Corona-Pandemie Drei Corona-Helden in ihrem Berufsalltag
Krefeld · In der Pandemie gelten eine ganze Reihe von Tätigkeiten als systemrelevant: Drei Krefelder erzählen, wie sie Tag für Tag mit der Situation umgehen.
Während des ersten Lockdowns haben sie viel Applaus bekommen für ihren beruflichen Einsatz während der Corona-Pandemie: Die verschiedenen Berufsgruppen vom Arzt und Pflegepersonal über Lehrer und Erzieher bis hin zu den Kräften im Einzelhandel. Wie fühlen Sie sich während der zweiten Pandemie-Welle und des erneuten Lockdowns? Wie erleben sie ihre Arbeit? Unsere Redaktion hat mit einigen gesprochen und sich umgehört.
Dr. Ingo Trommer, Oberarzt der Klinik für Pneumologie
am Maria-Hilf
„Im Vergleich zum extrem aufregenden Frühjahr während der ersten Infektionswelle, können wir jetzt glücklicherweise auf viele erprobte Verfahrensweisen aus dem Frühjahr zurückgreifen“, sagt Dr. Ingo Trommer, Oberarzt der Klinik für Pneumologie, Kardiologie und Innere Medizin am Krankenhaus Maria Hilf. Letzten Endes gebe es zwar jetzt einen höheren Anstieg der Patientenzahlen als noch im Frühjahr. Aber wenn ein neuer Patient komme, dann wisse er nun, dass er dies oder jenes für den Patienten tun kann. Die jetzige Situation sei sehr gut handhabbar.
„Wir haben genügend Ressourcen, um Patienten zu behandeln. Das ist ein sehr entspanntes arbeiten mit einem eingespielten Team“, erzählt Trommer. Die Arbeit lenkt ihn ab. Was ihn hin und wieder tatsächlich anstrenge, sei das Leben außerhalb des Krankenhauses mit allen Einschränkungen und Belastungen.
Der Mediziner ist verheiratet, ebenfalls mit einer Ärztin, und gemeinsam haben sie drei Kinder im Jugendalter. Die Zeit bis zu den Sommerferien ohne Unterricht in der Schule sei anstrengend für alle gewesen, zumal die Eltern oftmals spät am Abend erst von der Arbeit nach Hause kommen. „Vor allem am Anfang des Jahres war es durch die Rufbereitschaft selbst am Wochenende extrem schwierig gewesen, innerlich mal zu entspannen“, erzählt Trommer offen.
Trotz der Lockerungen im Sommer und der heutigen fachlichen Routine nehme er noch heute das Thema Corona am Abend mit nach Hause. „Wenn man Mitarbeiter sieht, die an Covid-19 erkrankt waren und immer noch mit den Spätfolgen herumlaufen, belaste das schon ein Stück.“
Etwas Gutes hat diese Zeit dennoch für den Mediziner: „Familie ist ganz wichtig geworden.“ Einmal am Tag besprächen alle, wie der Tag so gewesen sei, abends würde er und seine Frau mit den Kindern Spiele spielen, erzählen und vor allem sich gegenseitig zuhören. Und am Wochenende gehe es, so oft wie möglich, gemeinsam raus an die frische Luft. Auch die Gespräche bei der Arbeit, der Austausch über Berufsgruppen hinweg, habe ihm sehr geholfen, noch einmal anders auf die Pflegekräfte zuzugehen. Am Ende steht der Dank für die geleistete Arbeit und Wertschätzung: „Ich möchte nicht mit den Pflegekräften tauschen“, sagt Trommer zum Abschluss.
Angelika Baumbach, Verkäuferin im Edeka-Supermarkt Gahlingspfad
„Am Anfang, bei der ersten Corona-Welle, gab es schon Sorge und Fragen in meiner Familie, ob ich wirklich jeden Tag an die Kasse und mich einem Ansteckungsrisiko aussetzen muss, mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt – genau wie ich selbst“, sagt die Krefelderin, Mutter von drei Kindern.
Zunächst sei auch sie unsicher gewesen, man wusste halt nur wenig über Corona, Beispiel Masken: „Lange Zeit hieß es ja: Sind nicht nötig und bringen nichts.“ Jetzt fühlt sie sich einigermaßen sicher im Supermarkt, sie selbst und die Kunden tragen schließlich Maske, zudem schützt sie an der Kasse eine Plexiglasscheibe.
Leider hielten sich zwar sehr viele, aber eben nicht alle Kunden an die Hygienestandards beim Einkaufen, sagt Angelika Baumbach. Eine Problemgruppe haben sie und ihre Kollegen längst ausgemacht: „Männer 65 plus, das kann man einfach mal so pauschal sagen. Denn die tragen sehr oft die Maske unter der Nase.“ Infolgedessen kommt es auch schon mal zum Disput am Kassenband, „generell aber vermeide ich längere Diskussionen zu Corona mit den Leuten, denn die führen zu nichts“, sagt sie.
Wünscht sie sich mehr Anerkennung dafür, Tag für Tag an der Front arbeiten zu müssen? „In der ersten Phase haben sich manche Kunden bei uns bedankt, dass wir da sind, das kommt jetzt fast gar nicht mehr vor.“ Der Gewöhnungseffekt greift auch hier. Dafür sei der Chef dankbar: „Herr Kempken zeigt uns seine Wertschätzung immer wieder und auf verschiedene Art und Weise, da gibt’s nichts zu meckern.“
Emmanouel Leledakis, DRK, Leiter des Corona-Diagnosezentrums
an der Schwertstraße
Für den 25-Jährigen ist der „erste Vollzeitjob“ nach Abschluss seines BWL-Studiums im Februar dieses Jahres die „Feuertaufe“, sagt er. Er hatte Projekte am Helios-Klinikum erfolgreich gemanagt, so kamen Stadt und DRK auf ihn. Seit März ist Leledakis im Abstrichzentrum im Einsatz, hier macht er die Dienstpläne, koordiniert die mobilen Einsätze der Tester, macht das Personal-Management vor Ort. Zu Patienten hat er nur dann direkten Kontakt, wenn die speziellere Fragen haben. Jetzt aber hat es ihn selbst erwischt: „Ich bin am vergangenen Freitag positiv getestet worden.“ Zweimal in der Woche wird bei allen Mitarbeitern an der Schwertstraße der Nasenabstrich vorgenommen, Leledakis weiß nicht, wo er sich angesteckt haben könnte, sicher ist er nur, dass es nicht im Diagnosezentrum war: „Denn hier sind die Sicherheitsstandards sehr hoch“, sagt er und schildert seinen Corona-Verlauf: „Zwei, drei Tage ging es mir dreckig, ich hatte Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen. Dann wurde es deutlich besser, nur mein Geschmackssinn ist immer noch weg.“
An seinem Beruf zweifeln lässt ihn die Erkrankung nicht, im Gegenteil: „Jetzt ist dieses Virus für mich erst richtig real geworden, also tue ich erst recht, was ich kann, um es einzudämmen.“ Ein Restrisiko bleibe immer, das ist ihm klar: „Man kann selbst alles richtig machen und sich trotzdem infizieren, denn man ist immer auch abhängig davon, wie sich andere verhalten.“