Eröffnung: Uerdingen bekommt ein Sozialkaufhaus
Der Verein Obdachlosenhilfe linker Niederrhein bietet ab Mitte September an der Oberstraße Waren aus zweiter Hand an.
Krefeld. Jahrelang haben die Räume des ehemaligen Fahrradgeschäftes Nibbeling leer gestanden, doch jetzt tut sich etwas an der Oberstraße 19: Uerdingen bekommt ein Sozialkaufhaus. D
er Verein Obdachlosenhilfe linker Niederrhein renoviert derzeit die rund 800 Quadratmeter große Fläche. Auf gut der Hälfte des Raums werden ab Mitte September im "KaDeOh" (Kaufhaus der Obdachlosenhilfe) Waren aus zweiter Hand angeboten.
"Vom Gläschen bis zum Wohnzimmerschrank wird es alles bei uns geben", sagen Horst Renner und Rainer Holzmann vom Vorstand des Vereins. Familien mit Kindern, die sich etwa bei der Wohnungseinrichtung keine Neuwaren leisten können, sind angesprochen. Sozial benachteiligte Menschen sollen an der Oberstraße fündig werden. "Bei uns kann grundsätzlich aber jeder einkaufen."
Ähnliche Einrichtungen wie das "KaDeOh" gibt es bereits in der Krefelder Innenstadt (siehe Kasten). Für Uerdingen ist es aber eine Premiere. "Der Bedarf ist da, und er wird größer", sind die Macher überzeugt. Der Verein Obdachlosenhilfe Ruhrgebiet, aus dem der Krefelder Verein hervorging, betreibt bereits in Duisburg-Friemersheim ein "KaDeOh".
Holzmann, der lange Jahre in Uerdingen wohnte, war auf die leerstehenden Räume an der Oberstraße aufmerksam geworden. Über Ulrich Lohmar, den Vorsitzenden des Uerdinger Kaufmannsbundes, kam der Kontakt zum Vermieter zustande. "Dieser unterstützt uns, wo es geht", freut sich Holzmann.
Neben dem Verkauf plant der Verein im hinteren Teil des ehemaligen Radgeschäftes eine Werkstatt für Fahrräder und zur Möbelaufbereitung. Über eine Kooperation mit der Arge und der Stadt sollen dort berufsvorbereitende Maßnahmen angeboten werden. "Dazu wird es aber noch Gespräche geben", sagt Renner. Auch ist angedacht, Ein-Euro-Jobber im "KaDeOh" zu beschäftigen. "Außerdem richten wir hier einen kleinen Treff für Besucher ein."
Alle Erlöse aus dem Laden fließen in Projekte der Obdachlosenhilfe, unter anderem in die Finanzierung einer Suppenküche. Die Waren stammen aus Haushaltsauflösungen oder Sachspenden. "Hin und wieder sind deshalb auch echte Antiquitäten dabei", sagt Renner.
Der Steuerrechtler, der sich wie alle Vereinsmitglieder ehrenamtlich bei der Obdachlosenhilfe engagiert, weiß, dass es doch noch einige Vorurteile gegen Sozialkaufhäuser gibt. "Aber die Erfahrungen haben gezeigt, dass wir ja zum Beispiel nicht Einzelhändlern die Kundschaft wegnehmen. Wir haben eine andere Zielgruppe."
Holzmann weist darauf hin, dass die Uerdinger auch nicht davon ausgehen müssen, dass jetzt Obdachlose an die Oberstraße kommen. "Wir werden abwarten, wie sich der Laden entwickelt. Grundsätzlich finde ich es positiv, dass es solche Einrichtungen gibt", sagt Ulrich Lohmar, der froh ist, dass in die leeren Räume jetzt wieder Leben einkehrt.