Kontrollen 2076 Treffer bei Krefelds speziellem Blitz-Marathon

Krefeld. Viele Krefelder dürften Anfang dieser Woche Post vom Ordnungsamt bekommen haben. Die große Blitzaktion an der Autobahnabfahrt an der Berliner Straße ist nun fast einen Monat her.

Foto: Lothar Strücken

Die Bußgeldbescheide wurden verschickt. Und das waren nicht gerade wenige.

2076 Temposünder hat das Ordnungsamt am 20. Juli über den ganzen Tag ertappt. Der Schnellste, sei mit 104 Stundenkilometern geblitzt worden. Die Folgen: 240 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und ein Monat Fahrverbot. Doch auch die, die glimpflicher davon gekommen sind, haben sich im Juli gehörig über die Blitzanlage geärgert. Die stand nämlich vielleicht 30 Meter hinter dem Schild, das die Geschwindigkeit auf 50 Kilometer pro Stunde begrenzt.

Angeblich 57 Meter, berichtet ein Leser, der beim Ordnungsamt nachgehakt hat. Wie dem auch sei: „Da muss man ja quasi eine Vollbremsung machen, wenn man von der Autobahn kommt“, sagt er, der, weil auch er zu schnell gefahren ist, lieber nicht mit Namen in der Zeitung stehen möchte. „An Gefahrenstellen gibt es keinen vorgeschriebenen Abstand zu einem entsprechenden Schild“, sagt Manuel Kölker, Sprecher der Stadt Krefeld. Daher sei es durchaus erlaubt, so nah am Schild zu blitzen. Dass die Stelle an der Berliner Straße eine Gefahrenstelle ist, bestätigt die Polizei. „Auf der Berliner Straße verzeichnen wir im Bereich der Auf- und Abfahrten von der A 57 jährlich etwa 40 Unfälle, fünf bis sieben davon mit Personenschaden“, sagt Polizeisprecherin Sandra Albertz.

Mit Einführung der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 seien die Unfallzahlen 2013 und 2014 teils deutlich zurückgegangen, im Jahr 2015 jedoch wieder angestiegen. Da gab es neun Unfälle mit verletzten Personen.

Auch die Polizei bestätigt, dass der Abstand vom Blitzer zum Schild völlig in Ordnung sei. „Die zulässige Höchstgeschwindigkeit gilt ab dem Standort des Verkehrszeichens. Die in der Vergangenheit empfohlenen ,Toleranz-Zonen’ wurden abgeschafft“, sagt die Sprecherin. Auch wenn nicht die Polizei, sondern das Ordnungsamt im Juli an der Berliner Straße geblitzt hat, lässt sie den Vorwurf der Abzocke nicht gelten. „Uns ist nicht daran gelegen, möglichst viele Tempo-Sünder zu erwischen. Vielmehr würden wir uns freuen, wenn sich alle Verkehrsteilnehmer an die Vorschriften halten“, sagt Sandra Albertz.

Krefeldern, die in die Kontrolle geraten sind, nützt das wenig. „Beim Einfädeln konzentriert man sich ja darauf. Da übersieht man so ein Schild leicht“, sagt Leserin Elke Neuhaus. Sie findet, das Schild sollte versetzt werden: „Würde es schon weiter vorne stehen, wäre das viel sinnvoller.“

Das ist aktuell nicht geplant. Da es sich bei der Berliner Straße um besagte Gefahrenstelle handelt, sei damit zu rechnen, dass dort auch in Zukunft öfter geblitzt werde, sagt Stadtsprecher Manuel Kölker. Insgesamt habe das Ordnungsamt 2015 durch Geschwindigkeitskontrollen fast zwei Millionen Euro eingenommen. Wie hoch die Einnahmen durch die Kontrolle am 20. Juli waren, lasse sich nicht genau beziffern, sagt der Stadtsprecher. Das hänge davon ab wie und wie schnell die Ertappten bezahlen.