Elfrather See: Badeverbot vertreibt die Gänse nicht
Am Samstag durften die Jäger zum vorläufig letzten Mal auf Gänse am Elfrather See schießen. Viele Tierfreunde verurteilen die Jagd, Sportler und Schwimmer hoffen, dass sie erfolgreich ist. Kommt eine Entwidmung?
Krefeld. Die Menge der Tiere sei das Problem, klagen seit Jahren Ruderer, Segler oder Windsurfer. Rund 2500 Wassersportler nutzen den 62 Hektar großen Elfrather See als Sportstätte. Clubhäuser stehen in Ufernähe, es gibt Wiesen und Spielplatz, Stege führen aufs Wasser. Große Flächen seien regelmäßig von Exkrementen verschmutzt. „Das ist nicht ein Haufen, sondern ein regelrechter Kot-Teppich“, sagt Sportwart Patrick Bahlke vom Windglider Club Krefeld (WGCK). „Das ist extrem, und alle Wassersportvereine haben die gleichen Probleme.“
Kristiane Helmhold, Pressesprecherin des Segelklubs Bayer-Uerdingen (SKBUe), schwärmt von den „tollen Bedingungen“, der guten Erreichbarkeit und dem Zuschnitt des Gewässers. Ein Problem für die Segler: Aufgrund des Gänsekots gebe es starke Algenbildung und die Wasserfläche wachse ab Mai mit Seegras zu. „Manche Regatta fällt deshalb im Sommer aus, aber die sind wichtig für die Vereine.“ Betroffen sind nicht nur die Hobbysportler. Die Ruderer haben am See ihren Leistungsstützpunkt, zu dem Sportler aus ganz Deutschland pilgern.
In den vergangenen Jahren hat sich die Situation verschärft. „Wir sprechen hier nicht über possierliches Federvieh, sondern über eine wachsende Plage für den gesamten Elfrather See“, klagt Steffen Sommer, der Vorsitzende des Segel-Club Crefeld. Die Gänse würden jedes Jahr mehr und mehr einen nicht angestammten Raum einnehmen.
Abgeschnitten von der Regattastrecke haben die Gänse ihre Ruhe, zumal dieses kleine Gewässer, in den 70er Jahren als Freizeitanlage konzipiert, zu seinem ursprünglichen Zweck kaum noch genutzt wird. Nur der Angelsportverein Bayer macht der Kolonie zwischen dem 31. Oktober und 31. März Konkurrenz, aber das auch nur tagsüber. Das Nachtangelverbot mache den See für ihn und die 120 Angler „relativ uninteressant“, sagt Vereinsvorsitzender Thorsten Giesen. Die seien stärker auf nachtaktive Raubfische wie Barsch, Wels und Aal aus.
Was halten also die Angler davon, den Badesee für Badende zu sperren, wie es die Grünen jetzt vorschlagen? „Für uns würde sich nichts ändern“, sagt Giesen. Der Kot im Badesee habe keinerlei Auswirkungen auf Qualität und Geschmack der Fische. Außerdem stehe dem Club der übrige See uneingeschränkt zur Verfügung.
Formal wäre eine „Entwidmung“ des Badesees unproblematisch: Die Grünen — oder jeder andere — könnten einen Antrag stellen. Stimmt eine Mehrheit dafür, müsste lediglich ein Warnhinweis aufgestellt werden. „Verbotsschilder wie entlang der Regattastrecke reichen aus“, sagt Stadtsprecherin Angelika Peters. Zuschüsse, die einst für die Anlage des Naherholungsgebiets gezahlt wurden, müssten bei dieser Funktionsänderung nicht zurückgezahlt werden.
Für Segler, Surfer, Ruderer oder Modellbootebauer wäre die Aufgabe des Badesees keine gute Entwicklung. „Die Gänse müssen zugunsten des Sees, des Wassersports und für die Bürgerschaft, die den See bezahlt hat und nutzen will, weiter bekämpft werden“, betont Steffen Sommer.