten können gut klettern. Das weiß Barbara Bautler aus Strümp spätestens, seit sie beobachtet hat, wie eines der Nagetiere die glatte Metallstange zu dem Vogelhäuschen erklommen hat, in dem sie in ihrem Garten die Vögel füttert, und dort das Futter gestohlen hat. Andere Ratten trinken aus ihrer Vogeltränke, nagen an den Pflanzen im ordentlich gepflegten Garten hinter dem Haus an der Brucknerstraße, und eine ist sogar schon in Bautlers Regentonne ertrunken.
Seit Jahren haben die Anwohner des Strümper Nordens immer wieder Probleme mit den hartnäckigen Nagern. „Nämlich immer, wenn auf den Feldern in der Umgebung gearbeitet wird. Dann werden die Tiere von da vertrieben und lassen sich in unseren Gärten nieder“, so Barbara Bruckner. Die Strümperin hat, wie auch ihre Nachbarn, inzwischen selbst Gift im Garten ausgelegt. Sie steht auch im Kontakt mit der Stadt, doch diese kann den Anwohnern nur bedingt helfen.
Grundsätzlich ist die Stadt Meerbusch verantwortlich für die Schädlingsbekämpfung auf öffentlichen Flächen, auf Privatgrundstücken liegt die Pflicht beim Besitzer. „Wer Ratten auf seinem Grundstück oder auf öffentlichen Flächen bemerkt, informiert die Stadtverwaltung am besten direkt über das Umwelttelefon 02150 916191 oder über unseren Mängelmelder“, empfiehlt Stadtsprecher Michael Gorgs. „Die Meldungen werden dann systematisch abgearbeitet.“ Tatsächlich finden sich auf der interaktiven Stadtkarte des Mängelmelders derzeit in allen Ortsteilen zahlreiche Hinweise auf Rattenbefall, von denen einige bereits in Bearbeitung sind, andere noch darauf warten. Vor Ort kümmere sich das Vertragsunternehmen der Stadt um die Bekämpfung.
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Ratten in den Siedlungsgebieten stark zugenommen, Grund sind milde Winter und trockene Sommer, die die Vermehrung der Tiere begünstigen. „Es handelt sich auch nicht um ein Meerbusch-spezifisches Problem, sondern um ein generelles, das in der Sommerzeit üblicherweise deutlicher zu Tage tritt“, so Gorgs. Zudem fallen die Tiere mehr auf, weil sich die Menschen im Sommer mehr im Freien aufhalten. Auch Bautätigkeiten können zur Folge haben, dass sich Ratten auf die Suche nach neuen Unterschlüpfen machen.
Wegen langfristig steigenden Menge der Fälle legen die städtischen Schädlingsbekämpfer seit zwei Jahren keine Köder mehr auf Privatgrundstücken aus, sondern werden nur noch im angrenzenden öffentlichen Raum tätig. Auch vor dem Haus von Barbara Bautler in Strümp hat ein Mitarbeiter einen dunklen Kasten mit einem Giftköder an einer Laterne angebracht. „Das reicht aber nicht“, findet die Betroffene. Zudem sieht sie die Gefahr, dass der Köder hinausfallen könnte und beispielsweise von Haustieren oder im schlimmsten Fall Kindern gegessen wird. Sie und die Nachbarn haben inzwischen einen Schädlingsbekämpfer beauftragt, auf ihrem Grundstück ebenfalls Giftköder auszubringen. „Die Kammerjäger haben jedoch derzeit sehr volle Auftragsbücher, weil es wirklich viele Ratten zu geben scheint“, sagt Bautler.
Das bestätigt auch die Stadt Meerbusch. „Die Rattenpopulation im Stadtgebiet ist insbesondere in den vergangenen Jahren spürbar angestiegen“, sagt Arnd Römmler, Abteilungsleiter für Öffentliche Sicherheit und Ordnung im Rathaus. Dennoch halten Experten auch bei noch so koordiniertem Vorgehen eine nachhaltige Verringerung der Rattenpopulationen für eine kaum lösbare Mammutaufgabe. Die Bürger selbst, dazu ruft die Stadt Meerbusch ausdrücklich auf, können allerdings durch eigene Achtsamkeit dafür sorgen, dass die Bestände nicht noch besser gedeihen: Die Experten raten dringend, keine Essensreste in die Toilette oder auf den Kompost im Garten zu werfen, keine Lebensmittel auf Balkon oder Terrasse zu lagern und Abfalltonnen immer zu schließen.
Die Ratschläge erreichen offenbar nicht alle Bürger: Zum Ärger der Stadtverwaltung werden jüngst auch wieder mehrfach Fälle illegaler Hausabfallentsorgung an den Containerstandorten für Altpapier und Altglas gemeldet. Tüten mit vergammelnden Lebensmittelresten lockten im Handumdrehn Ratten an. Auch hier musste der Schädlingsbekämpfer ausrücken. Die Kosten trägt die Allgemeinheit. Derzeit arbeiten das Ordnungsamt und der Fachbereich Straßen und Kanäle an einer Strategie, die die Wirksamkeit der Bekämpfungsmaßnahmen verbessern soll. Spruchreife Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.
Barbara Bautler und ihre Strümper Nachbarn indes wünschen sich mehr Unterstützung von der Stadt bei der Rattenbekämpfung. „Die Tiere vermehren sich schnell, und die Bekämpfung auf öffentlichen Flächen reicht nicht, um sie in den Griff zu bekommen“, so Bautler. „Die Stadt sollte mehr für die Bürger tun, als Köder auf der Straße vor dem Haus zu platzieren.“