Religion Die älteste Kirche Krefelds wird 850

Feuer, Bomben, finanzielle Schwierigkeiten: Ein Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Alten Kirche.

Foto: Stadtarchiv Krefeld

Krefeld. Es wird ein großes Fest der Religionen am 28., 29. und 30 Oktober. Die evangelischen Christen der Stadt feiern „850 Jahre Alte Kirche“ und dazu sind die katholischen, mennonitischen, jüdischen und muslimischen Glaubensbrüder zum Mitfeiern eingeladen.

Höhepunkt dabei wird am Freitag der ökumenische Festgottesdienst um 18 Uhr im Gotteshaus am Evangelischen Kirchplatz sein. Es folgt am Samstag ab 11 Uhr das bunte Gemeindefest rund um den Sakralbau. Mit dabei sind die kulturellen Elemente der verschiedenen Nationalitäten, die im Gemeindehaus unter dem „Dach der Kulturen“ seit einem Jahr eine neue Heimat gefunden haben.

Turmbesteigungen und Vorführungen der Vleugels-Orgel gehören ebenfalls zum Gemeindefest. „Urkundlich erstmals bezeugt im Jahre 1166, war und ist die Alte Kirche die eigentliche Pfarrkirche Krefelds. In ihren Anfängen, wohl bereits vor 1166 als kleine Kapelle an zentralem Standort erbaut und dem Stadtpatron, dem Heiligen Dionysius geweiht, durchlief das ursprünglich katholische Gotteshaus im Laufe seiner wechselhaften Geschichte verschiedene Baustile und wurde mehrfach zerstört und wieder aufgebaut.“ So skizziert der Gemeindebrief den historischen Hintergrund für anstehenden Feierlichkeiten zum 850. Jahrestag der Kirche. Allerdings wird die „kleine Kapelle an zentralem Standort“ von der Geschichtsschreibung nirgends erwähnt. In Band 1 der Stadtgeschichte wird lediglich das Jahr 1166 als Hinweis auf eine erste Kirchennennung für Krefeld (Creynvelt) bestätigt.

Der Autor und frühere Stadtarchivar Guido Rotthoff lokalisiert den Bau der ersten Krefelder Kirche auf eine Kreuzung der Straße Fischeln-Hüls (Hochstraße) und eines Weges von Linn nach Kempen. Wenn damit die Alte Linner Straße gemeint war, müsste sich die Kirche/Kapelle etwa an der heutigen Angerhausenstraße/Tückingsgasse befunden haben. Nicht weit also von der Alten Kirche.

An anderer Stelle verweist der Band auf Besitztümer des Klosters Meer in Krefeld unter anderem auf den Münkerhof an der heutigen Blücher-/Viktoriastraße. Dafür spricht auch der Hinweis in Schwankes Architekturführer, der die Ursprünge „auf die Kapelle eines Herrenhofes“ zurückführt.

Auch der frühere Museumschef Albert Steeger stellt in der Festschrift von 1952 fest, dass inzwischen von der romanischen Kirche „seit Jahrhunderten kein Stein mehr über der Erde“ zu finden sei.

Zwischen 2008 und 2013 geriet die Gemeinde Alt-Krefeld in Turbulenzen. Die Unterhaltungskosten für den Sakralbau rissen tiefe Löcher in die Gemeindekasse. Dazu kam die Auflage der Landeskirche, höhere Rücklagen als bisher zu schaffen. Eine Mehrheit der Presbyter hatte 2013 den Tendenzbeschluss gefasst, „den City-Standort aufzugeben“. In Frage kämen der Verkauf, ein Umbau oder eine Umnutzung des „kostenintensivsten Faktors“ der Gemeinde.

Volker Schran, Pfarrer in der Alten Kirche, appellierte damals in einer dramatischen Versammlung in der Kirche an die Mitglieder, „die Keimzelle der Christenheit“ in der Stadt nicht aufzugeben. Die Zukunft des ältesten Gotteshauses der Stadt müsse über die Kirchtürme hinweg gesichert werden.

Inzwischen bewegt sich die Gemeinde wieder in ruhigerem Fahrwasser. „Entscheidend war die Besinnung auf die Gemeinsamkeit der Gemeinde, zu der neben der Alten Kirche auch die Erlöserkirche in Lindental und die Forstwalder Johanniskirche gehören“, stellt Schran fest. Der Pfarrer sieht in der verstärkten musikpädagogischen Ausrichtung der Kirche eine weitere Säule zur Stärkung der Gemeinde. Auch die verstärkte Unterstützung durch die Diakonie habe zur Stabilisierung der Gemeinde beigetragen.

Eine bewegende Episode will Schran unbedingt erwähnen: „Das war die Spende, die uns der Vorsitzende der türkischen und muslimischen Union, Mesut Akdeniz, an unsere Gemeinde überbracht hat.“

Presbyterin Karin Rehwald ergänzt in Richtung Krisenbewältigung: „Die Landeskirche hat ihre damaligen Auflagen wieder eingeschränkt.“ Küster Alexander Karrasch bleibt aber skeptisch: „Wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht, kann heute niemand sagen.“ Optimistischer ist da Presbyterin Christa Knors: „Wir wollen mit der 850-Jahr-Feier auch zeigen, dass wir gewillt sind, die Alte Kirche an historischem Ort zu erhalten und auch künftigen Generationen zugänglich zu machen.“