Glaube Drei Kerzen sind Zeichen für Toleranz
Erstmals feiern Juden, Christen und Moslems gemeinsam im Rathaus das jüdische Lichterfest Chanukka.
Krefeld. Was für eine Symbolkraft: Neben dem geschmückten Christbaum steht im Rathausfoyer der achtarmige Chanukka-Leuchter der jüdischen Gemeinde. Christen, Moslems und Juden zünden gemeinsam die ersten Kerzen an, nachdem Michael Gilad, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, ein Gebet gesprochen hat.
Zum ersten Mal haben Vertreter der großen Religionen das Lichterfest gemeinsam öffentlich gefeiert — mit Gesang, Gebeten und — so will es die Tradition — mit Berlinern. Denn Chanukka ist ein fröhliches Fest. Es erinnert an den Sieg der Makkabäer über die übermächtigen Griechen im Jahr 164 vor Christus.
Zur Wiedereinweihung des zurückeroberten zweiten Tempels in Jerusalem reichte das geweihte Öl für den siebenarmigen Leuchter (Menora) nur noch für einen Tag. Wie durch ein Wunder brannte das Licht aber acht Tage lang, bis neues Öl hergestellt war. So die Überlieferung.
Deshalb wird im Dezember an acht Abenden jeweils eine weitere Kerze angezündet, um an das Wunder zu erinnern, die Dunkelheit aus der Welt zu vertreiben und ein Zeichen für Toleranz und Frieden zu setzen, wie der Rabbiner der Krefelder Gemeinde Yitzhak Mendel Wagner erklärte. Die neunte Kerze (siehe Foto) dient übrigens zum Anzünden.
Der Vorsitzende Gilad zeigte sich sichtlich bewegt: „Wer hätte das vor 75 Jahren gedacht, dass wir einmal gemeinsam hier stehen zwischen Weihnachtsbaum und Chanukka-Leuchter.“ Gilad hatte das Treffen mit Oberbürgermeister Frank Meyer verabredet. Öffentliches jüdisches Leben sei für die Meisten nur am 9. November beim Gedenken an die Opfer der Pogrome erlebbar.
Das habe man ändern wollen. Meyer wertet die gemeinsame Feier als Zeichen, dass die Krefelder zusammen halten. Dann zündeten Meyer, Superintendent Burkhard Kamphausen, David Nowak vom Vorstand des Katholikenrates, Mesut Akdeniz und Halide Özkurt von der Union der türkischen und islamischen Vereine die drei ersten Kerzen des Leuchters an.