Interview Interview: "Die Partei" in Krefeld - Achtung, Satire!

Carsten Bullert und Richard Jansen von Die Partei sprechen im Interview über Krefeld, den Freistaat linker Niederrhein, die DDR und Politiker-Diäten.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Richard Jansen (51) und Carsten Bullert (42) sind nicht allein gekommen. Sie haben Liselotte mitgebracht, den Partei-Pudel, frisch frisiert und eine ziemlich feine Dame. Und eine KFC-Tasse, weil der Redaktionsleiter fahrlässigerweise mal seinen Schalke-Bleistifthalter gepostet hatte. Und jede Menge, nennen wir es mal, interessante politische Forderungen. Die beiden sind die Bundestagskandidaten für die Satire-Partei Die Partei in den Krefelder Wahlkreisen 110 und 114.

Ein nicht ganz sooooo ernst gemeintes Interview über Krefeld und die Grenzen zwischen Politik und Satire.

Herr Jansen, wie haben Sie zur Politik gefunden?

Richard Jansen: Schon zu Schulzeiten. Mir war als Kind der geburtenstarken Jahrgänge klar, dass ich nicht auf die Rente hoffen kann. Dann hab’ ich Herrn Pützhofen als OB kennengelernt, den Kennedy vom Niederrhein. Kurzum: Ich wollte einfach nicht mehr das kleinere Übel wählen, also dachte ich, da wähle ich doch lieber mich selbst.

Und Sie, Herr Bullert?

Carsten Bullert: Och, ich hatte es sogar mal bei den Jusos versucht, die haben das Parteibuch aber pünktlich zur Agenda 2010 zurückgekriegt. Aber: Man kann in der Politik schnell Karriere machen. Ich will mich einmischen. Wenn die Etablierten so könnten, wie sie wollten, wäre alles nicht so schlimm. Aber die laufen ja alle an der Hundeleine.

Was unterscheidet Die Partei von anderen Parteien?

Bullert: Wir haben verstanden, dass die Grenzen zwischen Politik und Satire längst verschwommen sind. Außerdem sind wir ja auch die billigste Partei mit zehn Euro pro Monat.

Wie ernst wollen Sie eigentlich genommen werden?

Jansen: Was soll das denn heißen? Wir rechnen fest mit mindestens 50 Prozent der Stimmen, mein Wahlkreis ist noch wesentlich leichter, da könnten es ein paar Prozent mehr werden. Wir haben den Moerser Stadtverband wachgeküsst, das ist ein einziger Wahnsinn, was da abgeht.

Bullert: Außerdem helfen wir ja längst aus. Beim Fest ohne Grenzen haben wir den verwaisten Stand der CDU gekapert. Um die Blondinsche Peinlichkeit auszugleichen und damit wenigstens eine Partei der Mitte vertreten ist.

Heißt das, Sie haben keine eigenen Themen?

Jansen: Nein.

Aha. Und welche wären das?

Bullert: Wir wollen zum Beispiel die Flüchtlingskrise bewältigen, indem wir die DDR als sicheres Herkunftsland einstufen. Dann können alle Wirtschaftsflüchtlinge dorthin zurück und die Nazis gleich wieder mitnehmen. Das käme den Ostdeutschen auch sehr gelegen.

Sicher?

Jansen: Na ja, schauen Sie montags nach Dresden. Wenn diese Affen keine westdeutschen Verhältnisse wollen mit ihrem besoffenen teutonischen Jubel, dann tun wir ihnen sogar einen Gefallen. Wenn auch ungern.

Außerdem?

Bullert: Wir werden den Freistaat linker Niederrhein gründen mit Krefeld als Hauptstadt. Da ist nur konsequent, dahinter kommt ja nur noch Duisburg, dann Bielefeld und dann schon die DDR. Außerdem werden wir den nächsten G20-Gipfel nach Mönchengladbach holen und ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen. Gekoppelt an Politiker-Diäten.

Jansen: Oder umgekehrt.

Wie werden Sie Ihren Triumph am 24. September feiern?

Bullert: Ich denke, dass wir das Seidenweberhaus als Location anmieten, denn es wird sehr voll werden. Das hat außerdem den charmanten Vorteil, dass die Abrisskosten demnächst schon mal entfallen.