Interview mit Blondin (CDU): "Hängepartie nervt uns alle"
CDU-Chef Marc Blondin über die Probleme beim Haushalt, veruntreute Gelder, Mitgliederschwund und die Drähte zwischen Partei, Fraktion und Oberbürgermeister.
Krefeld. Seit knapp einem Jahr steht Marc Blondin an der Spitze der Krefelder CDU. Die WZ sprach mit ihm über veruntreute Gelder, Mitgliederschwund und neue Impulse.
Herr Blondin, gleich Ihr Start als Parteivorsitzender wurde durch die Veruntreuungsgeschichte belastet. Wie ist der Stand der Dinge?
Marc Blondin: Das hat die Ressourcen des neuen Parteivorstandes für mindestens ein halbes Jahr gebunden. Die Zeugenbefragungen dauern an, ob und wann eine Anklage gegen den ehemaligen Geschäftsführer erhoben wird, ist noch nicht klar. Zumindest sind über die fehlenden 90 000 Euro hinaus keine weiteren Katastrophen erkennbar. Und wir werden alles tun, um Schaden von der Partei abzuwenden.
Gibt es denn mittlerweile einen neuen Geschäftsführer?
Blondin: Ja, seit 1. Oktober führt der gebürtige Krefelder Lothar Kauffels die Geschäfte der Krefelder CDU. Wir haben uns trotz der angespannten Finanzlage mit der Landespartei einigen können. Robert Kleinheyer, der uns lange Zeit ehrenamtlich ausgeholfen hat, ist nun Geschäftsführer der Neusser CDU.
Wie sieht es mit den Vermietungsplänen für die Geschäftsstelle an der Carl-Wilhelm-Straße aus?
Blondin: Wir wollen uns auf jeden Fall kleiner setzen, um Geld zu sparen. Eine Vermietung ist in Vorbereitung. Wir stehen in Gesprächen mit den beiden Krefelder Bundestagsabgeordneten, Kerstin Radomski und Ansgar Heveling, die ja ein Büro vor Ort brauchen.
Hat die Mitgliederzahl durch die kriminellen Machenschaften der ehemaligen Geschäftsführung gelitten?
Blondin: Es gab zum Glück keinen einzigen Austritt mit dieser Begründung. Unsere Strategie, mit dem Problem sehr offen umzugehen, ist offensichtlich honoriert worden. Nach wie vor ist die Mitgliederzahl aber eine große Baustelle. Immer noch versterben mehr CDU-Anhänger als neue hinzukommen.
Wie wollen Sie das ändern?
Blondin: Wir wollen die Partei weiter öffnen. Noch in dieser Woche startet eine Mitgliederbefragung zum Kommunalwahl-Programm. Das Ergebnis wird einfließen in die Beschlussfassung. Das wird im März nächsten Jahres beim Programm-Parteitag passieren. Auf der Grundlage des von Jürgen Wettingfeld und Philibert Reuters erarbeiteten Papiers haben wir Arbeitsgruppen unter Leitung der Vorstandsmitglieder zu wichtigen Themen wie Wirtschaft, Bildung oder Familie gegründet. Die sollen für alle interessierten Mitglieder geöffnet werden und Ideen entwickeln, die dann auch in die Ratsarbeit eingebracht werden sollen.
Die Zusammenarbeit läuft ja nicht gerade reibungslos. Was ist aus Ihren Vermittlungsversuchen geworden?
Blondin: Ich hatte den Eindruck, dass wir in der Abstimmung zwischen Partei, Fraktion und Oberbürgermeister besser geworden sind. Es finden jetzt regelmäßige Treffen statt, damit wir alle an einem Strang ziehen.
Warum kommt das in der Öffentlichkeit nicht rüber?
Blondin: Ich sehe die schwierigen Haushaltsberatungen als Ursache. Wir sind sehr enttäuscht, dass wir keinen genehmigungsfähigen Haushalt haben. Ansonsten gibt es keine Komplikationen.
Was bedeutet die Finanzsituation für den anstehenden Wahlkampf?
Blondin: Uns sind noch mindestens bis Ende nächsten Jahres die Hände gebunden. Wir müssen auf Wahlgeschenke verzichten. Die kann es in dieser Situation nicht geben. Aber die Leute wollen, dass wir die Stadtfinanzen in Ordnung bringen. Alle sind genervt von der Hängepartie. Steuererhöhungen sind für uns keine Lösung, das würde zum Abwandern von Firmen führen. Ansonsten sind wir für Sparvorschläge offen.
Und was sind für die CDU die Kernthemen der Kommunalwahl?
Blondin: Mein persönliches Motto — Zusammenhalten, Krefeld gestalten — würde ich gerne übertragen. Auf jeden Fall wollen wir die Bürger in Entscheidungen einbinden und das „Wir-Gefühl“ stärken. Zu den zentralen Themen gehört zudem das Erscheinungsbild der Stadt — von der Grünpflege über die Straßen bis hin zu Ordnung und Sicherheit. Dazu gehört auch, den Theaterplatz zu räumen. Auch wenn ich keine Patentlösung für das Problem habe. Aber das ist definitiv der falsche Ort für die Szene.