Abschied von der Telefonzelle

In den vergangenen drei Jahren wurden in Krefeld 60 Häuschen abgebaut. Statt der Zellen stellt die Telekom Telefon-Säulen auf.

Abschied von der Telefonzelle
Foto: abi

35 000 Telefonzellen gibt es bundesweit noch von der Telekom. Die Tendenz ist fallend, da die „Bedeutung der Telefonzelle mit dem Siegeszug des Handys abgenommen hat“, so die Telekom. In Krefeld sind in den vergangenen drei Jahren 60 Häuschen abgebaut und zum Teil durch preiswertere und vandalismus-resistentere Telefonsäulen, so genannte Basis-Telefone, ersetzt worden.

Wie viele Zellen derzeit noch in Krefeld stehen, können offenbar weder Telekom noch Stadt beziffern. Während der Telefonriese an die Stadtverwaltung verweist, meint die im Gegenzug, dass doch eigentlich der Konzern in Bonn die Zahlen liefern müsse. Klar ist nur, dass die Zeit der Zellen abgelaufen ist.

Die Telekom hat mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände eindeutige Vorgaben vereinbart: Sie darf Städte und Gemeinden ansprechen, „wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro stehen.“ Sprich, die Telekom will dann die Zellen abbauen und bestenfalls durch Basis-Telefone ersetzen. Der Kunde entscheide damit, was aus den Telefonzellen wird.

Wer quasi mit dem Smartphone aufgewachsen ist, kann sich das kaum vorstellen: Es gab Zeiten, in denen sich vor den gelben Zellen der Post regelrechte Schlangen bildeten. In der Zelle wurde oben auf dem Telefonkasten das notwendige Kleingeld gestapelt (Fern- und Auslandsgespräche waren teuer) und es gab einen Hinweis darauf, wie lange der Teilnehmer zu sprechen gedachte. Wenn der, der den Platz in der Zelle erobert hatte, zu lange sprach, klopfte der erste in der Schlange schon mal auf die oft beschlagene Scheibe: „Mach’ Schluss mit Muttern, wir wollen auch mal ran!“

Diese Zeiten sind — zum Glück — lange vorbei. Inzwischen muss man die öffentlichen Fernsprecher — Zellen oder Basis-Telefone (Säulen) — regelrecht suchen. Die gelbe Signalfarbe lockt in der Innenstadt fast nur noch zu den Briefkästen, die Telekom versteckt sich im öffentlichen Bereich zumeist hinter einem zarten Magentaton.

An dem kurzen Stück Königstraße zwischen Rheinstraße und St.-Anton-Straße erinnert ein blauer Bügel mit Plexiglas-Haube noch daran, dass es Firmen gab, die der Telekom und ihren Fernsprechern Konkurrenz und damit ordentlich Reibach machen wollten: „Superbillig ab fünf Cent telefonieren“ ist dort noch zu lesen, doch die beiden Apparate — die Säule war von zwei Seiten zu benutzen — sind abgebaut. Immerhin kann man sich unter der Haube noch vor Regen schützen und die benachbarte Telekom-Säule beobachten, die diesen Komfort nicht bietet.

Schlangen gibt es vor den öffentlichen Fernsprechern schon lange nicht mehr — falls denn überhaupt mal jemand den Hörer in die Hand nimmt. Wenn der noch vorhanden ist und nicht nur eine traurige Strippe herunterhängt, wie bei der Säule Ecke Marktstraße/Königstraße.

Für Nostalgiker hat die Telekom einen Tipp parat: Wer möchte, kann sich eine alte Telefonzelle kaufen und sie zum Beispiel in den Garten — als Geräteschuppen? — stellen. Informationen über Preise und Konditionen können schriftlich erfragt werden: