Barrierefreie Wohnungen für Senioren sind sein Top-Thema
Wolfram Gottschalk ist seit einem halben Jahr im Amt. Die WZ sprach mit dem Leiter des Fachbereichs Soziales, Senioren und Wohnen über seine „Lieblingsarbeit“.
Krefeld. Wolfram Gottschalk ist seit über 30 Jahren bei der Stadtverwaltung beschäftigt und hat schon so manche heiße Kartoffel in dieser Zeit aus dem Feuer geholt. Das mag einerseits an seinen Aufgaben gelegen haben, andererseits an seinem Willen, mit zu gestalten. Das ist einer der Hauptgründe, wieso er auf der Karriereleiter letztendlich in seinem Wunschfachbereich angekommen ist. Am 1. Juli 2012 hat er von seinem Vorgänger Walter Adelfang die Leitung des Fachbereichs Soziales, Senioren und Wohnen übernommen.
Haben Sie sich für diese Aufgabe beworben oder sind Sie angesprochen worden?
Wolfram Gottschalk: Beides. Den Zugang zu sozialen Themen habe ich durch die Zentralstelle für Beschäftigungsförderung bekommen. Die habe ich 1994 gemeinsam mit Gerhard Ackermann, dem heutigen Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend, Familie und Beschäftigungsförderung, gegründet. Ziel der ZfB ist gewesen, Sozialhilfempfänger und Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zu (re-)integrieren. Und das lange, bevor die Belange der Arbeitslosengeld-II-Empfänger durch die Zusammenlegung der bisherigen Sozial- und Arbeitslosenhilfe neu vom Bundesgesetzgeber geregelt und ab 2005 die Argen eingerichtet worden sind. Auf die damalige Frage, welche Leitungsfunktion ich mir künftig vorstelle könne, habe ich mich ohne zu zögern für das Sozialamt ausgesprochen.
Doch zuvor haben Sie 2005 die Geschäftsführung der neu gegründeten Arge und im August 2009 dann nach der Entdeckung der versehentlich überwiesenen Gewerbesteuer-Rückerstattung in Höhe von 800 000 Euro die Leitung des Rechnungsprüfungsamtes übernommen.
Gottschalk: Ja, vor allem die letzte Aufgabe war zu diesem Zeitpunkt sehr schwierig und hat an mir gezehrt. Als mich der Oberbürgermeister dann im Herbst 2011 gefragt hat, ob ich als Nachfolger von Walter Adelfang an die Spitze des Sozialamtes im Sommer 2012 wechseln möchte, habe ich sofort zugestimmt.
Dieser Fachbereich gilt als sehr schwierig und arbeitsintensiv. Hat Sie das nicht abgeschreckt?
Gottschalk: Nein. Diese Aufgabe entspricht meinem beruflichen Werdegang und ich kann hier noch gestalten. Außerdem ist durch den vor längerem erfolgten neuen Zuschnitt der Verantwortlichkeiten die Aufgabendichte entzerrrt.
Welche Bereiche gehören zu Ihrem Aufgabengebiet?
Gottschalk: Kurz zusammengefasst sagt das schon der heutige Name: Soziales, Senioren und Wohnen. Im Einzelnen sind das die Grundsicherung im Alter, bei Erwerbsunfähigkeit und die sogenannte Sozialhilfe. Hinzukommen Unterhaltsangelegenheiten, Hilfen für Menschen mit Behinderungen, Hilfe in Einrichtungen, Pflege- und Wohnberatung, das klassische Wohngeld, Hilfe für Obdachlose, Asylbewerber und Flüchtlinge.
Wo haben Sie bei diesen Themen Gestaltungsspielraum?
Gottschalk: Ich habe hier jetzt viel mit Menschen zu tun, die am Ende ihrer beruflichen Entwicklung stehen, wie Rentner beispielsweise, die oftmals ein zu geringes Auskommen haben. Im Hinblick auf die demographische Entwicklung sind wir deshalb dabei, für diese Zielgruppe künftig barrierefreien Wohnraum zu schaffen und ihr durch verschiedenartige Unterstützung zu ermöglichen, so lange wie es geht, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Heimunterbringung ist im Vergleich die teuerste Variante des Wohnen im Alters.
Wie wollen Sie bei der schwierigen Haushaltssituation der Stadt noch neben den Pflichtaufgaben Weichen stellen?
Gottschalk: Ich bin froh über unsere städtische Wohnberatung wie auch über die Pflegeberatung und die 2010 eingerichteten Pflegestützpunkte. Das ist eine Möglichkeit. Deren Hilfe hat sich rumgesprochen und wird gut angenommen. Mit der Wohnstätte haben wir außerdem den wichtigsten Partner an unserer Seite, um entsprechenden Wohnraum zu schaffen, weil er das größte Wohnangebot in der Stadt vorhält. Es ist heutzutage schwer, bezahlbare Wohnungen zu errichten, die alle Ansprüche an das Alter erfüllen. Und gerade für Bedürftige fehlen in Krefeld ausreichende Mietangebote ebenso wie bei Alleinerziehenden. Das muss sich ändern.
Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander. Reichen die Hilfen ihres Fachbereichs noch aus?
Gottschalk: Die staatlichen Hilfen sind sehr umfangreich. Damit kann man kein opulentes Leben führen, aber ein einigermaßen menschliches Leben ist möglich. Wenn man planerisch mit dem Geld umgehen kann. Das ist etwas, was die Jüngeren von den Älteren noch lernen können.