Interview mit Peter Rütten: Wer mitgestaltet, wird nicht verunstalten

Peter Rütten ist Quartiersmanager der Stadt Krefeld. Zu seinen Aufgaben gehört die Umsetzung des Stadtumbaus West.

Herr Rütten, wofür sind Sie als Quartiersmanager zuständig?

Peter Rütten: Etwa seit dem Jahreswechsel 2008/2009 gibt es ein Stadtentwicklungskonzept, das vom Ingenieurbüro Pesch & Partner zusammen mit den Gremien der Stadt erstellt wurde. Innerhalb des Stadtumbaus West setzen wir jetzt schrittweise ein Programm innerhalb der Ringe um, von dem Gewerbe-, Wohnimmobilien und öffentliche Plätze profitieren. Während sich zum Beispiel mein Kollege Holger Leroy um die Beseitigung der Leerstände in den Einzelhandelsgeschäften kümmert, befasse ich mich mit der Modernisierung der Wohngebäude, der Schließung von Baulücken oder auch — wo nötig — dem Rückbau. Unser aller Ziel ist es, das Erscheinungsbild der Stadt zu verbessern.

Wie viel Geld ist für die Umsetzung von Konzept und Stadtumbau vorgesehen?

Rütten: Für die komplette Umsetzung des Konzepts wären über 100 Millionen Euro nötig, aber das ist finanziell nicht kurzfristig zu stemmen. Vorgesehen sind in den nächsten fünf Jahren Maßnahmen für immerhin 20 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln, wobei die Politik zwar die Prioritäten festlegt, aber die Bürger in Workshops nach ihrer Meinung befragt werden. Die ersten 1,5 Millionen Euro haben wir bereits ausgegeben, unter anderem für die Neugestaltung des Göldenbachs-Platzes, der Menonniten-Kirch-Straße und des Spielplatzes Nördliche Lohstraße.

Apropos Göldenbachs-Platz. Wie kann man in vergleichbaren Fällen verhindern, dass wieder faule Kompromisse geschlossen werden?

Rütten: Die Gestaltung des Platzes ist zwar das Ergebnis eines Kompromisses, wird allerdings den unterschiedlichen Interessen gerecht. Wir werden in den Workshops die Bürger einbinden, sie informieren, aktivieren, aber auch Überzeugungsarbeit leisten müssen. Ich hoffe, dass es gelingt, die Bewohner selbst zu Akteuren zu machen. Die Bürgerteilnahme ist sogar rechtlich verankert. Unser Ziel ist, gemeinsam mit den Anwohnern etwas zu verbessern. So entstehen Identität und Verantwortung. Wer mitgestaltet, wird nicht verunstalten.

Welche Plätze und Einrichtungen sollen denn verschönert werden?

Rütten: Förderungswürdig sind Plätze, Parkanlagen, Spielplätze und Schulhöfe, soweit sie öffentlich zugänglich sind. Erste definierte Flächen sind unter anderem der Stadtgarten, der schrittweise neu gestaltet werden soll, und der Kaiser-Friedrich-Hain. Die Fördermittel werden gezielt beantragt, ein Teil ist in Vorbereitung. Es gibt kein in Stein gemeißeltes Programm, selbst ein Austausch von angedachten Modernisierungen ist möglich. Stadtentwicklung ist ein Prozess.

Wie kommen die Eigentümer an die Fördermittel und an wen müssen sie sich wenden?

Rütten: Für Fassaden- und Hofgestaltung können von jedem Immobilienbesitzer Zuschüsse beantragt werden — und zwar bei mir. Dazu gehören architektonische Verbesserungen, die sowohl optischer als auch energetischer Natur sein können. Die Beratung ist ab sofort möglich, wobei Experten hinzugezogen werden können — bis hin zur Finanzierung. Eine Broschüre mit den wichtigsten Informationen ist in Arbeit. Richtig loslegen werden wir erst ab 2012. Es besteht also kein Grund zur Eile.

Wie hoch sind die Zuschüsse?

Rütten: Pro Quadratmeter gestalteter Fläche werden maximal 60 Euro veranschlagt, wovon die Hälfte gefördert werden kann. Darin können sogar Architektenleistungen enthalten sein. Wenn der Eigentümer jedoch nur 30 Euro für die Modernisierung pro Quadratmeter benötigt, erhält er auch nur 15 Euro Zuschuss. Dies ist ein einzigartiges Angebot und eine Steilvorlage für alle Eigentümer, die schon mit dem Gedanken an eine Renovierung gespielt haben. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wie sieht Ihre ideale City aus?

Rütten: Die Innenstadt darf nicht ausbluten, sondern muss für alle Generationen lebenswert sein. Dazu müssen Optik und Infrastruktur stimmen. Daran arbeite ich mit meinen Kollegen in intensiver Abstimmung. Zurzeit suche ich ein gemeinsames Büro als Anlaufstelle für die Bürger. Ich liebe diese Stadt und will mich für sie einsetzen. Das trägt mich auch in meiner neuen Aufgabe.