Seidenweberhaus Die Chance, Profil zu gewinnen

kommentar Sanierung — Abriss — Neubau

Ein Kommentar von Beatrix Van Vlodrop.

Krefeld. Ganz ehrlich? Das Seidenweberhaus ist ein hässlicher Klotz. Im Innern mag es durch Winkel und Balkone einen gewissen Charme entwickeln, aber der Gesamteindruck bleibt gruselig. Es braucht nicht die Drogenszene, um diesem zentralen Platz jeglichen Reiz abzusprechen. Verkehrte Welt: Etwas weniger abweisend wirkt der Betonklotz ausgerechnet von der St.-Anton-Straße aus. Die Fenster machen ihn luftiger, vorausgesetzt, man bleibt in ausreichend großer Distanz. Nimmt man den hohen Sanierungsbedarf hinzu, der allgemein bekannt ist, scheint die Antwort klar: Weg damit.

Es wäre ein Gewinn: Das Grundstück in der Innenstadt ist wertvoll, die Stadtkasse leer. Da ist jeder Euro willkommen und der Verkauf an einen Investor eine echte Option, wenn nicht gar alternativlos. Woher sonst sollen die Millionen sonst kommen?

Was dort entsteht, ist verhandelbar. Ein Hotel mit Veranstaltungsräumen ist eine von vielen Varianten und eine tröstliche für jene, die den Sälen des Seidenweberhauses nachtrauern. Ein weiteres Einkaufszentrum braucht an dieser Stelle kein Mensch.

Krefeld muss auch nicht darüber nachdenken, den Platz als grün gestaltetes Entrée zu Mediothek und Stadttheater attraktiv zu gestalten. Diesen Luxus kann sich die Stadt kaum leisten. Leider.

Sanierung, Neubau, Abriss: Wie geht die Entscheidung aus? Im Dialog mit dem Bürger soll eine Antwort gefunden werden. Guter Plan, aber kaum zu hoffen, dass vor der Oberbürgermeisterwahl solch weitreichende Fragen aufgeworfen werden.

Außerdem: Wie wird man gewichten, was „der Bürger“ kundtut? Den Entscheidungsprozess klug zu moderieren, kann der OB als erste Herausforderung annehmen und nutzen: Am Ende kann ein neues Profil existieren — von der Stadt und von der Person.