Bombennacht 1943: Mann mit schweren Verbrennungen gerettet

Flucht aus dem Luftschutzkeller während des Angriffes scheiterte — zum Glück.

Es war in der Nacht vom 21. zum 22. Juni 1943, als uns unsere Mutter weckte. Es war Fliegeralarm und wir mussten in den Luftschutzkeller. Ich war damals siebeneinhalb Jahre alt und wir wohnten auf der Schwertstraße 13. Die anderen Hausbewohner waren alle schon im Keller. Es waren mit uns zwölf Personen. Wir hörten, wie die Bomben fielen. Staub rieselte von der Decke auf uns herab. Plötzlich wurde vom Nebenhaus der Durchbruch durchgeschlagen. Das Nebenhaus stand in Flammen.

Zwei Männer brachten einen Nachbarn durch den Durchbruch in unseren Keller. Der Mann sah furchtbar aus. Er hatte keine Kleider mehr am Leib. Das Fleisch hing ihm in Fetzen vom Körper. Die beiden Männer legten ihn auf ein Sofa, wo wir vorher mit unserer Mutter gesessen hatten.

Wie die beiden Männer uns erzählten, wollte der Nachbar noch ein paar Sachen aus dem brennenden Haus holen. Dabei verlor er seine Brille und fand die Tür nicht mehr. Die zwei Männer hörten die Schreie und holten den Mann aus dem brennenden Haus.

Durch den Anblick des verbrannten Mannes geriet ich in Panik. Trotz der Bomben, die noch fielen, wollte ich aus dem Keller auf die Straße. Zu meinem Glück bekam ich aber die Türe nicht auf.

Als der Fliegeralarm vorbei war und wir auf die Straße kamen, sahen wir nur noch Trümmerhaufen. Ich wäre bestimmt unter den Trümmern begraben worden. Wie wir später erfuhren, ist der Nachbar noch am selben Tag im Krankenhaus verstorben.

Günter Stienen, Krefeld