Krefeld Beschwerden über Obdachlose - Anwohner haben Problem mit Unterkunft
Seit Juli dieses Jahres ist Krefelds ehemalige Don-Bosco-Schule Quartier für Menschen ohne Wohnung. Nachbarn fühlen sich belästigt.
Süd. Skeptisch waren die Anwohner rund um die Feldstraße, als die Stadt aufgrund des Andrangs im Frühjahr 2014 in der ehemaligen Don-Bosco-Schule an der Kölner/Ecke Feldstraße Platz für etwa 80 Flüchtlinge schuf. Zimmer und Küche wurden eingerichtet, Toilettencontainer auf dem Schulhof aufgestellt. Im Lauf der Zeit zeigte sich: Die Nachbarschaft funktionierte ohne besondere Auffälligkeiten. Das hat sich geändert, seit die Stadt dort obdachlose Menschen einquartiert hat.
Sie musste handeln, weil die bisherige Obdachlosenunterkunft an der Philadelphiastraße zum 30. Juni gekündigt wurde. Das umgebaute Schulgebäude im Südbezirk bot sich als Alternative an. „Derzeit leben bis zu sechs Obdachlose an der Feldstraße“, sagt Wolfram Gottschalk, Fachbereichsleiter für Soziales. Es handele sich um Menschen, die bereits seit Monaten, teilweise auch Jahren obdachlos seien. Darüberhinaus würden tagesaktuell und kurzfristig auch die Menschen aufgenommen, die in der Notschlafstelle an der Lutherstraße, einer Einrichtung der Diakonie, keinen Platz fänden.
Seitdem Juli gebe es dort „unheimlich viel Ärger“, klagt Anwohner Hartmut Günther. Hausbesitzer hätten investiert, Fassaden seien renoviert worden — und jetzt das. Lärm, Dreck, Belästigungen — und Polizeieinsätze. Es ärgere ihn besonders, dass nach allen Bemühungen der Bewohner, das schlechte Image des Südbezirks aufzupolieren, nun wieder „eine negative Entwicklung“ eintrete. Mit den Flüchtlingen habe man keine Probleme gehabt, sagt auch Jens Günther, der mit seiner Familie direkt gegenüber von der ehemaligen Schule lebt. Jetzt geschehe es immer wieder, dass jemand nachts laut schreiend über den Innenhof laufe oder tagsüber Passanten belästige. Seine drei Kinder hätten regelrecht Angst, auf die Straße zu gehen, schildert Günther in der Bezirksvertretung die Situation. Auch für die jungen Besucher des Freizeitzentrums Süd sei die Lage nicht einfach.
„Auf der Philadelphiastraße wurde das offenbar so hingenommen“, sagt Jens Günther. Dazu sei er nicht bereit. Seine Forderung: „Die Person muss weg. Sie versetzt die ganze Ecke in Angst und Schrecken.“ Dass es sich im Wesentlichen um eine der obdachlosen Personen handelt, die sehr laut und auffällig ist, bestätigt Wolfram Gottschalk. „Ich habe großes Verständnis dafür, dass sich die Anwohner belästigt fühlen“, sagt Gottschalk, und betont: „Wir versuchen nach Kräften, die Situation zu deeskalieren.“ Kollegen hätten sich nach den Beschwerden umgehend mit den Betroffenen in Verbindung gesetzt.
Der Handlungsspielraum der Stadt ist gering, wenn jemand weder für sich selbst noch für andere Menschen eine wirkliche Gefahr darstellt. Gesetzliche Betreuer und Gerichte entscheiden, ob jemand auch gegen seinen Willen in einer Klinik eingewiesen werden kann. Städtische Sozialarbeiter und Unterkunftsbetreuer versuchen, die Situation vor Ort für alle zu entschärfen.
Unter Einbeziehung der gesetzlichen Betreuerin der auffälligen Bewohnerin und verschiedener Fachstellen soll möglichst kurzfristig eine Lösung erarbeitet werden. Die Zahl der obdachlosen Menschen in Krefeld hat sich in den vergangenen Jahren stark verringert, doch die Vermittlung in eine Wohnung gelingt nicht bei allen. „Wenn jemand obdachlos ist, hat die Stadt die Pflicht, ihn unterzubringen.“
Die Ausnahmegenehmigung, die die Nutzung der ehemaligen Schule als Unterkunft erlaubt, läuft Ende April 2018 aus.
Nur wenn die Ausnahmegenehmigung verlängert wird, kann die Schule weiter genutzt werden. Dieser Verlängerung, heißt es in der Verwaltung, müssten die Nachbarn allerdings zustimmen.