Landtagswahl Aspirin für die CDU und spätes Glück für Spanier-Oppermann
Während die Christdemokraten die Wahlnacht in vollen Zügen genießen, beginnt bei den Verlierern die Aufarbeitung.
Krefleld. Der Tag danach. Während die Partykönige von der CDU nach ihrer Jubelnacht nur schwer zu erreichen sind, suchen die Verlierer nach Erklärungen. Dabei zeigen sie sich sehr wohl selbstkritisch. Und eine ließ sich morgens um 3.30 Uhr noch ein Trostpflaster auf die Wunden des Vorabends kleben: Ina Spanier-Oppermann zieht nicht ganz unerwartet mit Listenplatz 15 doch noch in den Landtag ein.
Die SPD-Landtagsabgeordnete zeigt sich am Montagmorgen ein Stück weit erleichtert über die Nachricht: „Ich bin glücklich, nicht nur für mich, auch für meine Büroangestellte. Ich bedanke mich bei allen, die mich so grandios unterstützt haben und mit mir gemeinsam diesen Weg gegangen sind.“ Und dann lobt Spanier-Oppermann pflichtschuldig auch die Sieger. „Eine herbe Niederlage für die SPD in NRW. Ich möchte den beiden direkt gewählten Kandidaten Marc Blondin und Britta Oellers gratulieren und bedanke mich für den fairen Wahlkampf.“
Ina Spanier-Oppermann, SPD-
Landtagsabgeordnete Ein Dankeschön ist auch alles, was Karsten Ludwig zu diesem frühen Zeitpunkt nach dem Wahldesaster bleibt. Der Grünen-Kandidat war verstärkt digital unterwegs und bedankt sich daher auch via Facebook bei seinen Wählern und Unterstützern. „3504 Erststimmen, das sind 6,1 Prozent und damit mehr als der Landesschnitt. Das ist ein kleiner persönlicher Erfolg und eine schöne Anerkennung für meinen Wahlkampf, zufrieden sein mit dem Ergebnis können wir selbstverständlich nicht“, fasst Ludwig das schlechte Ergebnis der Grünen gestern zusammen.
Direkt wieder an die Arbeit in Sachen Kommunalpolitik geht nach eigener Aussage Joachim C. Heitmann. Fest im Blick des Chefs der Krefelder Liberalen: die Bundestagswahl am 24. September. Das Ergebnis vom Sonntagabend wertet Heitmann „als klaren Auftrag“. Sei man früher immer eher eine Zweitstimmenpartei gewesen, hätten die Ergebnisse der Erststimmen es jetzt anders gezeigt, erklärt Heitmann. „Mit 14,8 Prozent Stimmen für die FDP liegen wir in Krefeld deutlich über den Landesdurchschnitt. Wenn man sich allein die Zahl der Erststimmen anschaut, wird deutlich, dass es in Krefeld eine breite Zustimmung für die FDP gibt.“ Den Erfolg in Krefeld macht Heitmann vor allem an „zwei sehr guten Kandidaten“ fest.
Bis 12 Uhr am Vormittag hatte sich Britta Oellers selbst freigegeben. Dann kommt der Schornsteinfeger. Kein Scherz, das Leben geht weiter. Allerdings wird Herr Oellers den schwarzen Mann allein empfangen müssen, denn für die Sieger gibt es einen wichtigeren Termin in Düsseldorf. So auch für Marc Blondin, den Traarer Jung’, „Einer von uns“ — das zog. Den Erfolg der CDU führt der frisch gewählte Landtagsabgeordnete auf einen „Umschwung in der Bevölkerung“ zurück. „Nach Ostern wurde es ganz deutlich an den Wahlständen: die Menschen wollten etwas anderes als rot-grün.“ Das Ergebnis der CDU sei phänomenal.
Natürlich hat auch die Wirtschaft ganz genau auf diesen Sonntagabend geschaut, schließlich war sie selbst ein großer Teil des Wahlkampfes. Die Schlusslicht-Debatte hat eher der CDU geholfen, nun muss sie es besser machen und die Industrie- und Handelskammer zum Beispiel gibt der neuen Regierungsmacht schon mal die Hausaufgaben auf den Weg. „Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ist vorüber und die Ergebnisse werden nun analysiert. Aus Sicht der Unternehmen in der Region Mittlerer Niederrhein sollten insbesondere drei Themenbereiche auf der Agenda der neuen Landesregierung stehen: Strategien gegen den Fachkräftemangel, Investitionen in die Infrastruktur und ein Abbau der ausufernden Bürokratie.“ Dies sei das Ergebnis einer aktuellen Sonderumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein bei etwa 200 Unternehmen aus der Region.
An erster Stelle stehe demnach das Thema „Bildung und Fachkräftesicherung“. Für 60 Prozent der Betriebe sei dies ein wichtiges Arbeitsfeld für die zukünftige Landesregierung. Ebenfalls von großer Bedeutung für die Wirtschaft am Mittleren Niederrhein sei die Infrastruktur. „56 Prozent der befragten Unternehmen sind der Ansicht, dass die neue Landesregierung in Bezug auf die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und die Bereitstellung von Gewerbeflächen Akzente setzen muss.“ Drittens sei es der Abbau von Bürokratie, der immerhin 48 Prozent der Betriebe umtreibe.