Grünen-Geburtstag: „Früher Spinner, jetzt unverzichtbar“

Vor 30 Jahren gründeten sich die Grünen in Krefeld.

Krefeld. Vor 30 Jahren glaubte so recht niemand an ein Überleben der aus einer Umweltinitiative entstandenen Partei "Die Grünen". Erst recht keiner daran, dass sie eines Tages in die Parlamente einziehen könnte. Sie schaffte beides und darf feiern. In Krefeld trafen sich Mitglieder und Freunde im Südbahnhof. Es wurde voll und spät.

Die Grünen sind zwar auch, sah man sich im Saal um, in die Jahre gekommen, doch sie haben nichts von ihrer Frische und Lockerheit eingebüßt, davon zeugte unter anderem das Programm mit der Gruppe "Horney Pixies" und der grünen Songgruppe, die sich "noch einmal und nie wieder" zusammenfand. Die erste grüne Bürgermeisterin Rita Thies, heute in Wiesbaden, wünschte Glück per Video. Landesschatzmeister Jo Schroers gratulierte und Moderator Oliver Keymis stellte fest: "Wir können nicht nur gut diskutieren, sondern auch gut feiern."

Und das in jedem Alter. Die 87-jährige Ilsebill Hauschild, Gründungsmitglied und den Grünen treu geblieben, blickte schmunzelnd zurück. "Damals haben sie ja noch gesponnen, aber jetzt sind sie nötig." Mitgründerin Viktoria Lösche geht noch einen Schritt weiter: "Eigentlich müsste man heute noch einen radikaleren Kurs einschlagen, aber das sollten Jüngere tun."

Im Gespräch mit der WZ erinnert sich Christoph Bönders, 22 Jahre Mitglied und seit sieben Jahren im Rat, an die erste Ratsperiode: "Wir wurden als vorübergehender Fremdkörper wahrgenommen." Heute seien sie in der Mitte der Gesellschaft an- und mit allen gesellschaftlichen Veränderungen zurechtgekommen. Er habe allerdings nie daran gedacht, mit 60 noch einmal gegen Atomkraft auf die Straße gehen zu müssen.

Das Gefühl, "wir sind heute noch genau so nötig wie damals, obwohl die anderen Parteien grüne Themen übernommen haben", hat auch Rolf Rundmund, stellvertretender Fraktions-Vorsitzender. Er hofft, dass "wir in 30 Jahren eine der großen Strömungen der Gesellschaft sind." Eine verlässliche politische Kraft und keine Sponti-Partei seien sie jetzt schon, pflichtete ihm Dietmar Siegert bei.

Fraktionsvorsitzende Stefani Mälzer betonte zur aktuellen Diskussion: "Es gibt kein Schwarz-Grün. Wir wollen keine Fundamentalopposition, sondern punktuelle Zweckbündnisse eingehen, konstruktive Politik machen, die die Stadt weiterbringt."