Geballte Kontroll-Kompetenz im neuen Untersuchungsamt
Das neu gebildete Untersuchungsamt hat seine Arbeit aufgenommen. Es gibt schon erste Erfolge.
Krefeld. Zwar ist der Haupteingang des 15 Millionen teuren Um- und Neubaus noch nicht ganz fertig, das Parkdeck fehlt noch und die Öffnungs-Chips für die Eingangstüren haken auch noch manchmal.
Doch kaum hat das neu gebildete Untersuchungsamt am Deutschen Ring seine Arbeit im Mai aufgenommen, ist schon der erste sensationelle Erfolg erzielt. Die Krefelder Wissenschaftler haben Anfang des Monats den aggressiven, zirkulierenden Ehec-Serotyp O104:H4 nachgewiesen. Halb Europa atmete auf.
Obwohl sich die Vorstandsmitglieder der neuen „Anstalt öffentlichen Rechts“ gelassen zeigen, unter dem Leitsatz: „Das ist unser Job“, so ganz können Vorstandsvorsitzender Detlef Horn, Reiner Pöll als Mitglied des Vorstandes und Werner Henning, der Leiter Geschäftsbereich Analytik und Entwicklung, den Stolz über die erfolgreiche Arbeit doch nicht verbergen.
„Das hätten wir ohne die neue, knapp 10 000 Quadratmeter große Einrichtung mit dem Wissen um die praktische Verwirklichung, dem breitgefächerten Mitarbeiterstab mit seiner hohen Spezialisierung und der technischen Ausrüstung vielleicht nicht so schnell geschafft“, sagen sie.
Manche Laboreinrichtung habe den Wert eines Einfamilienhauses, so die Fachleute. „Die Kollegen aus Niedersachen sagen, wir hätten etwas gut bei ihnen. . .“
„Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper (CVUA-RRW)“ heißt das neue Amt seit seiner Gründung auf dem Papier am 1. Januar 2009 genau. Es gehen darin die früheren drei kommunalen Untersuchungseinrichtungen in Essen, Moers und Wuppertal sowie die staatliche Institution in Krefeld einen gemeinsamen Weg. Am Deutschen Ring war die Infrastruktur für die Zusammenlegung am besten. Die anderen Standorte sind aufgelöst.
„Dass die Fusion richtig und wichtig ist, stand nie zur Debatte, auch wenn es in NRW bis zum Zusammenschluss lange gedauert hat“, so Horn. „Letztendlich waren alle Beteiligten dafür.“ Die große Steigerung von Effektivität und Effizienz durch die Zentralisierung sei nie in Frage gestellt worden, ergänzt Pöll.
Trotz der hohen Mitarbeiterzahl und der teuren Geräte werden sich die Kosten des Instituts verringern, die finanzielle Last für die Kommunen wird kleiner. Horn: „Wir erwarten mittelfristig eine jährliche Ersparnis von etwa 2,3 Millionen Euro.“
Knapp zehn Millionen Einwohner der Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln profitieren von der Arbeit der rund 230 Mitarbeiter. Darunter sind von Tierärzten über Lebensmitteltechniker, Chemotechniker und Verwaltungsleuten elf Berufsbilder vertreten.
Das Ziel ist es, zu garantieren, dass sich die Menschen gesund ernähren können. „Lebensmittel waren noch nie so sicher wie heute“, erklären die Fachleute. „Wir möchten vermitteln, dass es so bleibt und sich die Erkenntnis in den Köpfen der Menschen festsetzt.“
Um gute Lebensmittel zu garantieren, werden die Proben gleich zu Anfang der Nahrungskette genommen, um bei Störfällen nah am Erzeuger oder Verursacher zu sein. Ein Auszug aus dem Tätigkeitsfeld des Untersuchungsamtes: „Jährlich werden 1300 bis 1700 Futtermittelproben mit modernen Verfahren untersucht, wobei es rund 7500 Einzeluntersuchungen gibt.“
Das Fleisch von Schlachttieren wird beispielsweise auf Hormone, Masthilfsmittel und Antibiotika untersucht. Interessant sind die Ergebnisse bei den Lebensmitteln. Von 175 Proben im Jahr bei Bier und Biererzeugnissen wurden 42 Beanstandungen ausgesprochen.
Bei Nahrungsergänzungsmitteln sind es 42 von 250 gewesen. Dagegen gab es nur zwölf Beanstandungen bei 2200 Proben auf dem Gebiet der Getreide, Back- und Teigwaren.