Die Oase ist hinterm Haus

Am Wochenende ließen Krefelder wieder fremde Menschen in ihre Gärten. Die WZ war für Sie dabei.

Birgit Meier präsentiert ihren Garten an der Schönwasser Straße.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Eine Möglichkeit abzuschalten, findet sie immer wieder in der Gestaltung ihres Gartens. „Ich brauche meine Tasse Kaffee, einen Stuhl und dann wandere ich durch den Garten“. Dafür hat Ingrid Rörtgen im Laufe der Zeit mehrere Sitzgruppen auf der 2500 Quadratmeter großen Fläche verteilt, so dass sie in allen Ecken ein lauschiges Plätzchen findet, das eine andere Perspektive auf das Grün bietet. Und wenn es ganz entspannend sein soll, kann man sich zwischen einer Araukarie und einer Kiefer in eine Hängematte verkrümeln.

Ländliche Geräuschkulisse und Ruhe sind hier an der Widdersche Straße 164 garantiert. Die Hälfte des Grundstücks umgeben gerade kleine Rotkohl-pflänzchen, dahinter fällt der Blick auf Felder. „Ich bin auf dem Bauernhof meiner Großeltern in Aldekerk aufgewachsen und habe das Gen nach Grün, nach Weite, Tieren und Sonne mitbekommen,“ erklärt sie strahlend. Die Inseln mit den Bäumen, Sträuchern und Stauden würde sie gerne ausdehnen, aber das fände ihr Mann Walter nicht so toll. „Er hat Sorge, dass seine Rasenfläche zu klein wird.“ Für seinen Rasentraktor besteht er auf Auslauf. So hat Ingrid Rörtgen bei ihren Planungen darauf geachtet, dass er mit seinem Traktor noch die Kurve kriegt. Doch von anderen Maschinen für die Gartenarbeit hält sie nicht viel.

Eine grundverschiedene Gartenwelt verbirgt sich hinter dem Tor mit den zwei versetzten Eibenwänden an der Schönwasserstraße 98 und 100. An das Doppelhaus im Jugendstil hat Familie Meier streng formale Gärten angelegt. Hier ist jeder Winkel durchgestaltet und man hat aus dem Repertoire historischer Gartenkunst für schattige Lagen geschöpft: Sichtachsen, die auf einen Point de vue (Blickpunkt), einen Pavillon oder kleinen Brunnen führen, grüne Wände aus Eiben, aber auch Reste der alten Gartenmauer, die von Efeu bedeckt sind, und Symmetrien, etwa in der Anlage eines buchsgesäumten Wegenetzes.

Eine Herausforderung sind die ungünstigen Lichtverhältnisse bedingt durch hohe Bäume und Mauern, doch dafür gibt es passende Pflanzen wie Funkien, Fingerhüte oder Farne. Fast witzig in dieser „ernsten“ Gartengestaltung ist ein halbrunder Spiegel an der Gartenmauer, der mit einem Quaderbogen umrahmt wird. Dadurch wird der davor liegende kleine Teich verlängert und es entsteht die Illusion einer Brücke über eine Gracht.