Handwerk Frau Wetzels braucht Wolle!
Um weiter für den guten Zweck häkeln und stricken zu können, benötigt die engagierte Krefelderin Knopf- und Wollspenden.
Krefeld. Die einen schalten abends den Fernseher ein, andere kuscheln sich mit einem guten Buch aufs Sofa, Marianne Wetzels häkelt. Zur Entspannung und, wie die schlanke Rentnerin zugibt, weil sie es nicht gut ertragen kann, nichts zu tun.
Was erst einmal nach einem gewöhnlichen Hobby klingt, hat tatsächlich größere Auswirkungen als die durchschnittliche Briefmarkensammlung, denn Marianne Wetzels häkelt für den guten Zweck. Genauer: für Kinderheime im rumänischen Caransebes. Schon einmal startete Marianne Wetzels deshalb einen Aufruf, Wolle zu spenden. Die Resonanz war überwältigend: Säckeweise wurde Wolle für Caransebes am Edeka Markt an der Grenzstraße abgegeben.
Jetzt ist die gespendete Wolle fast aufgebraucht. „Knapp 1700 selbst gehäkelte Pullover sind seit 1999 in die Kinderheime in Caransebes geschickt worden. Seit einiger Zeit hilft mir aber eine Nachbarin“, umreißt Marianne Wetzels den Umfang ihrer Tätigkeit.
Aufgerüttelt durch den Bosnienkrieg wollte sie etwas Gutes tun und erfuhr von den Hilfslieferungen, die die Feuerwehren Krefeld und Viersen, aber auch die Rumänienhilfe Vorst regelmäßig nach Caransebes schickten. Adressaten waren und sind Bedürftige in Krankenhäusern, Alten- und Kinderheimen. Marianne Wetzels erkundigte sich, ob die freiwilligen Helfer wohl auch ein paar warme Pullover für Kinder mitnehmen wollten. Sie wollten. Und so begann die Krefelderin, die schon mit vier Jahren ihre erste Häkelnadel in der Hand hielt, nicht mehr nur für ihre Familie Wollekreationen zu zaubern, sondern auch für den guten Zweck.
Neben Pullovern begann sie vor einigen Jahren aus Wollresten Mützen zu stricken, abzugeben gegen eine Spende von fünf Euro. Die vielseitigen Designs kamen an: 1500 Euro kamen so zusammen, insgesamt 1,5 Tonnen Lebensmittel wurden davon gekauft und nach Caransebes geschickt. Selber war Marianne Wetzels noch nie vor Ort, aber: „Vielleicht fahre ich ja beim nächsten Mal mit!“ Ein Album mit Fotos und Briefen aus dem rumänischen Ort belegen jedoch wie groß die Freude und Dankbarkeit ist. „Es ist gut zu sehen, wo genau die Hilfe landet. Bei einer größeren Hilfsorganisation hat man darüber ja keinen Überblick“, erklärt sie ihre Treue zu Caransebes.
Marianne Wetzels
In regelmäßigen Abständen werden die Mützen auf Märkten, Festen oder gelegentlich auch vor dem Edeka auf der Grenzstraße angeboten. Darauf, dass die Mützen aus Wollresten gemacht werden, kommt man beim Anblick der fantasievollen Muster und hochwertigen Verarbeitung nicht. Hübsche Zierknöpfe verdecken Nähte, bei besonders kurzen Wollfäden ist das Resultat bunt geringelt. Marianne Wetzels hat Übung: „Andere Kinder hatten Schnürriemen, ich hatte Luftmaschen in den Schuhen.“ Egal, ob sie 20 Minuten für ein Modell braucht, oder zweieinhalb Stunden: Abgegeben werden die Wollschätze immer für fünf Euro, auch wenn so manch einer einen größeren Schein in die Spendendose steckt.
Aus ihrem Hobby ein Geschäft zu machen, kam für Marianne Wetzels nie in Frage: „Dann wäre ja Zwang dahinter. So macht es mir einfach Freude!“