Kultur in Meerbusch Die Zukunft der Osterather Mühle

Um die Restaurierung voranzutreiben, wendet sich der Meerbuscher Kulturkreis an die Stadt als Treuhänderin der Brüll-Houfer-Stiftung. Am 10. August gibt es eine Sondersitzung des Kulturausschusses.

Um sie vor Schäden zu schützen, sind die Flügel der Mühle abgebaut und zwischengelagert.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Vor knapp vier Jahren ist der Bildhauer Will Brüll im 97. Lebensjahr verstorben. Er arbeitete und lebte bis zuletzt in der Osterather Windmühle, die er 1955 erworben hatte. Die ehemalige Holländerwindmühle ist im Laufe der Zeit im Volksmund zur Brüll-Mühle geworden und immer wieder im Gespräch.

Will Brüll, dessen abstrahierte Raumskulpturen aus Stahl im öffentlichen Raum in Meerbusch, in anderen deutschen Städten und auch in Frankreich, den USA und Kanada aufgestellt sind, war die Bedeutung dieser Mühle bewusst. Er bezeichnete wiederholt den Entschluss zum Kauf als „wichtigste Entscheidung meines Lebens“. Bis zu seinem Tod schätzte er, dass das Bauwerk die Grundelemente seines Werkes verkörpert: Das Ausgreifen in den Raum und das Runde. Die Wertschätzung der Mühle gipfelte in dem Entschluss von Will Brüll und seiner Ehefrau Anneliese Holte, geborene Houfer, die Brüll-Houfer-Stiftung ins Leben zu rufen und die Mühle sowie das Lebenswerk des Künstlerehepaares in die treuhänderische Verwaltung der Stadt Meerbusch zu übergeben.

Mühle sollte zur Stätte
kulturellen Lebens werden

Das geschah 2004 in Verbindung mit dem Wunsch des Künstlers, die Mühle als Stätte kulturellen Lebens weiterwirken zu lassen – als Konzert- oder Lesungssaal, Atelier oder Ausstellungsraum. Als Mitglied des Stiftungskuratoriums setzte sich ab 2007 die Kulturdezernentin und spätere Bürgermeisterin (2014-2020) Angelika Mielke-Westerlage für die Stiftungs-Belange ein. Aktuell aber beschäftigt sich mit der Umsetzung des Wunsches von Will Brüll nicht nur die Stadt Meerbusch. Unter anderem ist es auch ein Thema, das in dem Verein Meerbuscher Kulturkreis (MKK) zur Diskussion steht. Denn vor der Möglichkeit, die Mühlenräume kulturell zu nutzen, steht die Restaurierung des Bauwerks einschließlich Außengelände. In der Zwischenzeit ist aus dem einstigen Schmuckstück ein ungepflegtes Grundstück geworden.

Aus Sicherheitsgründen wurden bereits die Mühlen-Flügel abgebaut. Jetzt muss geklärt werden, wie es vor allem mit der Finanzierung der Restaurierung weitergeht. Das soll unter anderem in einer Sondersitzung des städtischen Kulturausschusses am 10. August geschehen. Über dem einzigen Tagesordnungspunkt steht: „Sachstand über die Entwicklung der Brüll-Houfer-Stiftung und seine Liegenschaften“. Aus diesem Grunde haben sich jetzt Lothar Beseler und Heribert Schween als MKK-Vorsitzende schriftlich an die Stadt, Bürgermeister Christian Bommers, und damit den Treuhandverwalter der Brüll-Houfer-Stiftung gewandt.

In dem Schreiben heißt es unter anderem: „Einige Vorstandsmitglieder hatten Gelegenheit, das Mühlengelände mit dem über 5000 Quadtrameter großen Garten sowie das Innere der Mühle zu besichtigen und berichteten einhellig von einem ‚absolut erhaltenswerten Gesamtkunstwerk‘“. Der MKK erinnert auch an die Verpflichtung der Stadt, das Anwesen für besondere Veranstaltungen zugänglich zu machen. „Als Treuhänderin sollte die Stadt aus unserer Sicht diesen Auftrag unbedingt erfüllen.“ Auch die Finanzierung der Mühlen-Renovierung sowie des angrenzenden Müllerhauses wird angesprochen. Es sei bekannt, dass das Vermögen der Stiftung möglicherweise nicht ausreiche, um die gesamten Kosten stemmen zu können: „Hier sollte die Stadt notfalls einspringen, denn es gilt, ein historisches Denkmal und einen wertvollen Kulturschatz zu erhalten.“ Vom MKK kommt schriftlich auch das Angebot, bei der Sponsorensuche zu helfen und der Vorschlag, sich zwecks Unterstützung an das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, an die Kulturstiftung der Länder oder andere Institutionen zu wenden: „Auch ein Crowdfunding wäre denkbar.“ Zudem erinnert der Kulturkreis daran, dass er bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen hat, „dass zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger bereit sind, sich in einem Förderverein oder Freundeskreis ‚Brüllmühle‘ ehrenamtlich zu engagieren.“

Der MKK sei bereit, in diesem Förderverein führend mitzuwirken, betont aber: „Ohne die grundsätzliche Unterstützung der Stadt Meerbusch ist dies alles nicht möglich. Deshalb bitten wir Sie, dafür zu sorgen, dass die Brüllmühle und das Müllerhaus zur Nutzung für öffentliche Kulturzwecke erhalten bleiben. Wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, diesen Ort mit kulturellem Leben zu füllen.“ Schließlich sind sich alle Beteiligten einig, dass in Meerbusch die Schaffung neuer Räume für Kultur und Gesellschaft notwendig ist – vor allem nach der Schließung des Buch- und Kunstkabinetts von Konrad Mönter. Mit diesen ausschlaggebenden Fakten wird sich dann ja in einigen Wochen der Kulturausschuss in einer Sondersitzung befassen.