Hilfe für Geflüchtete und Bedürftige Meerbusch hilft sucht neue Helfer
Meerbusch · Noch immer setzen sich zahlreiche Helfer für die Geflüchteten aus der Ukraine ein. Die steigenden Lebenshaltungskosten sorgen außerdem dafür, dass mehr Meerbuscher selbst auf Hilfe angewiesen sind.
„Unverändert angespannt“ nennt Dirk Thorand, Vorsitzender des Vereins Meerbusch hilft, die aktuelle Lage. Da sind zum einen die Geflüchteten aus der Ukraine, die noch immer Unterstützung in Anspruch nehmen müssen, auch, wenn der Krieg in ihrem Heimatland inzwischen in der öffentlichen Wahrnehmung langsam an Prominenz einbüßt. Da sind aber auch die Bedürftigen aus Meerbusch, die unter den stark gestiegenen und weiter steigenden Preisen im Alltag leiden und daher ebenfalls auf die Hilfe spendenbereiter und engagierter Menschen angewiesen sind.
Fast fünf Monate ist der russische Angriff auf die Ukraine nun her, und bisher gelingt es in Meerbusch gut, die Geflüchteten aufzunehmen. Seit Wochen liegt die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine nach Meerbusch gekommen sind, um die 600 Personen. Ein Großteil davon ist nach wie vor bei Privatleuten untergebracht. Einige haben die Stadt inzwischen wieder verlassen, weil sie andernorts Arbeit oder eine Wohnung gefunden haben, und noch immer kommen einige Menschen auf der Flucht hierher. „Es gibt durchaus noch Bewegung, aber die Menge der Geflüchteten ist stabil“, sagt Dirk Thorand.
Für ihn und sein Team hat sich die Lage nicht beruhigt. Im Gegenteil: „Die aktuelle Situation verlangt unseren Helfern eine enorme Einsatzbereitschaft ab“, so der Vereinsvorsitzende. Doch diese Helfer sind weiterhin bereit, sich einzusetzen, auch, wenn die Lage für viele Menschen weniger akut scheinen mag als noch vor Monaten. Damals hatte Meerbusch hilft eine große Willkommensveranstaltung auf die Beine gestellt, aber auch zahlreiche andere Vereine, Institutionen und die Stadt engagieren sich seither. „Das klappt tatsächlich gut, wir bekommen von allen Seiten Unterstützung für unsere Arbeit“, sagt Thorand. Schulen und Kitas helfen mit Spenden von ihren Sommerfesten, die Stadt unterstützt, wo sie nur kann, und auch andere gemeinnützige Vereine leisten einen Beitrag.
Zahl der Meerbuscher
Tafelkunden hat sich verdoppelt
Doch nicht nur die hohe Zahl von Menschen aus der Ukraine beschäftigt die Ehrenamtler. „Seit Januar hat sich die Zahl der Menschen, die das Angebot der Meerbuscher Tafel in Anspruch nehmen, mehr als verdoppelt“, betont Dirk Thorand. Meerbusch hilft hat die Ausgabezeiten der Tafel und die Öffnungszeiten der Kleiderkammer bereits erweitert, trotzdem: „Die Helfer gehen auf dem Zahnfleisch“, so der Vereinschef. Der Arbeitsaufwand belaste die Helfer. Immerhin, die Spendenbereitschaft hat nicht nachgelassen, so, dass zumindest bisher kein Aufnahmestop nötig war. „Im Frühjahr gibt es immer einen Knick, wenn die Geschäfte vom Import auf Ware aus der Region umstellen, aber den haben wir überwunden, und mangelnde Spendenbereitschaft ist nicht das Problem“, sagt Thorand. Dies liege eher in der Auslastung der Helfer. Zwar werden auch neue Mitarbeiter eingesetzt, dennoch kann der Verein nicht alles leisten. „Einige Familien fragen uns um Hilfe, etwa bei der Suche nach Kita-Plätzen oder der Anmeldung bei Krankenkassen. Aber das können wir neben unseren anderen Tätigkeiten nicht leisten.“ Denn immer mehr Menschen müssen die günstigen Lebensmittel und Verbrauchsgegenstände in Anspruch nehmen, die es bei der von Meerbusch hilft betriebenen Tafel gibt. „Der Alltag ist für alle Menschen teurer geworden“, erklärt Thorand. „Vor allem die Energiekosten sind ja drastisch gestiegen. Familien, die vorher gerade noch so ohne unsere Unterstützung über die Runden gekommen sind, nehmen das Angebot jetzt in Anspruch.“ Um diese Nachfrage bewältigen zu können, sucht das Team von Meerbusch hilft weitere Ehrenamtliche.
Noch angespannter könnte die Situation werden, wenn sich in den kommenden Wochen und Monaten die Unterbringungssituation der Geflüchteten aus der Ukraine ändert. Die Familien, die Menschen auf der Flucht in ihre Häuser aufgenommen haben, hätten häufig nicht damit gerechnet, dass diese über Monate untergebracht werden müssen. Sollten also private Unterkünfte wegfallen und die Betroffenen keine andere Bleibe finden, müsste die Stadt Meerbusch auf die vorbereiteten Unterkünfte zurückgreifen.
Insgesamt 180 Menschen können im ehemaligen Kindergarten Sonnengarten in Büderich sowie in zwei umgebauten Turnhallen untergebracht werden. Letztere stehen noch immer leer, im Sonnengarten, den die Stadt für 100 000 Euro hat für die Geflüchteten umbauen lassen, ist in der vergangenen Woche die erste Familie, die keine andere Unterkunft gefunden hat, eingezogen. Ob weitere Geflüchtete dort untergebracht werden müssen, bleibt abzuwarten.