Jungend forscht Auf Darwins Spuren

Undine-Sophie Deumer und Alexander Wirtz erforschen die Entwicklung von Krebsen und machen verblüffende Beobachtungen.

Krefeld. Undine-Sophie Deumer und Alexander Wirtz sind Experten. Experten für Krebse. Genauer gesagt, für amerikanische Sumpfkrebse.

Ein Jahr lang haben sie geforscht, wie unterschiedlich sich die Gliederfüßer entweder isoliert oder in der Gemeinschaft entwickeln. Ihre Ergebnisse sind verblüffend. So verblüffend, dass die beiden Abiturienten jetzt beim Wettbewerb Jugend forscht nicht nur im Bereich Biologie den stadtinternen Vergleich, sondern auch den Landeswettbewerb gewonnen haben.

„Wir hatten uns schon einen der vorderen Plätze ausgerechnet, aber nicht den ersten Rang“, sagt Undine-Sophie Deumer. Alexander Wirtz ergänzt dagegen selbstbewusst: „Ich wollte gewinnen.“

Die beiden Schüler lächeln verschmitzt, wenn man sie als junge Forscher bezeichnet. Doch nichts anderes sind sie.

Ihr Labor ist das Vivarium des Gymnasiums Fabritianum in Uerdingen, ihr Laborchef ist Lehrer Matthias Polte. Und der ist verdammt stolz auf seine beiden Schüler. „Beide sind schon länger Teilnehmer unserer Biologie-AG und haben sich dann entschieden, eine Projektarbeit zu den Beobachtungen an den Sumpfkrebsen anzufertigen“, erklärt der Lehrer für Biologie und Sport.

Mit der Zeit wurde das Projekt mit insgesamt 79 Tieren zum Selbstläufer. „Die Krebse entwickelten sich je nachdem, ob sie vergesellschaftet wurden oder nicht, ganz unterschiedlich“, berichtet Alexander Wirtz. Bereits nach wenigen Wochen können Schüler und Lehrer erkennen, dass die zusammen mit mehreren Artgenossen in einem Aquarium lebenden Sumpfkrebse deutlich größer sind, als die isoliert in Einzel-Aquarien aufgezogenen Krebstiere. „Bis zu drei Zentimeter Unterschied konnten wir bereits nach wenigen Wochen feststellen“, sagt Undine-Sophie Deumer.

Das ist bei weitem nicht der einzige Unterschied. „Während die isolierten Krebse farblos und verhaltensunauffällig blieben, erhielten die anderen Test-Krebse eine Färbung und wurden zunehmend aggressiv“, erklärt die Schülerin. Die beiden Jung-Forscher betreuen das Projekt über ein Jahr lang. Klar scheint, der Konkurrenzdruck lässt die Tiere wachsen. „Vergleichbar vielleicht mit unserer Leistungsgesellschaft“, sagt Lehrer Matthias Polte. Doch was genau ist der Auslöser für das Wachstum?

Es beginnt die Suche nach der Ursache für die unterschiedliche individuelle Entwicklung der Krebse. Die Schüler reichen das Projekt als Biologie-Beitrag für den Wettbewerb Jugend forscht ein. Detailliert halten die Schüler nach jeder ihrer drei Begutachtungen pro Woche fest, wie sich die Tiere verändern. „Wir haben angefangen, verschiedene Parameter zu verändern, um herauszufinden, ab wann ein Wachstum bei den isolierten Krebsen einsetzt“, berichtet Alexander Wirtz. So setzen die Schüler Signalstoffe anderer Tiere in die Einzelaquarien oder versehen die Glaswände mit Bildern von anderen Krebsen — ohne Wachstumserfolg.

Ein Evolutionsbiologe gibt den Schülern einen weiteren Ansatz mit auf den Weg, den sie bis zum Bundeswettbewerb untersuchen wollen. „Wir werden die Aquarien mit Spiegeln versehen und schauen, wie die Tiere auf die visuellen Reize reagieren“, sagt Wirtz, der im Gegensatz zu seiner Forschungspartnerin Biologie nicht als Studienfach in Erwägung zieht. Vor dem Studium steht für beide aber erstmal in diesen Tagen das Abitur an.