Dreiste Klau-Knirpse: Räuber ist erst sieben
Ein Diebes-Trio im Grundschulalter hat in Krefeld an Geldautomaten zugeschlagen.
Krefeld/Düsseldorf. Die Banden, die es auf arglose Bankkunden an Geldautomaten abgesehen haben, werden immer dreister. Waren es zuletzt vermehrt Mädchen, die zu zweit oder zu dritt Überfälle begingen, so sind jetzt auch schon Kinder im Grundschulalter unterwegs.
Aktuell sucht die Krefelder Polizei nach drei Jungen, die Samstagmittag zeitgleich zwei Kundinnen in einer Sparkasse überrumpeln wollten. Das Alter der Räuber: zwischen sieben und zehn Jahren. „Zwei Zeuginnen haben die Täter unabhängig voneinander so jung beschrieben“, sagt Polizeisprecher Acor Kniely.
In beiden Fällen hatten es die Opfer gerade noch geschafft, dass die jungen Räuber leer ausgingen. Bei einer Frau stellte sich ein etwa acht bis zehn Jahre alter Junge mit an den Geldautomaten und drückte die 500-Euro-Taste, nachdem die Kundin ihre Geheimzahl eingegeben hatte. Die Frau konnte die Scheine aber noch schnell selbst an sich nehmen, bevor das Kind zugriff. Der Junge spuckte daraufhin aufs Display und suchte das Weite.
Dreist hatte zeitgleich im Vorraum der Sparkassenfiliale in der Krefelder Innenstadt ein sieben bis acht Jahre alter Junge versucht, eine Kundin zu überrumpeln. Als diese den Geldautomaten bediente, hielt er plötzlich eine Zeitung zwischen sie und das Display. Doch bevor er eine Taste erwischte, hatte die Frau geistesgegenwärtig die Abbruch-Taste gedrückt. So ging auch dieses Kind leer aus. Zusammen mit einem acht bis neun Jahre alten Jungen liefen die Täter davon.
In Düsseldorf überfielen am Montag zwei etwa zwölf Jahre alte Jungen eine 45-jährige Frau, die an einem Automaten Geld ziehen wollte. Die Täter stießen, bedrängten und bespuckten ihr Opfer. Trotzdem gelang es der Frau, ihre EC-Karte aus dem Schlitz zu ziehen und einzustecken. Die Kinder ergriffen die Flucht, die Fahndung verlief ergebnislos.
Nach Erkenntnissen der Polizei sind es meist osteuropäische Banden, die zuschlagen. Kinder, die nicht oder vermeintlich nicht im strafmündigen Alter sind, begehen demnach die Taten im Auftrag von Erwachsenen. Die sitzen offenbar meist direkt um die Ecke in einem Auto und fahren nach den Taten mit den Kindern sofort davon. Die Opfer sind oft fortgeschrittenen Alters: „Die Täter nutzen es aus, dass Ältere wehrloser erscheinen“, so ein Sprecher des Landeskriminalamtes.
Wenn Tatverdächtige geschnappt werden, verweisen diese meist darauf, 13 Jahre oder jünger zu sein. Ausweise oder andere Papiere sucht man bei ihnen freilich vergeblich. Die Krefelder Polizei scheute vor einigen Wochen den Aufwand nicht, einen Sachverständigen zu bemühen, um das Alter eines Mädchens zu schätzen. Es sei eindeutig älter als 13, stellte der Gutachter fest. So wurde es in Untersuchungshaft geschickt.
Die Regel ist allerdings, dass die Polizei die Tatverdächtigen in die Obhut der Jugendämter gibt, die diese wiederum in Heime bringen. Doch dort sind sie meist ganz schnell wieder verschwunden: „Bei uns ist keine Tür verschlossen“, sagt etwa Heinz-Werner Knoop, Leiter des Kinderheims Marianum in Krefeld. So waren in einem Fall im März zwei mutmaßlich 13-jährige Mädchen nach 20 Minuten schon wieder weg.