Sankt Martin Feuerwerk-Verzicht ist kein Thema

Willich/Tönisvorst · In Anrath und St. Tönis wird an der Martins-Tradition festgehalten. Mit Blick auf Silvester gibt es in Tönisvorst einen Bürgerantrag auf ein Verbot.

Bunte Lichter am Himmel gibt es in den Städten und Gemeinden aus verschiedenen Anlässen - am Niederrhein auch zu St. Martin.

Foto: dpa, flm

Ein womöglich umweltbelastendes Feuerwerk in Zeiten des Klimawandels – muss das immer noch sein? Mit Fragen wie dieser sahen sich die Verantwortlichen in den Martinsvereinen in Kempen und Oedt konfrontiert (die WZ berichtete). Das ist in Anrath und St. Tönis nicht anders. Dort ist die Reaktion der Vereine aber ähnlich wie in Kempen. An der Tradition, nach dem Zug ein Feuerwerk abzubrennen, wird festgehalten.

„Für uns sind Veränderungen an dieser Tradition überhaupt kein Thema“, sagt Lars Kuhlenschmidt vom St. Töniser Martinskomitee. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts gehöre ein Feuerwerk in St. Tönis zum Martinsfest. „Und das wird auch so bleiben.“ Das Komitee schätzt die Freude, die die Bürger (vor allem die Kinder) am Feuerwerk haben deutlich höher sein als eine womöglich geringe Klimaverbesserung bei einem Verzicht. „Es ist ja auch überhaupt nicht abzuschätzen, was ein Verzicht bringen soll“, ergänzt Kuhlenschmidt.

Kritische Stimmen hört das St. Töniser Martinskomitee übrigens nicht erst seit diesem Jahr. „Die gibt es immer wieder“, so Kuhlenschmidt. Neben der Umweltbelastung gehe es dabei auch um andere Aspekte – zum Beispiel die Kosten. Unter den Mitgliedern herrsche aber Einigkeit, dass das Feuerwerk zum Fest gehört.

So ist die Lage auch in Anrath. „Auch bei uns gibt es Anregungen, auf das Feuerwerk zu verzichten“, berichtet der 1. Vorsitzende des Martinskomitees, Michael Dieker. „Das ist für uns aber überhaupt kein Thema.“ So wie die Kollegen in St. Tönis und Kempen sieht auch Dieker derzeit keine konkreten Vorteile für den Klimaschutz, sollte es beim Martinszug kein Feuerwerk geben. Ohne Frage müsse sich die Gesellschaft mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzen. „Das aber an einem Feuerwerk festzumachen, halte ich für übertrieben“, so Dieker. Diese Freude sollte man – vor allem den Kindern – gönnen. Der Verein wolle zudem dabei bleiben, weil „ein erheblicher Teil“ der Spenden von Leuten komme, die gar keine Tüte für sich oder Kinder bekommen. Und diese dürften auch ein Interesse daran haben, durch das Feuerwerk etwas von ihren Spenden zu haben.

Im Übrigen habe das Anrather Feuerwerk bereits seit fünf Jahren nicht mehr die Ausmaße früherer Zeiten. „Bei uns gibt es ein sogenanntes Nahbereichs-Feuerwerk, das mit deutlich weniger Einsatz von Raketen auskommt, dafür aber trotzdem sehr schön anzusehen ist“, so Dieker. Aus diversen Gründen habe man sich vor fünf Jahren zu dieser Variante entschlossen.

Mit Blick auf den Umweltschutz hat das Komitee in Anrath andere Zeichen gesetzt. „Früher gab es immer noch Plastiktüten als Zusatzverpackung der Martinstüten – bei Regen“, sagt Dieker. Inzwischen setze man ausnahmslos auf Papiertüten, die bei Regen nicht aufweichen. Bei einer Zahl von rund 2700 Tüten pro Jahr ist das aus Sicht des Martinskomitees ein beträchtlicher Beitrag für den Umweltschutz.

In Sachen St. Martin läuft es in der Region also nicht auf einen Feuerwerks-Verzicht hinaus. Anders könnte das an Silvester aussehen. Zumindest muss sich die Stadt Tönisvorst mit einem Bürgerantrag auseinandersetzen, der besagt, die Böllerei zum Jahreswechsel zu verbieten. Wohl auch im Sinne des Klimanotstands, den der Stadtrat ausgerufen hat. Pressesprecherin Catharina Perchthaler bestätigte der WZ den Eingang eines solchen Antrags. Zum genauen Inhalt des Antrags und einer Reaktion seitens der Stadt konnte Perchthaler am Dienstag noch keine Angaben machen. Behandelt werden soll der Antrag im Bau-, Verkehrs-, Energie- und Umweltausschuss am 4. Dezember. Für diese Sitzung werde noch eine Verwaltungsvorlage erarbeitet.