100-Euro-Prämie für Fleißige Wie Krefelder am Rhein aufräumen
Krefeld · Etwa 250 Freiwillige helfen bei „Rhine Clean Up“, Müll zu sammeln. Über ehrenamtliches Engagement für eine saubere Stadt
Dunkle Handschuhe, eine graue Mülltüte und eine weiße Weste gehen über den Tisch. Schon ist der nächste dran. Dutzende Male haben die Helferinnen der Aktion „Rhine Clean Up“ diese Utensilien am Samstagmorgen schon ausgeteilt. Und noch immer warten etliche Krefelder in der Schlange vor ihrem Stand. Etwa 250 Menschen sind in der Morgensonne zum Treffpunkt am Uerdinger Rheinufer gekommen. Alle möchten sauber machen an ihrem Fluss.
Auf sechs Kilometern sind die Bürger unterwegs
Am „Rhine Clean Up“ beteiligen sich viele Städte entlang des Rheins. Krefeld ist auf Initiative des Uerdinger Kaufmannsbundes und des Fachbereichs Umwelt der Stadt zum dritten Mal dabei. Zum Start treffen sich alle Helfer, darunter Schulklassen und Familien mit Kindern, auf dem Gelände der Rhine Side am Zollhof. „Guten Morgen“, ruft Darina Finsterer vom Fachbereich Umwelt ins Mikrofon. „Guten Morgen“, hallt es von ihren Mitstreitern zurück. Dann verkündet Finsterer das ambitionierte Ziel. Auf einer Strecke von sechs Kilometern solle Müll gesammelt werden – an der Promenade, in Hohenbudberg und an der Bataverstraße. „Wir wollen verhindern, dass Müll und Plastik über den Rhein in die Meere kommt“, sagt Finsterer.
Wie nötig die Müllsammlung ist, beweisen zwei durchsichtige, etwa einen Meter hohe Stelen, die neben Finsterer aufgebaut sind. Bis zum Rand sind beide mit Stummeln von Zigaretten gefüllt. 100 000 Stück sind in jedem Behälter. In den vergangenen sechs Wochen haben Krefelder diese Menge ehrenamtlich im Rahmen einer zweiten Aktion mit dem Titel „Rheinkippen“ gesammelt. Dafür waren sie im gesamten Stadtgebiet unterwegs.
Für die Fleißigsten gibt’s eine 100-Euro-Prämie
Der erfolgreichste Sammler war mit Abstand Manfred Stein. Der 63-jährige Mitarbeiter der Fraktion von Die Linke in Krefeld hat in der Innenstadt so viele Kippen aufgelesen, dass er 30 Eimer füllen konnte. Neben dem Ehrgeiz und einer 100-Euro-Prämie des Kaufmannsbundes für die besten Sammler sei es ihm um einen Beitrag für die Umwelt gegangen. Also zog Stein nach Feierabend und an Wochenenden durch die Innenstadt entlang des Ostwalls und über die Hochstraße. „Besonders schlimm ist es an den Bushaltestellen“, sagt Stein. Dort konnte er mit seiner Greifzange eine Kippe nach der anderen aus der Bordsteinrinne fischen.
Am Samstagmorgen ist Steins Einsatz Vorbild für die anderen. Der Blick vom Zollhof zur Rheinbrücke wird rasch zum Wimmelbild. Auf dem Gehweg, am Deich und an der Böschung zum Fluss sind die Müllsammler in ihren weißen Westen zu erspähen.
Mit dabei sind Schüler und Lehrerinnen des Gymnasiums Horkesgath. Zwei Jungs der Gruppe sind mit ihrer Mülltüte unten auf den Steinen gleich am Wasser unterwegs – freilich mit der nötigen Vorsicht, damit aus „Rheinkippen“ nicht Reinfallen wird. Lehrerin Daniela Ly steht oben auf dem Gehweg. Die Idee mitzumachen sei von den Schülern gekommen, sagt sie. Schülerin Alisa Draken erklärt das Engagement. Ihr seien Umweltschutz und Nachhaltigkeit wichtig. Und: „Es ist doch sinnvoll, den Samstag zu nutzen, um so was zu machen.“
Viel Glas und sogar ein altes Fahrrad
Rasch stellt die Horkesgath-Gruppe fest, dass an der Rheinpromenade so viele Helfer sind, dass sie nicht genug Arbeit finden. „Wir teilen uns auf“, lautet die Ansage. Schon machen sie sich auf den Weg zu entfernteren Uferabschnitten.
Auf dem Weg in Richtung Rheinbrücke sind immer wieder die Rufe der Sammler zu hören. „Hier ist noch Plastik“, brüllt ein Junge. „Helft mir mal bei dem Glas“, bittet eine Mutter. „Liegt bei Euch noch was?“, ruft eine junge Frau ihren Freundinnen zu. Mittendrin im Treiben stehen Annette und Michael Dittgen-Bour. Sie machen kurz Pause im Schatten, den einer der alten Kräne am Hafen spendet. Michael reicht Annette eine Flasche Wasser. „Kippen, Kronkorken und viel Glas haben wir gefunden“, sagt sie mit Blick auf ihre Tüte. Gerade hätten sie sogar ein altes Fahrrad entdeckt, sagt Michael Dittgen-Bour. Eine der Mitstreiterinnen wuchtet es über den schmalen Pfad zum Sammelpunkt.
Die Dittgen-Bours sind zum ersten Mal beim „Rhine Clean Up“ dabei und gleich überzeugt. „Vielleicht sollte man das öfter machen“, sagt Annette Dittgen-Bour.