Wohnraumlage Ist die Stadt fürs Wohnen attraktiv, kommt auch das Gewerbe

Beim Immobilien- und Investorenforum wurde über Ansiedlungspolitik und Wohnungsbau diskutiert. Im Trend liegen sogenannte urbane Mischgebiete.

Foto: Jürgen Brefort

Krefeld. Neue Firmen schaffen zwar Jobs, aber sie kommen nur, wenn die Stadt neben einer adäquaten Gewerbefläche auch attraktive Rahmenbedingungen und genügend Wohnraum für die Mitarbeiter bietet. Ist das in Krefeld der Fall? Um diese Frage drehten sich die Diskussionen beim Immobilien- und Investorenforum im Campus Fichtenhain, zu dem IHK und Wirtschaftsförderung (WFG) eingeladen hatten.

Schon im Begrüßungstalk wurden Differenzen deutlich: Während Oberbürgermeister Frank Meyer von 6000 nötigen Wohneinheiten bis 2020 sprach, hielt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz 8000 für angemessen. „Wie soll das gehen? Wenn von 500 neuen Einheiten pro Jahr ausgegangen wird, dauert es 16 Jahre bis zum Ziel“, rechnete Norbert Bienen, Vorsitzender im IHK-Ausschuss für Immobilienwirtschaft vor.

Planungsdezernent Martin Linne spezifizierte die Zahlen. Er geht von einem Bedarf von 6500 Wohneinheiten aus. Davon entfallen 3000 auf Neubauwohnungen, 2100 auf den Zuzug speziell aus Düsseldorf und 1400 auf Flüchtlinge mit Bleibeperspektive. Dafür seien fünf Siedlungserweiterungsflächen vorgesehen und etliche Wohnverdichtungsvorhaben geplant. Als Orte für Großprojekte nannte Linne unter anderem die Herbertzstraße, Fischeln, Gartenstadt sowie drei ehemalige Kasernengelände in Forstwald, an der Emil-Schäfer-Straße und der Kempener Allee. Das mache in Summe maximal 4000 neue Wohneinheiten bis 2020, wozu aber große Anstrengungen nötig seien.

Bienen empfahl der Stadt, sich nicht allein auf die beachtliche Leistung der städtischen Wohnstätte zu verlassen. „Gas geben“, fordert er auf, sich auch an Investoren zu wenden. Schließlich sei die Wohnungsbaufinanzierung günstig wie nie. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Wohnstätte-Chef Thomas Siegert greift den Ball auf: „Es müssen mehr Privatinvestoren tätig werden. Vielleicht sind ja welche im Saal?“ Siegert befürchtet, dass die Zinsen spätestens ab 2018 wieder anziehen. Dann werde die Baukostensteigerung nicht mehr durch die Mieten aufgefangen. Einen vielbeachteten Vortrag hielt Martin Dornieden vom Verband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Er zeigte anhand geografischer Karten von Krefeld aus dem Jahr 1930 und von heute, wie dünn besiedelt die Stadt damals war und wie verdichtet die Wohnbebauung inzwischen ist. Das führe zu vielen Konflikten zwischen Industrie und Bevölkerung, wie auch rund um den Krefelder Rheinhafen. „Die Wanderung in die Städte ist groß“, sagt er und stellt Lösungen aus anderen Städten für den neuen Trend zu urbanen Mischgebieten vor. Während in Gewerbegebieten das Wohnen verboten ist, ist es in Mischgebieten zusammen mit Handelsbetrieben erlaubt. So sind Arbeiten, Wohnen und Freizeit in unmittelbarer Nähe möglich.

Das Autohaus Herbrand baut im Europark Fichtenhain ein Zentrum für Mercedes-Nutzfahrzeuge. Richard Lacek-Herbrand unterstrich die Bedeutung, die der Wohnraum in Krefeld für die Mitarbeiter bietet. In diesem Fall gehe es aber nicht um hochwertige Jobs, sondern um gewerbliche Berufe und daher um Wohnungen mit bezahlbaren Mieten. WFG-Chef Eckart Preen, der die vielen Neuansiedlungen in den Krefelder Gewerbegebieten Revue passieren ließ, stellte bei den Verhandlungen über die Erweiterung der Firmensitze von GOB und Canon fest, wie wichtig die Zusage nach Wohnraum war, zum Beispiel in Fischeln.