Freizeit Gespenster führen Kinder durch die dunkle Burg
Krefeld · In Linn haben 40 junge Gruselfreunde einen besonderen Abend erlebt: Sie durften nur mit Taschenlampen durch die Räume ziehen und Geister jagen.
„Hast du ein Gespensterpüppchen?“ fragt Melanie Kemmer den Jungen auf der Zugbrücke. „Hast du eine Taschenlampe dabei?“ Das Minigespenst dient am Samstagabend als Eintrittkarte für die Gespensterführung durch die dunkle Burg Linn, während zusätzliche Lichtquellen bei dieser Tour verboten sind.
In Zweierreihen stellen sich die abenteuerlustigen Kinder auf. Alle angemeldeten 40 sind da und es geht in den finsteren Burghof. „Ich will unbedingt gegen ein Gespenst kämpfen“, sagt ein Junge auf dem Weg.
Im Burghof erwartet sie ein Mann mit schwarzem Umhang, der jedoch keineswegs furchterregend erscheint. „Der sieht aus wie Harry Potter“, sagt später ein Kind. Der Mann stellt sich als der Erzähler vor, der sie nun durch die Burg führen wird. Es ist Axel Niebergall, Ehemann der Museumsleiterin Jennifer Morscheiser, der sich mit Tochter Alanna, die auch eine tragende Rolle in der Gespenstergeschichte besitzt, diese Führung ausgedacht hat. Rund fünfzehn Personen sind an der Gruseltour in der Burg beteiligt.Der Erzähler stimmt die Kinder auf die Begegnung und Bedeutung der Burggeister ein: „Wer weiß besser, was in den Räumen passiert ist, als die Geister?“
Da erklingt leise Musik vom Bergfried und die Jungen sowie Mädchen werden aufgefordert herauszufinden, was es mit der weißen Dame auf sich hat, die sich dort befindet. „Ich möchte, dass ihr Euch konzentriert! Sagt mal ‘weiße Dame’.“ Die Kinder sollen den richtigen Tonfall finden, um die Frau heranzulocken. Ein vielstimmiger Sprechchor erklingt im Düsteren der Wachstube über dem Angstloch in den Kerker. „Da ist was!“
Eine weiß gekleidete Frau kommt die Treppe herunter und beginnt, die Geschichte von einem Raubritter zu erzählen. „Wisst ihr, was ein Raubritter ist?“ Natürlich weiß man das. Es geht um Heinrich von Strünkede, den Raubritter, der im 14. Jahrhundert sein Unwesen auf Burg Linn getrieben hat. „Heinrich ist ein übler Mensch. Ein Glück, dass ich schon so lange vor ihm gestorben bin.“
Nach der Begegnung mit der weißen Dame steigen die Kinder hinunter auf den Wehrgang. Von dort werden sie Zeuge, wie bei mittelalterlicher Beleuchtung einige Personen im Burghof sich auf eine Belagerung der Burg vorbereiten. Im unteren Rittersaal, der auch nur durch wenige Kerzen nahezu authentisch beleuchtet wird, schildert ein Ritter sehr lebendig ein Kampfgeschehen. Jetzt bekommen auch die Kinder die Gelegenheit, in den Kampf gegen den Raubritter einzutreten und ihn in die Flucht zu schlagen.
Wie das Stürmen einer Burg geht, macht der Erzähler deutlich, und man ist sich einig, mit viel Lärm Angst zu verbreiten. Trampeln als wäre eine große Horde im Anmarsch, das setzen die Kinder perfekt um und auch das wildeste Schreien, zu dem sie in der Lage sind, kommt sehr überzeugend herüber. Damit sind sie bestens vorbereitet, im oberen Rittersaal auf den Raubritter Heinrich zu treffen und ihn das Fürchten zu lehren.
Anschließend bekommen die Kinder noch weitere Gelegenheiten, in der leicht gruseligen Atmosphäre sich im direkten Gegenüber den Geistern zu behaupten und sie in die Flucht zu schlagen. Nachdem die Burg von allen Gespenstern befreit scheint, steigen die Kinder die Wendeltreppe hinunter. „Man darf doch kein Feuer alleine lassen“, sagt einer der Jungen, der zu den ersten Kindern gehört, die die verwaiste Burgküche betreten, schon wieder ganz im Hier und Jetzt.
Zur Entspannung der Situation trägt sicherlich bei, dass die Kinder nun die Mini-Gespenster, die als Eintrittskarte gedient haben, auspacken dürfen. Diese entpuppen sich als Lutscher und so lässt sich etwas leichter auf Eltern oder Großeltern warten, die sie abholen.