Forum Wasserturm Auf dem Weg zur kulturellen Normalität

Meerbusch · Im Forum Wasserturm gibt es aktuell wieder ein breit aufgestelltes Kulturprogramm. Doch die Auswirkungen des Lockdowns sind spürbar, die Besucherzahlen haben noch nicht das Vor-Corona-Nivau erreicht.

Im Forum Wasserturm gibt es wieder mehr Veranstaltungen. Die Besucherzahlen haben aber noch nicht das Niveau von vor der Pandemie.

Foto: RP/Wolfgang Gruemer

Das vergangene Jahr war für das Forum Wasserturm, eine von Meerbuschs wichtigsten Kulturstätten, besonders hart. Die Zahlen, die die Stadt präsentiert, zeigen den Schaden mehr als deutlich. Doch es gibt Hoffnung – da momentan die meisten Einschränkungen gelockert sind, hoffen die Verantwortlichen, dass auch die Menschen das Verpasste nachholen und das Forum Wasserturm besuchen wollen.

Nach den veröffentlichten Zahlen konnten 2021 von den ansonsten jährlich üblichen 170 Veranstaltungen – darunter Musik, Theater und Kabarett – nur 65 stattfinden. Ein Großteil der übrigen Termine wurde ersatzlos gestrichen. Etwa 15 Veranstaltungen, zumeist die von der städtischen Kulturverwaltung organisierten, wurden verschoben und werden nach aktuellem Stand im Laufe dieses Jahres stattfinden. „Wir wollen möglichst viel von dem nachholen, was wir während der Pandemie nicht machen konnten“, sagt Ute Piegeler, Leiterin des Fachbereichs Kultur. Dabei denken die Verantwortlichen nicht nur an das Publikum, sondern auch an die Kulturschaffenden, die während des Lockdowns auf einen Großteil ihrer Auftritte – und damit der Einnahmen – verzichten mussten. Für die Mitarbeiter der Kulturverwaltung bedeutete die Unsicherheit während des Lockdowns auch entsprechend mehr Organisationsarbeit. Rückabwicklungen, Erstattung von Eintrittsgeldern und die Suche nach neuen Terminen für abgesagte Veranstaltungen beschäftigten das Team. Die Organisatoren versuchten, die Veranstaltungen, die möglich waren, in den Zeiträumen zu bündeln, in denen die Pandemie weniger stark, die Einschränkungen weniger streng waren.

Entsprechend zu diesen wenigen Veranstaltungen, die im Forum Wasserturm stattfinden konnten, sind auch die Besucherzahlen weit hinter der Norm zurückgeblieben. 2019, vor Ausbruch der Pandemie, hatten 28 229 Menschen die Kulturstätte besucht. Gerade einmal 31 Veranstaltungen fanden 2020 mit 3846 Besuchern statt; 2021 immerhin wieder mit 5339 Gästen.

Die Kino-Vorstellungen
werden künftig entfallen

Nach aktuellem Plan gehen die Betreiber des Forum Wasserturm davon aus, dass in diesem Jahr 121 Veranstaltungen möglich sein werden, gerechnet wird mit Besucherzahlen von etwas unter 20 000 Personen. Vor allem der Bereich Theater, in dem in 2020 und 2021 jeweils nur eine Vorstellung gegeben wurde, soll mit 22 Terminen wiederbelebt werden.

Entfallen werden hingegen die Kino-Vorstellungen, die vor der Pandemie regelmäßig 3000 Besucher pro Jahr anlockten und auch während der Pandemie immerhin jährlich mit 500 Menschen zu dem beitrugen, was unter den Corona-Umständen möglich war. Der Veranstalter sei abgesprungen, heißt es von Seiten der Stadtverwaltung, auch, weil ein neu eröffnetes Kino in Krefeld Konkurrenz für die Vorführungen im Wasserturm macht. Bisher ist es der Stadt nicht gelungen, einen Ersatz zu
finden.

Und obwohl zumindest eine Besserung der Situation in Sicht ist, sind Ute Piegeler und ihr Team aus dem Fachbereich Kultur noch verhalten. „Vor allem die Vorverkäufe liefen schleppend an, die Menschen sind noch immer skeptisch“, so Piegeler in einem Vortrag vor dem städtischen Kulturausschuss. An der Abendkasse seien die Geschäfte aber besser.

Außerdem wird das Forum Wasserturm noch immer nicht vollbesetzt, was auch an der sanierungsbedürftigen Lüftungsanlage liegt. „Gegen Ende der 2. Hälfte wird es bei Aufführungen doch etwas muckelig“, gibt Piegeler zu. Eine Modernisierung der Anlage steht auf der Aufgabenliste der Stadt, konkrete Pläne gibt es aber noch nicht. Der Kauf und Einbau einer neuen, modernen Anlage würde Kosten in Höhe von 680 000 Euro bedeuten, diese Mittel stehen angesichts vieler anderer Projekte bis auf weiteres nicht zur Verfügung. Das aktuelle Modell stammt noch aus der Bauzeit des Forum Wasserturm, es läuft so laut, dass bei Betrieb die Vorstellung gestört wird. Um daher das Infektionsrisiko zu minimieren werden weiterhin Plätze freigelassen, um für möglichst wenig stickige Luft im Saal zu sorgen. Dies ist auch während der Sommerzeit wichtig.

Freude bereitet hingegen das neue Foyer der Lanker Kulturstätte. Offiziell eröffnet wurde dieses nach mehrfacher Verschiebung im Januar dieses Jahres, die moderne, offene und von Glas geprägte Struktur soll dem Forum Wasserturm mehr Glanz verleihen. 700 000 Euro hat die Stadt an dieser Stelle investiert, und die Rückmeldung der Besucher des Forum Wasserturm ist durchweg positiv. Wie schon das zuvor genutzte provisorische Zelt war es für die Menschen vor allem sehr angenehm, bei schlechtem Wetter und den erweiterten Kontrollen während der Corona-Schutzauflagen, bei denen neben der Eintrittskarte auch Personal- und Impfausweis vorgezeigt werden mussten, im Trockenen warten zu können. Zudem wertet die moderne Architektur das Erscheinungsbild der Kulturstätte optisch
auf.

Mittelfristig erhofft sich die städtische Kulturverwaltung, dass das Forum Wasserturm wieder zu seiner alten Stärke zurückfindet und die örtliche Kulturlandschaft bereichern kann. Bis die Besucher- und Veranstaltungszahen wieder das Niveau von 2019 erreicht haben, wird es allerdings nach den bisherigen Schätzungen noch dauern.