Bauruinen bedrohen das ganze Viertel

Eine Schrottimmobilie an der Lindenstraße steht seit Jahren leer. Die Grünen fordern eine Sanierungssatzung.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Die Stadt ist doch nur ein zahnloser Tiger“, stellt Heiner Tendyck resigniert fest. Der Hauseigentümer von der Lindenstraße leidet heftig unter seinen Nachbarn, die das Gebäude Nummer 5 und 7 seit mehr als zehn Jahren Leerstand völlig verkommen lassen. Die Kölner Erbengemeinschaft, die im Besitz weiterer Häuser unter anderem auf dem Südwall ist, hat zwar ein Gerüst vor die Fassade stellen lassen, weiter aber geschieht nichts.

Knöcheltief liege Dreck und Taubenkot im Hinterhof, durch das kaputte Dach dringe Regen und Feuchtigkeit in das Gebäude, klagt Tendyck. „Man kann auch nicht ausschließen, dass eines Tages das ganze Haus einstürzt.“ Da helfe nur Druck und der Hinweis auf die grundgesetzliche Verpflichtung, dass Eigentum dem „Wohle der Allgemeinheit“ zu dienen habe.

Dem will das Bündnis ´90/Die Grünen Nachdruck verleihen. Fraktionschefin Heidi Matthias und Günter Föller hatten bereits vor fast genau drei Jahren auf den erbärmlichen Zustand des Gebäudes hingewiesen. Nunmehr wollen sie über einen Antrag an den Planungsausschuss erreichen, dass das Gebiet zwischen Südwall und Breite Straße als Sanierungsbereich ausgewiesen wird. Grundlage dafür ist der Paragraf 142 des Baugesetzbuches.

In der Begründung verweisen sie dabei darauf, dass in dem Viertel seit rund 20 Jahren etliche Gebäude „verwahrlosen und verfallen“. Matthias: „Die Ruinen ziehen mittlerweile das gesamte Quartier in Mitleidenschaft.“ Eine Sanierungssatzung soll zur Instandsetzung der Bausubstanz und zur allgemeinen Verbesserung der Wohnqualität in diesem Bereich führen. „Insbesondere Besitzer von sogenannten Schrottimmobilien sollen in die Pflicht genommen werden, ihre Häuser zu sanieren oder gänzlich zu erneuern.“

Heidi Matthias verweist dabei auf das Beispiel der Südweststadt, wo vor rund 15 Jahren ein ähnliches Sanierungskonzept aufgestellt und in einer Reihe von Beispielen auch umgesetzt wurde. Beratungen von Hausbesitzern über Sanierungen und Fördermöglichkeiten dafür könnten im Rahmen des Bund-/Länderprogramms Stadtumbau West auch für das fragliche Quartier durchgeführt werden. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sei für die Grünen der Schwerpunkt der Stadtentwicklung auf die Innenstadt zu richten, statt auf die weitere Ausweisung von Wohngebieten in der Peripherie der Stadt.

Für Günter Föller ist von Seiten der Verwaltung der Stadt „in den letzten Jahren kein ernsthaftes Bemühen um Lösungen“ der Problematik Schrottimmobilien zu erkennen. Er verweist dabei auf eine Reihe anderer baufälliger Gebäude, bei denen die Stadt lediglich mit der Errichtung von Absperrungen reagiere. Nach Matthias Ansicht haben die Besitzer an der Lindenstraße ihr Eigentumsrecht verwirkt, die Stadt müsse das Gebäude auf deren Kosten abreißen lassen. Das Baugesetzbuch räumt den Kommunen in bestimmten Fällen durchaus das Recht ein, über das Instandsetzungsgebot in solchen Fällen zu intervenieren.