Bilanz des Hauptzollamts: Mehr Waffen, mehr Drogen
Mehr als eine Milliarde Euro haben Kontrollen des Hauptzollamtes Krefeld im vergangenen Jahr in die Staatskasse gespült.
Krefeld. Hinterzogene Steuern, Zölle, Geldbußen - die Beamten des Krefelder Hauptzollamtes haben 2007 mehr als eine Milliarde Euro und damit ein Rekordergebnis in die Staatskasse gespült. 493 Mitarbeiter stoppen am Niederrhein Schwarzarbeit, schnappen Drogenkuriere an der Grenze und finden immer wieder unversteuerte Waren.
Wenn es in der Drogenszene neue Trends gibt, bemerken Zöllner sie als erste. Etwa diesen: Immer mehr Rauschgiftkonsumenten wollen die eigene Plantage; sie finden in den Niederlanden die passenden Starter-Kits dafür. "Die werden in Prospekten angeboten, die aussehen, als wären sie von einem Gartenmarkt", sagt Frank Kimpfel, Arbeitsgebietsleiter Mobile Kontrollgruppen. "Wenn die Wirtschaft boomt, gehen die Einnahmen des Zolls nach oben." Reinhard Förstel, Zollamtschef
Je nach Temperaturempfindlichkeit, Lichtverhältnissen und Wirkstoffgehalt kann ausgewählt werden. Mit Setzlingen, Pflanztöpfen und Dünger kommen die Käufer dann über die Grenze.
Der Zoll stellte auch fest, dass eine Droge aus dem arabischen Raum in Mode kommt: Kath. Mit der Pflanze, die gekaut werden kann, werden vermehrt Konsumenten erwischt - 2007 mit 546 Kilo. Auch bei harten Drogen gibt es eine Zunahme. Allein vom als besonders gefährlich eingestuften Heroin sind 34,2 Kilo sichergestellt worden. "In einem Fall wurden zehn Kilo im Zug von Amsterdam Richtung Duisburg gefunden", so Kimpfel. Insgesamt gab es 7300 Strafverfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Wenn die Wirtschaft boomt, gehen auch die Einnahmen des Zolls nach oben, sagt Hauptzollamts-Chef Reinhard Förstel. Fast 17Millionen Euro an hinterzogenen Sozialabgaben deckte die Finanzkontrolle Schwarzarbeit auf. "Schwarzarbeit ist kein Kavaliersdelikt", sagt Förstel. "Das schadet der gesamten Gesellschaft und bedroht Arbeitsplätze."
Sylvia Schoppmann, stellvertretende Leiterin der Finanzkontrolle, kennt viele Beispiele - vom Taxifahrer über die Wäscherei-Mitarbeiterin, die offiziell auf 400-Euro-Basis arbeiten, aber Vollzeit kassieren, bis zum Baugewerbe. 130-mal sind am Düsseldorfer Flughafen die verschiedensten Waffen im Gepäck gefunden worden, darunter Stahlruten, Präzisionsschleudern und Wurfsterne, so Sachgebietsleiter Thomas List.
Viele Urlauber seien ahnungslos, was sie da am Strand gekauft hätten. Immer wieder werden unversteuerte Waren entdeckt. Etwa die 14,5 Millionen Zigaretten, die 2007 vernichtet wurden. Aus dem osteuropäischen Raum zieht es aber auch Reiseunternehmer hierher, die vorgeben, in ihren Kleinlastern Freunde zu fahren, tatsächlich aber Kunden nach Großbritannien bringen wollen. "Die haben dann 500 Liter Bier, 100 Liter Wodka und 4000 Zigaretten dabei", sagt Kimpfel.
Einnahmen Das Hauptzollamt konnte 2007 rund 540 Millionen Euro an Einfuhrumsatzsteuer, 210Millionen Verbrauchssteuern, 183 Millionen Energiesteuer, 88 Millionen Zölle und 900000 Euro an Geldbußen kassieren. Die 1,023 Milliarden Euro bedeuten 903 Millionen mehr als ein Jahr zuvor.
Schwarzarbeit Im vergangenen Jahr sind 10544 Personen an Arbeitsstellen kontrolliert worden. 1476 Arbeitgeber wurden überprüft. 3047 Strafverfahren konnten abgeschlossen werden.
Zoll Zum Hauptzollamt gehören die Zollämter Krefeld, Neuss, Mönchengladbach und Nettetal. 2007 hat es eine Million Zoll-Abfertigungen bei Ein- und Ausfuhren gegeben.