Die WZ-Dreckfehler 2013: Opfer der Glokalisierung
Diese sprachlichen Verwirrungen haben es dank aufmerksamer Kollegenaugen nicht in die WZ geschafft.
Krefeld. Welcher Redakteur kennt das nicht — die Schreibblockade. Doch wie formuliert man sie im Zeitalter von Tablet und PC? Eine Kollegin fand nach der Lesung einer Autorin diese Formulierung: „Als sie wieder vor einem leeren Blatt auf dem PC hockte . . .“.
Da kann dann in einer Zeit, wo sich alles nur um „Kohle“ dreht aus dem geplanten Gas- schnell ein „Kohlekraftwerk“ im Chemiepark werden. Deshalb sollten wir es in der Redaktion so halten, wie die Männer vom Kampfmittelräumdienst. Da werden Bomben nämlich nur am „Dienstmorgen“ entschärft, oder ging es etwa um den Dienstagmorgen?
Wir wissen nicht genau, in welcher Tonne oder in welchem Sack die Kampfstoffe dann richtig zu entsorgen sind. Kein Wunder, ist doch mit dem orangefarbenen Sack für Textilien noch ein Behälter hinzugekommen. Deshalb hieß es dann auch in einem Text über die neue Müll-App: „Dazu gibt es weitere Fakten rund um das Thema Wert- und Stoffstoffe.“
Man muss halt in unserem Job kurz und prägnant formulieren und zusammenfasen, so wie beim neuen Schulhof der Sollbrüggenschule, wo sich „Felder für Hockey, Fußball, Schach, Mensch-ärgere-dich-nicht und weitere Hinkelspiele“ befinden. Da können wir uns ja schon mal auf die Hinkelspiel in Brasilien freuen.
Zwei Jubiläen — Geburtstag und Arbeitsjubiläum — auf einmal sind dann auch einfach zu viel für den gestressten Journalistenkopf: Da wird eine langjährige Angestellte des Kaufhofs plötzlich „65 Jahre lang“. Und manchmal können wir uns zwischen zwei Sprichwörtern einfach nicht entscheiden und lassen die Einbrecher „mit Schmuck und Parfüm das Weite ergreifgen“.
Klassiker sind in dieser Sammlung ja jedes Jahr die verflixten Dreher oder Buchstabenfehler. Da waren wir 2013 wieder sehr kreativ. Da sollte zum Beispiel ein Neubaugebiet in Uerdingen über eine „Strichstraße“ erschlossen werden. Kein Wunder bei den entsprechenden Diskussion über Oppum und Ritterstraße. Passender ist da schon der Verschreiber in Sachen Bayer-Skiclub, der zum „Vereisen einlädt“.
In der Sparkdiskussion wurde aus der Streichliste eine „Streichleiste“. Die könnte man als Mahnung vielleicht im Rathaus aufhängen. Gegen die Anglizismen in unserer Sprache wehrte sich ein Mitarbeiter nach dem Saga-Konzert und lobte den „Liedsänger“. Und warum soll man bei einem Hutträger wie Bratwurst Paule nicht mal „Hut an“ statt „Hut ab“ sagen.
Die „Gespenstmotte“ klingt jedenfalls origineller als Gespinstmotte und dass eine Tür angesichts mehrer Aufhebelversuche von Einbrechern „beschäftigt“ ist klingt mindestens so einleuchtend wie „beschädigt“.
Dass man mit Buchstabendrehern aber auch gleich Lebenseinstellungen verändern kann, zeigen unsere letzten beiden Beispiele. In einem Text über Gustav Mahler in Krefeld ist vom „Refugium des Komonisten“ die Rede. Und in einem Text über Homophobie ging es um den Abbau der „Aversion gegen Leben und Schwule“. Da kann man nur mit einer Mitarbeiterin, die über Kindermode der Zukunft schrieb, sagen: Alles Folgen der „Glokalisierung“!