Recycling: Maschinen lösen Hände ab
15 Sattelschlepper mit Verpackungsmüll erreichen täglich das Verwertungszentrum in Linn. Dort wird er sortiert, geschreddert und gesiebt.
Krefeld. Vorbei sind die Zeiten, in denen 15 bis 20 ungelernte Kräfte am Band standen und halbvolle Joghurtbecher und andere stinkende Hinterlassenschaften von Bürgern aussortierten, die diese gedankenlos in den gelben Sack gestopft hatten. Vorbei sind auch die Zeiten, in denen aus dem Müll mit dem grünen Punkt vornehmlich nur ein neues Produkt gewonnen wurde - nämlich wiederum gelbe Säcke.
Heute stehen im Drei-Schicht-Betrieb des Verwertungszentrums der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) am Bruchfeld in Linn, einer 100-prozentigen Tochter der Stadtwerke Krefeld, nur noch jeweils drei Mann am Handsortierband.
Der Rest des Verpackungsmaterials wird maschinell gewaschen, sortiert, geschreddert, gesiebt und zu sortenreinem Mahlgut verarbeitet. 33000 Tonnen Leichtverpackungen aus Krefeld und diversen anderen Sammelgebieten - das entfernteste ist Aachen - landen jährlich dort: Pro Tag 15 Sattelzüge mit Dosen, Verbundverpackungen, Alufolien oder Polypropylen. Getrennt wird nach den Sorten Polypropylen, Polyethylen, PET, Tetra Pak, Eisen und Aluminium.
"Die Metallfraktion macht pro Jahr rund 3000 Tonnen aus", sagt Betriebsleiter Lutz-Uwe Schulz. Ein Jahresvertrag mit der Deutschen Gesellschaft für Kunststoff-Recycling (DKR) sorgt dafür, dass die Krefelder Sortieranlage in diesem Jahr ausgelastet ist. Da finden sich dann schon mal Pakete mit Leichtstoffverpackungen aus Trier.
Ein Drittel des großes Restes ist unverwertbares "Output", das in der Verbrennungsanlage landet: Holz, Papierreste, aber auch Steine oder Toilettenschüsseln. Dass es manche Bürger mit der Trennung noch immer nicht so genau nehmen, spüren die 45 Mitarbeiter des Verwertungszentrums hautnah.
"Wir hatten schon einen BMW-Sechszylinderkopf darunter oder einen 50-Liter-Kanister mit Säure", berichtet Schulz. Alles abgelegt in einem "gelben" 1100-Liter-Container. Auch ein kilometerlanges Gewirr von Magnet-Bändern aus ausrangierten Video-Kassetten lässt im Betrieb keine Freude aufkommen. Die Bänder gehören in den Restmüll und nicht in den gelben Behälter.
Neue Verwertungsideen werden vom Anlageteam und dem EGN-Kunststoffvermarkter Manfred Cujé entwickelt und inzwischen erfolgreich umgesetzt. Die großen Säcke ("Bigpacks") mit sortenreinem Polypropylen und Polythylen werden von der Automobil- und Baustoffindustrie abgenommen.
In ihrem zweiten Leben werden Joghurtbecher und Plastikspielzeuge beispielsweise zu Lärmschutzwänden, Eimern, Blumentöpfen, Terrassenplatten oder - wie neuerdings im belgischen Grenzland - zu Designer-Gartenmöbeln. "Nur mit Lebensmitteln kommt das Recycling-Material nicht mehr in Berührung", erläutert Lutz-Uwe Schulz, der in seinem Garten im Kreis Mettmann ein Kunstwerk aus Recycling-Material stehen hat.
Neben der Nassaufbereitung sanlage gibt es in den 25000 Quadratmeter großen Hallen am Bruchfeld auch noch die Trockenmahlstrecke. Dort landen die Rückwände der Fernsehgeräte, die im Grevenbroicher Schwesterbetrieb Noex (eine 100-prozentige Tochter der EGN) zerlegt worden sind.
Die schwarzen Teile aus Polystorol stapeln sich meterhoch in der Halle und nehmen ihren Weg über die Transportbänder - bis sie befreit von allem Fremdstoffen als dunkelgraue Körner eingetütet werden. Im nächsten Leben stehen sie als Lautsprecher-Gehäuse in den Regalen von Fachgeschäften und Supermärkten.
An warmen Sommertagen schwirren die Fliegen durch die Hallen des Verwertungszentrum. Doch die Truppe, die hier arbeitet, ist ein eingespieltes Team. Mancher, der hier vor 15 Jahren als ungelernte Kraft angefangen hat, hat sich fortgebildet - etwa zum Staplerfahrer. Große Stücke hält Betriebsleiter Schulz übrigens von seinen Männern afrikanischer Herkunft: "Die sind immer pünktlich und vor allem gut gelaunt."