Erste schwarze Frau an der Stadtspitze von Charlotte
Robert Tayler durfte früher nicht abstimmen. Mit 96 Jahren wählt er jetzt seine Tochter Viola zur Bürgermeisterin.
Krefeld. „Mein Großvater ist ein 96 Jahre Charlottean. Er durfte nicht wählen gehen — bis er 44 Jahre alt war, als das ’Voting Rights Act’ angenommen wurde. Dieses Jahr hat er meine Mutter, Vi Lyles, gewählt. Sie wurde die erste schwarze Frau, die ins Amt des Bürgermeisters von Charlotte gewählt wurde.“ Diese bewegenden Zeilen stammen von Aisha Alexander, Tochter von Charlottes (Krefelds Partnerstadt in den USA) neu gewählter Bürgermeisterin Viola Alexander Lyles, der ersten schwarzen Frau in diesem Amt.
Ihrem, auf dem Kurznachrichten-Dienst Twitter veröffentlichten, Text fügt sie ein Foto bei: Zu sehen ist der 96-jährige Robert L. Taylor und die 65-jährige Viola Lyles, wie sie Hand in Hand spazieren gehen. „Ihr habt Geschichte geschrieben“, twittert Aisha Alexander. Sie nimmt ihre Mutter als Vorbild für sich selbst und ihre Tochter.
Aisha Alexander ist nicht das einzige Kind von Viola Lyles. Mit ihrem bereits verstorbenen Ehemann John Lyles hat sie einen leiblichen Sohn, Kwame Alexander, und zwei Stiefsöhne, Sean Lyles und John Lyles Junior. Stolz schreibt Aisha auf Facebook, dass sie diesen Moment als Beispiel dafür nehmen wird, dass man mit harter Arbeit und Glauben an sich Selbst alles erreichen kann. Der amerikanische Traum schlechthin.
Bis vor 52 Jahren war das noch undenkbar. Damals durften Afroamerikaner nicht einmal ihre Stimme für einen Bürgermeisterkandidaten abgeben. Erst 1965 hob der Kongress diese Ungleichbehandlung bei Wahlen auf. Der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson unterschrieb das neue Wahlrechtsgesetzt, den „Voting Rights Act“.
Damals war die jetzige Bürgermeisterin gerade einmal zwölf Jahre alt und noch nicht im wahlfähigem Alter. Ein Jahr darauf, 1966, durfte ihr Vater zum ersten Mal seine Stimme bei einer Wahl abgeben. Robert Taylor konnte an den Senatswahlen im US-Bundesstaat North Carolina teilnehmen. Auch damals war dies bereits ein historischer Tag.
Für Aisha Alexander ist es der Tag der Wahl, 7. November. Noch zwei Tage zuvor schreibt sie, es liege an den Charlotteans, Bewohnern von Charlotte, nicht die Einwanderungsgegner, die Rassisten und Trump zu unterstützen und stattdessen zur Wahl zu gehen. Sie sollen mit ihrer Stimme für Vi Lyles eine Kandidatin wählen, die mit einem starken Plan den Wachstum und die Entwicklung ihrer Stadt fördert. Ihr Plan würde auch die Versorgung von Obdachlosen und Bedürftigen in ganz Charlotte einschließen. „Wenn ihr nicht wählt, trefft ihr auch eine Entscheidung. Geht raus und wählt.“ Mit dem Hashtag #VoteVi rundet sie ihrem Appell, wählen zu gehen, ab.
Auf Facebook unterstützt Aisha Alexander ihre Mutter bei der Kandidatur. Vi Lyles sei die Bürgermeisterin, die die Stadt verdient, schreibt sie auf Facebook. Zusammen könnten die Bewohner zeigen, dass Charlotte eine vielfältige und herzliche Stadt ist, die mit über 30 Prozent schwarzer Bevölkerung allen Chancen und Möglichkeiten bietet.
Auch auf Twitter macht sie ordentlich Stimmung: „Schwarze Frauen verstehen die Welt, denn sie haben ihr ganzes Gewicht bereits auf dem Rücken getragen. Wenn schwarze Frauen regieren, heißt das, dass die ganze Gesellschaft berücksichtigt wird. Wenn schwarze Frauen gewinnen, gewinnen wir alle.“