Krefelder Zoo Kalte Nashorn-Ohren und doppelt dicke Jacken bei den Moschusochsen
Manche Tiere im Zoo müssen bei Kälte vor sich selbst geschützt werden. Bei anderen möchte man fast neidisch werden, wie warm sie es sich selbst machen können.
Krefeld. Nashörner sind wie Kinder. Während den kleinen Menschen Mütter, Väter, Omas, Opas oder Erzieher mit Mützen und Schals hinterherlaufen, müssen im Fall der grauen Riesen im Krefelder Zoo die Tierpfleger ein Auge auf den Temperaturen haben. „Nashörner würden auch draußen bleiben, wenn ihnen die Ohren abfrieren“, fasst Zoopressesprecherin Petra Schwinn zusammen, was die zunehmende Kälte am Niederrhein für Nane und Usoni bedeutet.
Noch ist es nicht zu eisig, aber bei Dauerfrost heißt es im Gehege der Dickhäuter „Tür auf, Tür zu, Tür auf, Tür zu“. Dann geht es für Spitzmaulnashörner mal zum Luftschnappen und für den Auslauf ein Viertelstündchen raus und dann zum Aufwärmen wieder ein Stündchen rein.
Doch solches Säugetier-Sitting ist selbstverständlich nur bei in freier Natur wärmegewohnten und zudem noch fellfreien Exemplaren wie Nashörnern und Elefanten nötig. „Und der Tapir, der ist auch eine Frostbeule“, nennt Schwinn ein weiteres Beispiel aus den hiesigen Gehegen.
Bestens ausgestattet für den diesjährigen Herbst mit seinen frühen Niedrigtemperaturen sind dagegen Trampeltiere, Moschusochsen und Dallschafe. Sie haben dabei ähnliche Eigenschaften, die sie so witterungsresistent sein lassen. Zuallererst besitzen sie unter ihrem Deckhaar sogenannte Unterwolle. Sie ist weich und kraus und in ihr sammelt sich in den Zwischenräumen Luft, die von der Körperwärme der Tiere sozusagen beheizt wird. „Das ist wie eine Art Daunenweste, ein warmes Luftpolster“, erklärt Schwinn.
Bei den Trampeltieren, die aus Asien stammen und das Wüstenleben gewöhnt sind, zu dem gerade nachts extreme Minusgrade gehören, kommt noch eine Fähigkeit hinzu. Sie können ihre Körpertemperatur auf 34 Grad absenken und sparen so Energie, müssen also nicht so viel heizen. „In klaren, also trockenen kalten Nächten schlafen sie oft auf der Anlage und nicht in ihrem Haus“, berichtet Schwinn über die Gewohnheiten der drei Exemplare, die im Krefelder Zoo leben.
Auch die Moschusochsen, die in freier Wildbahn in Grönland, Norwegen und Russland verbreitet sind, kommen gut mit Kälte und starken Temperaturschwankungen klar. So haben auch die beiden Krefelder Paarhufer gewissermaßen gleich zwei Daunenjacken übereinander an. „Denn sie haben nicht nur eine sehr dichte Unterwolle, sondern mit 90 Zentimetern das wohl längste Deckhaar in der Tierwelt“, erzählt Schwinn. Die Unterwolle können die Zoobesucher im Frühjahr beim Fellwechsel sehen, wenn es als gelbe Büschel zwischen dem braunen Deckhaar heraushängt.
Belastbare Vertreter, was schwankende Temperaturen angeht, sind im Krefelder Zoo auch die Dallschafe. Die aus Alaska stammenden Hochgebirgsschafe legen bei ihrem Fell gleich noch eine Portion Fett dazu. „Wenn man ihnen intensiv ins Fell packt, hat man einen richtigen Film auf den Fingern“, verdeutlicht Schwinn, warum diese Säugetiere nicht nur Kälte, sondern auch gleichzeitige Feuchtigkeit gut aushalten. „Und so ein Wetter, also so wie jetzt bei uns, das mag eigentlich kein Tier gerne.“
Unter den Vögeln im Krefelder Zoo sind die beiden Schnee-Eulen, wie es der Name ahnen lässt, die wackersten Gesellen. Während bei dauerhaftem Frost Pelikane und Flamingos in die Häuser geholt werden müssen, können diese Eulen nur müde blinzeln.
Sie haben, wie es in ihrer Heimat, den Tundrengebieten von Island, Nordeuropa, Sibirien, Alaska, Kanada und Grönland nötig ist, sehr kräftige Daunen. Wenn es besonders kalt wird, ist ihnen Schnee willkommen. „Dann lassen sie sich, wie die Moschusochsen übrigens auch, einfach einschneien, weil es unter der Schicht wärmer ist als im kalten Wind“, sagt Schwinn. So weit ist es allerdings in Krefeld wohl noch nicht.