Diakonie: Notschlafstelle muss Tagesbetrieb einstellen

Es fehlen 66 000 Euro. CDU will auslaufende Gelder nicht übernehmen.

Krefeld. Menschen, die bei jedem Wetter, Tag und Nacht, nur mit wenig Hab und Gut auf der Straße leben, gehören zum Alltag einer Stadt. Ihnen zumindest vorübergehend ein Obdach und Hilfe im Leben zu geben, gehört zu den Pflichtaufgaben einer Kommune. Die Diakonie übernimmt mit dem Beratungszentrum für Wohnungslose an der Lutherstraße, wo sie auch 42 Schlafplätze anbietet, diesen gesetzlichen Auftrag.

Doch jetzt, da Bundesmittel weggebrochen sind, sträubt sich das neue Bündnis aus CDU, FDP und UWG, die notwendigen 66 000 Euro als Ausgleich zu übernehmen. „Der Tagesaufenthalt ist damit nicht mehr möglich“, sagt Ludger Firleburg von der Diakonie. Seit 1991 besteht ein Vertrag zwischen dem evangelischen Träger und der Stadt. Darin sind Zuschüsse und daraus resultierende Aufgaben geregelt. Die Notschlafstelle ist laut Firleburg nicht gefährdet. Doch sie ist nur einer von drei Bausteinen. Hinzu kommen Tagesaufenthalt und Beratungszentrum mit zweieinhalb Personalstellen, die von Land, Stadt und der Diakonie finanziert werden.

Menschen ohne festen Wohnsitz können hier tagsüber duschen und ihre Wäsche waschen. Sie können sich eine warme Mahlzeit zubereiten. Hier finden sie aber auch Unterstützung bei Behördengängen. „Wir wollen mit unserer Unterstützung die Besucher befähigen, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen und letztendlich sesshaft zu werden“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer. Dafür brauche die Diakonie dringend Personal.

Von drei Stellen ist die Rede. Von einer 30-Stunden-Kraft zum Putzen und von zwei Mitarbeitern, die kontinuierlich im Tagesaufenthalt anwesend sind. Jahreslang hatten Zivildienstleistende und ABM-Kräfte diese Aufgabe inne, haben Kleiderspenden angenommen, Lebensmittel von der Krefelder Tafel ausgegeben, Post verteilt, den Leuten zugehört.

Firleburg: „Zuletzt haben wir mit Ein-Euro-Jobbern gearbeitet.“ Doch diese Maßnahmen seien eingedampft worden. Derzeit sind nur noch drei solcher Kräfte im Einsatz. Deshalb musste im Mai 2011 der Tagesaufenthalt am Wochenende geschlossen werden.

In einem interfraktionellen Gespräch vor wenigen Tagen wollte die Diakonie ihren Zuschussbedarf für den Weiterbetrieb darlegen. Das endete in einem Eklat. Während die FDP zunächst Zweifel an der allgemeinen Rechtmäßigkeit des Zuschusses für die Notschlafstelle hatte, stellte die CDU die vertragliche Grundlage mit der Diakonie komplett infrage. In einer Presseerklärung heißt es: „Der ,wundersamen Verwandlung“ der vor Jahren eingerichteten Notschlafstelle zum neuerlichen Beratungszentrum für Obdachlose der Diakonie am Lutherplatz will die CDU-Fraktion auf den Grund gehen.“ Dabei firmierte das Angebot der Diakonie bereits 1991 unter dem Namen „Beratungszentrum für Personen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten“. Inzwischen spricht man auch nicht mehr von Obdach-, sondern von Wohnungslosen in dem Zusammenhang.

Die Diakonie will nun noch einmal detailliert ihre Kosten und Aufgaben vorlegen. Bis zur Ratssitzung am 2. Februar wird das aber wohl nicht mehr klappen. yb