Badespaß nur für Frauen
Schwimmen: Die SPD will spezielle Öffnungszeiten einführen und damit dem Wunsch vieler Muslima entsprechen. Die Idee stößt aber auf herbe Kritik.
Krefeld. Badetage nur für Frauen - die wünscht sich die SPD für die Krefelder Schwimmbäder. Die Verwaltung soll klären, welche Voraussetzungen in den öffentlichen Bädern dafür geschaffen werden müssen. Die Nachfrage sei unter Frauen groß, meint SPD-Ratsfrau Anke Drießen-Seeger: "Die Idee stammt vom Arbeitskreis Integration und wurde von türkischen Vertretern in die Diskussion gebracht."
Mit dem Angebot will die SPD aber nicht nur muslimischen Frauen entgegen kommen. "Frauen bleiben im Schwimmbad gerne unter sich - sei es, weil sie ein gesundheitliches Handicap haben, oder einfach weil sie glauben, dem Schönheitsideal nicht zu entsprechen", erklärt die Ratsfrau.
Und die Idee ist nicht neu, andrere Städte wie München machen es vor, bestätigt auch die ehemalige Vorsitzende des Ausländerbeirats, Halide Özkurt: "Wir haben im Beirat schon einmal Unterschriften dafür gesammelt. Viele Muslima wünschen sich solche Angebote. Seit Jahren gibt es einen sehr gut besuchten Anfängerschwimmkurs für muslimische Frauen im Uerdinger Bad. Aber das ist zu wenig."
Als Rückschritt in einer mittlerweile offenen und toleranten Gesellschaft, bezeichnen hingegen die Jungen Liberalen (JuLis) in einem Schreiben den Wunsch der SPD. "Weitere Vorschläge könnten Badetage für Männer, Senioren, Übergewichtige, Untergewichtige, Muslime, Christen oder Tätowierte sein", schreibt Kreisvorsitzende Joana Horch.
Christine Weinbörner, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, kann diesen Vorwurf nicht nachvollziehen. Sie würde das Angebot sogar selbst nutzen. "Ich hätte auch nichts gegen Männerbadetage. Viele Frauen möchten sich einfach den männlichen Blicken entziehen. Wenn ich tätowiert bin, muss ich damit rechnen, dass die Leute gucken." Je nach Nachfrage wünscht sie sich geschlechterspezifische Angebote. "Eine gemischte Fußballmannschaft fände ich aber genauso gut."
Minevver Sahin, die für den Integrationsausschuss kandidiert hat, sieht den Antrag kritisch. Vielen muslimischen Mädchen habe man von klein auf gesagt, dass sie nicht in der Öffentlichkeit schwimmen dürfen. "Wir sollten die Frauen in die Lage versetzen, selbst zu entscheiden, wo und mit wem sie baden möchten. Dann erst müssen wir fragen, ob solche speziellen Zeiten auch gebraucht werden."
Dass das Angebot die Nachfrage bestimmt, glaubt Ute Falk. Die Geschäftsführerin der Familienhilfe, zu der auch der Altenclubgehört, hat bisher keine Rufe nach getrennten Badezeiten vernommen. "Unsere Seniorinnen nutzen Gymnastikkurse, in denen Männer eh in der Minderheit sind. Aber wenn das Angebot da wäre, würde es sicher auch genutzt."
Schwimmkurse und Angebote für muslimische Mädchen im Schulsport könnten für Ratsfrau Drießen-Seeger weitere Schritte sein. Sie kann nicht verstehen, warum das Thema so polarisiert. "Es gibt doch eigentlich wichtigeres, worüber wir reden sollten." Dem stimmt die Gleichstellungsbeauftrage zu: "Es gibt seit Jahren Fitnessstudios für Frauen. Da kräht kein Hahn nach."