Christen, Muslime und Juden feiern gemeinsam In Krefeld vertragen sich die Religionen

Krefeld · Ein interreligiöses Sommerfest findet am 20. August auf der Burg Linn statt.

Emine Akgül, Natalia Wagner und Barbara Schwahn  (v.l.)  laden zum Interreligiösen Sommerfest ein.

Emine Akgül, Natalia Wagner und Barbara Schwahn  (v.l.)  laden zum Interreligiösen Sommerfest ein.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Erstmals und einmalig – dies ist nach den Worten von Bettina Furchheim, Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises Krefeld, das Interreligiöse Sommerfest, das am Sonntag, 20. August, auf der Burg Linn gefeiert wird. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) Krefeld und Meerbusch, die Union türkischer und islamischer Vereine Krefelds und Umgebung sowie die Jüdische Gemeinde Krefelds laden dazu gemeinsam ein. Was alles andere als selbstverständlich ist, wie die Organisatoren bei der Vorstellungen des Programms betonten.

Anfang des Jahres war die Idee aufgekommen, mit Blick auf das Stadtjubiläum und die Toleranzgeschichte gemeinsam etwas zu machen, da Ostern, das Pessach-Fest und der Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr auf den gleichen Zeitraum gefallen sind. Die Zeit zur Vorbereitung war jedoch zu knapp, sodass es jetzt ein Sommerfest wird. Das Motto lautet: „Shalom – Salam – Friede für die Stadt.“

 „Wir haben uns noch einmal deutlich besser kennengelernt“, berichtet Emine Akgül, stellvertretende Vorsitzende der Union der türkischen und islamischen Vereine, von zahlreichen „wunderbaren Arbeitstreffen“. Gemeinsamkeiten kamen dabei ebenso zur Sprache, wie Unterschiede. Was ist zum Beispiel der Unterschied zwischen Koscher und Halal? Kann man das schmecken? „Ich dürfte koscher essen, Natalia Wagner umgekehrt nicht“, berichtet Akgül mit Blick auf die Eventmanagerin der Jüdische Gemeinde.

„Uns allen ist der Glaube sehr wichtig“, betont ACK-Vorsitzende Barbara Schwahn. Und erinnert daran, dass die drei Religionen auf Abraham zurückgehen. Beim Sommerfest sollen solche Gemeinsamkeiten, aber auch die jeweiligen Besonderheiten betont werden. Stolz und öffentlich, so die drei Organisatorinnen, werde in der Museumsscheune und auf der angrenzenden Wiese demonstriert: In Krefeld vertragen sich die Religionen!

Christliche Kirchen
servieren den Kuchen

Vor allem kulturell und kulinarisch wird dies zu erleben sein. Köstlichkeiten aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen können dabei an drei verschiedenen Ständen probiert werden. Wie Barbara Schwahn bekennt, habe sich die christliche Seite anfangs schwergetan, typische Speisen zu definieren. Ist Fisch am Freitag noch eine christliche Tradition? Solche Fragen wurden diskutiert – und am Ende fiel die Entscheidung, ein Kuchenbuffet anzubieten, wie es zu jedem guten Gemeindefest dazugehört.

Posaunenchor, Tanz
und jüdische Kampfkunst

Zum Bühnenprogramm gehören Musik und Tanz aus Judentum, Christentum und Islam. Dazu zählen der Auftritt eines Posaunenchors, Klezmermusik auf der Klarinette sowie Tanzaufführungen muslimischer Folklore. Akrobatisch geht es bei Vorführungen des Kampfsports Krav Maga zu. Außerdem werden Pfarrer, Imam und Rabbiner beim Bühnentalk theologische Fragen diskutieren. Nicht zuletzt wird es ein eigenes Kinderprogramm geben.

„Warum haben wir das eigentlich nicht schon früher gemacht?“ Diese Frage ist laut Barbara Schwahn im Laufe der Vorbereitungen aufgekommen. Sie verrät gleichzeitig, dass in der ACK schon überlegt wird, im nächsten Jahr die anderen Religionen zum Erntedank einzuladen.

Dass ein solches interreligiöses Fest sogar deutschlandweit nicht selbstverständlich ist, zeigt eine finanzielle Förderung durch das Projekt „Weißt du, wer ich bin?“, das die drei Religionsgemeinschaften für ein friedliches Zusammenleben in Deutschland gegründet haben: Ein Zuschuss von 15 000 Euro – der Höchstbetrag –  ist für das Krefelder Event bewilligt worden. Eine Summe, die in dieser Höhe wohl gar nicht benötigt wird, denn auch von der Stadt Krefeld fließen Fördermittel.

Das Interreligiöse Sommerfest findet am Sonntag, 20. August, von 14 bis 18 Uhr auf der Burg Linn statt.