Nach Kötter-Rückzug Düsseldorfer Flughafen fürchtet Engpässe bei Kontrollen
Düsseldorf · Die Securityfirma Kötter steigt auf eigenen Wunsch am Düsseldorfer Airport aus. Was ist passiert und wie geht es für die Beschäftigten weiter? Ein Überblick.
An den Sicherheitskontrollen am Flughafen Düsseldorf steht möglicherweise ein Wechsel an. Was verändert sich?
Die verantwortliche Sicherheitsfirma Kötter Aviation Security will aus ihrem noch bis Ende 2020 laufenden Vertrag aussteigen. Betriebswirtschaftliche Gründe machten diesen Schritt erforderlich. Kötter hat in den vergangenen zwei Jahren mehr als drei Millionen Euro in Ausbildung und neues Personal investiert. Der Vertrag zwischen dem Dienstleister und dem Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums soll in beiderseitigem Einvernehmen zum 31. Mai aufgehoben werden. Der Vertrag mit dem Flughafen Köln-Bonn hat weiterhin bis Ende 2020 Bestand.
Bei wem liegt die Verantwortung für die Luftsicherheit und die Fluggastkontrollen?
Die Verantwortung für die Kontrollen und die eingesetzte Technik liegt in Deutschland nicht bei den Flughafenbetreibern, sondern bei der Bundespolizei. Sie schreibt die Rahmenbedingungen vor und beauftragt private Sicherheitsdienstleister. Die Bundespolizei vergibt seit den 90er Jahren langfristige Aufträge an den Großflughäfen an private Dienstleister. Kötter ist seit 2004 für die Passagier- und Gepäckkontrollen in Düsseldorf zuständig. Das Essener Unternehmen hatte die Passagierkontrollen von der Firma Securicor (heute G4S) übernommen. Der aktuelle Vertrag mit Kötter wurde 2015 geschlossen.
Wer übernimmt zum 1. Juni 2020?
Die Fluggastkontrollen müssen neu ausgeschrieben werden. Auch Kötter spricht davon, sich erneut bewerben zu wollen. Grundvoraussetzung aus Sicht von Friedrich P. Kötter, Verwaltungsrat der Security Gruppe: „Wir sind nur dabei, wenn die operativen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das unternehmerische Risiko kalkulierbar machen.“
Wie stehen die Chancen, dass Kötter den Auftrag erneut bekommt?
Kötter stand wegen langer Warteschlangen in den vergangenen Jahren wiederholt in der Kritik. Vor allem im Sommer 2017 war es teilweise zu chaotischen Szenen an den Kontrollstellen am Düsseldorfer Airport gekommen. Personal fehlte, Fremdfirmen mussten kurzfristig einspringen. In den vergangenen zwei Jahren hat sich Kötter aber bemüht, viel Geld investiert.
Welche Firmen könnten sich noch bewerben?
Der Securitas-Geschäftsbereich Aviation hat gerade den Auftrag für Fluggast- und Gepäckkontrollen an den Berliner Flughäfen gewonnen. FraSec ist bereits am Flughafen Köln-Bonn im Boot. Weitere Bewerber könnten ICTS, I-Sec oder die Düsseldorfer Firma Klüh sein.
Was sagt der Flughafen Düsseldorf dazu, dass Kötter vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen will?
Der Düsseldorfer Flughafen reagierte am Dienstag überrascht. Er bedauert den gewählten Zeitpunkt, der mitten in der Hauptreisezeit liegt. „Wir erwarten, dass die Neuvergabe des Auftrags sowie nachfolgend der Übergang an den neuen Auftragnehmer nicht zu Lasten der Reisenden in Gestalt von langen Wartezeiten gehen wird“, sagt ein Sprecher.
Der Flughafen bekräftigt seine Forderungen aus dem „Chaos-Sommer“ 2017. Es sei dringend erforderlich, klar beschriebene Qualitätskriterien festzulegen und Regelungen bei Minderleistung in der Ausschreibung verbindlich zu definieren, zu kontrollieren und durchzusetzen. Der Flughafen sei bereit, „Verantwortung bei der Auswahl und Kontrolle des Dienstleisters zu übernehmen“.
Wie geht es für die Beschäftigten weiter?
In Düsseldorf arbeiten bei Kötter rund 1100 Sicherheitsmitarbeiter. Bei einer Vergabe an einen neuen Dienstleister sollen die Mitarbeiter im Rahmen eines Betriebsübergangs übernommen werden. So kurz vor den Sommerferien könnte es aber zu Startschwierigkeiten kommen. Für Verdi zeigt der Schritt von Kötter laut Gewerkschafter Özay Tarim, dass das Unternehmen mit seinem Konzept gescheitert ist. Die Gewerkschaft klagt seit Jahren über schlechte Arbeitsbedingungen und einen hohen Krankenstand. Die Gewerkschaft will kurzfristig eine Betriebsversammlung einberufen.