Gemeindefusion: Der Bischof ignoriert die Proteste

Bischof Heinrich Mussinghoff erteilt Aufschiebung der Fusion mit St. Anna und St. Elisabeth eine Absage.

Krefeld. Erst kürzlich hat eine Frau im Gespräch mit Pastor Günter Zorn die katholische Gemeinde St. Thomas Morus mit dem „kleinen gallischen Dorf“ aus den Asterix-Comics verglichen. „Das fand ich ziemlich passend“, sagt Zorn. Denn seit mehr als zwei Jahren wehrt sich St. Thomas Morus gegen eine vom Bistum Aachen angeordnete Fusion mit den Gemeinden St. Anna und St. Elisabeth von Thüringen, die zu Beginn 2013 vollzogen sein soll. Doch Erfolg hatte die Pfarrgemeinde mit ihren Protesten bisher nicht.

„Wir haben uns an die von Bischof Heinrich Mussinghoff selbst errichtete Schiedsstelle des Bistums gewandt“, berichtet Zorn. Der Vorsitzende Peter Roggendorf habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die Schiedsstelle kirchenjuristisch nicht zuständig sei. „Er hat den Antrag aber dennoch angenommen, um beiden Parteien ein Friedensangebot zu machen, mit dem sie leben können. Schließlich ist im Vorfeld so viel schief gelaufen.“

Der Antrag, den Roggendorf auf den Tisch bekam, besteht aus drei Teilen, die mit „Vertragsbruch“, „Satzungsbruch“ und „Wortbruch“ betitelt sind. Darin werden dem Bischof schwere Vorwürfe gemacht. St. Anna hätte demnach gar nicht in die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Nordwest aufgenommen werden dürfen, weil bereits ein wirksamer Vertrag von 2006 mit der GdG Nord bestand. Außerdem sei die neue Zuordnung von St. Anna ohne die Zustimmung der verantwortlichen Gremien aller betroffenen Pfarreien geschehen, was gegen die Satzung des vom Bistum herausgegebenen Einsatz- und Strukturplans verstoße.

Rolf Peter Cremer, Generalvikariat

Zudem ist von „massivem Wortbruch“ die Rede, der „das Vertrauen zwischen unserer Gemeinde und dem Bischof zerstört hat“. Mussinghoff hatte nämlich in einem Brief geschrieben, dass er „die Hauptabteilung Pastoral gebeten“ habe, „das notwendige Verfahren“ für die Zuordnung von St. Anna „in die Wege“ zu leiten. Die vorgesehene Fusion werde ausgesetzt bis zur Klärung dieser Frage.

Die Hauptamtlichen der beiden betroffenen GdG Nord und Nordwest wurden von Rolf-Peter Cremer, Leiter der Abteilung Pastoral im Generalvikariat, zu einem Gespräch eingeladen. „Mit einer Gegenstimme, einer Enthaltung und zwölf Ja-Stimmen wurde das Belassen von St. Anna in der GdG Nord beschlossen“, berichtet Zorn. „Cremer erklärte ausdrücklich, dass damit die Sache endgültig geklärt sei.“

Der Priesterrat entschied einige Tage später aber doch anders. Auf den schriftlichen Einwand von St. Thomas Morus, die Gemeinden hätten doch das Recht, noch einmal zu einem Gespräch zusammenzukommen, antwortete der Generalvikar: „Ein solches Gespräch würde eher die Entscheidung des Bischofs öffentlich wieder in Frage stellen als die Klarheit bestärken, die jetzt herrscht.“

„Zynischer kann man eine berechtigte Bitte wohl nicht abweisen!“, steht im Antrag an die Schiedsstelle. Leiter Roggendorf sah es wohl ähnlich und empfahl, die Fusion zwischen St. Anna, St. Elisabeth und St. Thomas Morus bis zum Jahr 2016 auszusetzen. „Das hätten wir akzeptiert“, sagt Zorn, 68 Jahre alt. „Denn in fünf Jahren kann viel passieren. Doch im Moment besteht keine Notwendigkeit für eine Fusion. Alle Gemeinden haben einen Pfarrer.“

Aber Mussinghoff lässt sich auf diesen Kompromiss nicht ein. „Eine Verlängerung der Fusionsfrist kommt für den Bischof nicht infrage, weil er 2013 die Strukturreform abgeschlossen haben möchte“, sagt Rolf-Peter Cremer. „Er will dieses Projekt nicht seinem Nachfolger hinterlassen, wenn er 2015 voraussichtlich in den Ruhestand geht.“ Außerdem habe St. Thomas Morus bereits eine Verlängerung bekommen, andere Pfarreien seien zum 1. Januar 2010 fusioniert.

Cremer räumt ein, dass die einzelnen Schritte der Entscheidungsfindung „nicht so glücklich nach außen kommuniziert“ wurden: „Der Bischof und der Priesterrat, in dem mehrere Krefelder Vertreter sitzen, halten die Fusion der drei Pfarreien in der GdG Nordwest nun einmal für die sinnvollste Lösung. So entsteht neben der Riesen-Pfarre St. Cyriakus in Hüls eine zweite gleich große Gemeinde.“