Entsorgung: Müll-Ignoranten sehen „Rot“

Nach zwei Kontrolltagen zeigt sich, dass zu viele Container für Ein-Weg-Verpackungen falsch befüllt sind. Konsequenzen für die Hauseigentümer werden folgen.

<strong>Krefeld. "Man sollte meinen, hier gibt es gebildete Leute": Fassungslos steht Abfall-Berater Björn Oidtmann vor den beiden gelb-gedeckelten 1100-Liter-Containern der Hochschule Niederrhein auf dem Parkplatz an der Adlerstraße. Leere Sektflaschen, hunderte von Zigarrettenkippen, Büroausstattung aus Kunststoff und ganz gemeiner Restmüll füllen die Rollbehälter hinter der Mensa - von den recycelbaren Ein-Weg-Verpackungen mit dem "grünen Punkt", die da hinein gehören, ist nur wenig zu sehen. Die Behälter bleiben ungeleert stehen, ein orangefarbener Aufkleber weist den Nutzer darauf hin, dass er nachsortieren muss. Nach Trienekens und Lankes/Landers ist mit dem in Goch und Kempen ansässigen Unternehmen Handel, Marketing, Logistik (HML) inzwischen der dritte Entsorger für die Abholung der Abfälle im Auftrag des Dualen Systems Deutschland (DSD) in Krefeld zuständig. HML selbst leert derzeit nur die 1100-Liter-Gefäße, als Subunternehmer kümmert sich die Firma Lankes um die 240- und 120-Liter-Tonnen sowie die gelben Säcke. Abgeholt wird seit Januar im 14-Tage-Rhythmus. Björn Oidtmann: "Fremdstoffe müssen wir auf unsere Kosten entsorgen. Zudem hat das Duale System 18 Kilo Verpackungsabfälle pro Kopf festgeschrieben. Tatsächlich lieferten wir in den ersten drei Monaten aus Krefeld 23 Kilo zur Sortieranlage in Wesel. Für das Mehrgewicht, multipliziert mit der Einwohnerzahl 238 000, müssen wir eine Strafgebühr an das Duale System zahlen". Die Entsorger stehen heute mehr unter Druck als in den DSD-Kindertagen. Deshalb wird seit dieser Woche in Krefeld systematisch kontrolliert - zunächst nur die Rollcontainer.

210 gelbe Container wurden nicht an die Straße gestellt

Das Fazit der beiden ersten Kontrolltage ist ernüchternd: Von 323 Containern der Montagstour werden 140 geleert, 58 bleiben stehen und 125 sind überhaupt nicht herausgestellt worden. Allein im Bereich Vulkanstraße waren 40 Behälter als Restmülltonne missbraucht worden. Die gestrige Bilanz: 70 Großgefäße geleert, 58 bleiben stehen und 85 waren nicht herausgestellt. Obwohl es jedes Jahr dasselbe ist mit den feiertagsbedingten Verschiebungen bei der Leerung - in der Karwoche einen Tag früher, in der kommenden Woche einen Tag später -, die Verantwortlichen vergessen das regelmäßig.

"Farben oder Öl können die ganze Ladung versauen", weist Oidtmann auf die Notwendigkeit der Kontrollen hin. Prompt liegt obenauf in einem Container an der Lindenstraße ein Eimer mit einem stattlichen Rest weißer Farbe. Im Hof eines Altenheimes entdeckt Oidtmanns Kollege Hartmut Meyr, der derzeit die Müllwerker des Unternehmens schult, einen Haufen Pampers, Essensreste und anderen Müll. Aber auch Tierkadaver, Bauschutt und ganze TV-Geräte landen bisweilen in den Containern.

In 14 Tagen, wenn der HML-Wagen zu den "Müll-Tatorten" zurückkehrt und der Inhalt dann nicht sortiert ist, folgt ein Hinweis in leuchtendem Rot. Ist das Gefäß zwei Wochen später immer noch nicht um die Fremdstoffe bereinigt, wird die Tonne eingezogen - und zwar auf Anordnung der Stadt. Sortierwillige Mieter müssen dann auf die gelben Säcke zurückgreifen.